Ehepaar aus Israel auf Spurensuche in Gladbeck
Gladbeck. Weitgereiste Gäste empfing jetzt Bürgermeister Ulrich Roland im Gladbecker Rathaus: Mit seiner Ehefrau Ania war Gadi Nevo aus Israel angereist, um die Stadt kennenzulernen, in der seine Mutter Ruth (geborene Haber) ab 1922 einen Teil ihres Lebens verbracht hatte, Ende Oktober 1938 wurde die fünfköpfige Familie von den Nazis nach Polen deportiert und dort anschließend in ein Vernichtungslager gebracht.
Nur Ruth Haber gelang mit einer 50köpfigen Gruppe die Flucht über Russland, die Türkei, Syrien und den Libanon bis nach Palästina, dem heutigen Israel. Das Leid, das ihr in Nazi-Deutschland zugefügt wurde, hat Ruth Nevo zeitlebens geprägt. Auch wenn Sohn Gadi seine Mutter aus jüdischer Sicht als „typische Deutsche“ in Erinnerung behalten hat. Aber sie weigerte sich zum Beispiel deutsch zu sprechen.
Im Jahr 1998 sprang Ruth Nevo, die in 2012 verstarb, „über ihren eigenen Schatten“, gehörte zu den Israelis, die auf Einladung der Stadt Gladbeck nach Deutschland reiste. Nach diesem Besuch schrieb sie in einem Brief an Gladbecks damaligen Bürgermeister Schwerhoff: „Ich kann wieder weinen!“.
"Ich kann wieder weinen!"
Auch Sohn Gadi begab sich bei seiner Reise auf Spurensuche. In Gladbeck gehörte unter anderem das Haus Rentforter Straße 7 zu den Zielen, denn hier betrieb Mendel Haber, Vater von Ruth Haber, mit seinem Schwager Leopold Berwald bis zur Deportation ein Möbelgeschäft. Und vor dem Haus Rentforter Straße 7 erinnern die bekannten „Stolpersteine“ auch an Familie Haber, die selbst in der ehemaligen Schenkendiekstraße wohnte, die heute aber komplett überbaut ist und daher hier keine „Stolperstein“ - Verlegung möglich war. „Es ist gut, dass es einen Ort der Trauer gibt und der Name Haber durch den Stein weiterlebt,“ so Gadi Nevo.
Nach einem zweieinhalbtägigen Aufenthalt in Gladbeck setzten die Eheleute Nevo ihre ganz private Spurensuche in Polen fort, von wo aus sie dann die Heimreise antraten.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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