Fundbüro Gelsenkirchen: Kabinett der Kuriositäten

Jede Menge Fahrräder in Top-Zustand warten bald auf neue Eigentümer.
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Nicht alles, was vergessen wurde, ist auch verloren. Vieles landet nämlich in der städtischen Fundstelle. Was genau sich alles in den Kellern des Hans-Sachs-Hauses befindet und was damit passiert, fand der Stadtspiegel heraus.

Die letzte Auktion fand erst kürzlich statt, deshalb sind die Regale im Fundsachen-Keller des Hans-Sachs-Hauses (HSH) fast leer. „Sonst stapeln sich hier schon mal die Fundsachen“, weiß Marion Penquitt von der Stadt Gelsenkirchen. Seitdem sie jedoch den größeren Raum im HSH zur Verfügung haben, passiere das nur noch selten. Zumal die Bürgercenter in Buer, Erle und Horst eigene Räumlichkeiten für Fundsachen haben.

Schicke Accessoires und olle Alltagsgegenstände

Fundsachen werden das ganze Jahr über von Polizei, Gelsendienste, Einzelhändlern und anderen Institutionen, seltener auch Privatpersonen, abgegeben. Jedoch unterscheiden sich beispielsweise die gefundenen Kleidungsstücke je nach Jahreszeit stark: „Im Winter bekommen wir oft Accessoires wie Mützen, Handschuhe, Schals und dergleichen“, erklärt Penquitt und ihre Kollegin Bußmann hakt ein: „Im Sommer hingegen sind es meist vergessene Schwimmsachen, die bei uns in blauen Müllsäcken gelagert werden.“ Das ist nicht immer angenehm, denn viele der Dinge werden noch nass oder mindestens klamm vorbei gebracht.

Besonders erstaunlich die Anzahl an Fahrrädern, meist in Top-Zustand, die in der Fundstelle zwischenlagern: „Im Schnitt haben wir immer um die 20 Fahrräder hier“, berichtet Penquitt. Aber wieso holt denn keiner die teuren Zweiräder ab? „Wahrscheinlich denken viele Menschen, dass es gestohlen wurde und denken gar nicht daran, dass jemand es bei uns abgegeben hat“, mutmaßen die Mitarbeiter des Bürgercenters.

Vom geheimen Tresor und dem "Schlüsselschrank"

Wertsachen und Dokumente, die abgegeben wurden, lagern in einem anderen Raum, beziehungsweise im Tresor des Rathauses. Schlüssel werden im Schlüsselschrank aufbewahrt, der auch erstaunlich gut gefüllt ist.
Wer etwas verloren hat, sollte also vor dem Trauern erst einmal bei der Information im Hans-Sachs-Haus vorbeischauen oder gleich im Internet schauen, ob sein Schlüssel, Handy, Fahrrad oder Badeanzug nicht doch gefunden wurde.

Genaue Beschreibung oder passendes Gegenstück

Sechs Monate lagern die Fundsachen im Rathaus, bevor sie zur Auktion gegeben werden. Eigentümer haben in diesen sechs Monaten die Möglichkeit, durch deine genaue Beschreibung oder ein passendes Gegenstück (Zweitschlüssel bei Schlüsseln, Reisepass bei Personalausweisen etc.) ihr Eigentum abzuholen. Damit auch die richtige Person ihr Eigentum abholt, müssen Übergabeunterlagen unterzeichnet werden; damit auch jeder sein nur eigenes Fahrrad mitnimmt...

Wirklich alles wird versteigert

Nach der sechsmonatigen Frist geht es zur Auktion. Zweimal im Jahr (jeweils im Mai und November) führt eine vereidigte Auktionatorin die Versteigerung in der Kleingartenanlage Bismarckhain an der Grimbergstraße durch. Aber gibt es auch „unversteigerbare“ Dinge? „Gegenstände von geringem Wert, zum Beispiel einzelne Kleidungstücke, werden häufig zu Sammelposten zusammengefasst und als eine Sache versteigert. So gibt es zum Schluss einer Versteigerung keine Fundsachen, die nicht versteigert wurden“, erklärt Birte Blankenaufullstein vom Referat Recht und Ordnung, welches für die Auktionen zuständig ist.

Exotische Tierwelten im Fundbüro

Das Kurioseste, das bisher abgegeben wurde? „Das war ein ausgestopfter Leopardenkopf“, erinnert sich Penquitt und erzählt, dass in diesem Falle erst einmal geklärt werden musste, was nun damit zu tun sein: „Versteigern durften wir ihn nicht, schließlich stehen Leoparden unter Artenschutz. Schlussendlich wurde er dem Amt für Umwelt übergeben.“ Das momentan wohl Außergewöhnlichste ist ein komplettes Soundsystem fürs Auto: Bassboxen inklusive.

"Hier am Kiosk liegt ein Gebiss!"

Fundbüro-Veteran Henning Beckmann erinnert sich an einen kuriosen Anruf: „Vor ein paar Wochen rief mich jemand an der meinte: ‚Hier am Kiosk liegt ein Gebiss!‘ - Sowas passiert nicht jeden Tag. Auch andere Prothesen wurden schon bei uns abgeben. Und natürlich jede Menge Klassiker wie Schlüssel, Ausweise und Taschen.“

Auf jeden Fall gilt: Alles, das verloren geht, wird auch wieder gefunden! Manchmal auch im Fundbüro der Stadt Gelsenkirchen.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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