Mülheimer wagen Abenteuer auf vier Rädern

Die Aufregung steigt bei Moritz Erdmann (l.) und Reinold Növermann. | Foto: Nicole Trucksess
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Schon einmal wagten sich ein paar Mülheimer Jungs auf ein automobiles Abenteuer: Christian Becker, Andreas Steffen und Christoph Kleinebrahm aus Mülheim machten sich im vergangenen Jahr gemeinsam mit Freunden auf den Weg von Oberstaufen im Allgäu nach Aqaba in Jordanien. Insgesamt 6.666 Kilometer legten sie dabei zurück, auf den Sieger wartete ein Kamel. In diesem Jahr führen die Organisatoren die Teilnehmer der „Allgäu-Orient-Rallye“ nach Baku in Aserbaidschan. Mit von der Partie sind Reinold Növermann und Moritz Erdmann, ebenfalls aus Mülheim, außerdem Barbara Banse, Thilo Prothmann, Till Erdmann und Janosch Schoon aus Berlin.

„Schuld ist der Moritz“, zeigt Reinold Növermann mehr schmunzelnd als vorwurfsvoll auf seinen besten Freund. „Ich habe mal in Stuttgart ein Praktikum gemacht, da hat mir der Chef von seiner Teilnahme erzählt“, erklärt Moritz. Noch bevor das komplette Team stand, hat der 26-jährige Ingenieur die „Felgenhelden“ angemeldet. „Wir sind das allerletzte Team, das mitfahren darf, sind von Platz 170 auf Platz 100 nachgerückt.“ Eine gute Kombination aus Spaß, Abenteuer und karitativem Zweck erhoffen sich die beiden. Vor allem: „In manche Länder würde man sonst bestimmt nicht unbedingt reisen“, sind sich die Mülheimer, die sich im Alter von 14 Jahren in einer Werkelgruppe in der Gemeinde kennenlernten, sicher.

Der Startschuss zur 7. Allgäu-Orient-Rallye fällt am 28. April. Die Strecke führt die beiden Mülheimer von Oberstaufen über den Bosporus und entlang der Schwarzmeerküste bis nach Trapzon. Von dort aus geht es weiter nach Anatolien und Kars, dann durch Georgien bis nach Tiflis. Zielland ist, anders als in den Vorjahren, Aserbaidschan. Wegen der schwierigen politischen Situation im Mittleren Osten findet einzig die Siegerehrung im Wüstencamp Wadi Rum in Jordanien statt, nicht aber der Zieleinlauf. Der Rückflug erfolgt von Amman aus.
Auch wenn die Rallyeleitung einen Großteil der Organisation übernimmt, laufen die Vorbereitungen bei den Teilnehmern bereits seit Monaten. „Wir haben eigens einen Verein gegründet, um unseren Sponsoren Spendenquittungen ausstellen zu können, haben uns impfen lassen und Unterkünfte an den fixen Haltepunkten gebucht“, zählen die Mülheimer auf. „Wir haben eine Liste mit allen wichtigen Sachen gemacht und nach und nach abgehakt.“

Fehlte also nur noch ein Sponsor. Der war mit Auto Thon an der Hofackerstraße 58 schnell gefunden. „Als ich mit meinem Auto in der Werkstatt war, habe ich einfach mal in den Raum geworfen, dass wir noch einen Sponsor suchen“, erinnert sich Reinold Növermann. „Mein Mann war früher selber im Rallyesport aktiv“, begründet Ute Thon ihre Zusage, die rund vier Wochen später erfolgte. Außerdem kenne man - als einer der wenigen - die Rallye - „von der Berichterstattung im Fernsehen.“ Und: „Wir können zum einen unsere Werkstatt schön präsentieren, zum anderen etwas Gutes tun.“ Das haben sie - finden jedenfalls Reinold und Moritz.

Gut 15 Jahre ist er alt, der 115 PS starke Nissan Primera mit zwei Liter Hubraum, und hat, seit er vom Band lief, als Firmenwagen für Auto Thon gedient. Sein Wert: 1.075 Euro. Genau richtig also für die Teilnahme an der Allgäu-Orient-Rallye. Denn: Eine der Regeln lautet, dass die Fahrzeuge entweder mindestens 20 Jahre alt sein müssen oder - laut Schwacke-Liste - maximal 1.111,11 Euro wert sein dürfen. Dennoch ist der geräumige Nissan „wahnsinnig gut ausgestattet“, wie Reinold und Moritz finden, verfügt sogar über eine Klimaanlage. „Wir haben das Auto komplett durchgescheckt“, versichert Alfred Thon. Neues Traggelenk links, neue Bremsklötze vorn, neuer Luftfilter und Wischerblätter, zudem wurden das Öl gewechselt und der Auspuffhalter neu verschweißt. „Wenn er nicht durchhält, ist eben Pech“, glaubt Reinold. „Was zu erkennen war, wurde gemacht.“ Das ist auch gut so, denn: Viel mehr als Reifen wechseln können die beiden Mülheimer nicht, wie sie zugeben müssen, hoffen auf die Hilfe vor Ort. „Im Notfall können sie uns gern anrufen“, bietet Ute Thon an. „Wir geben gern Tipps.“

Sind die beiden besten Freunde erst einmal unterwegs, gilt es nicht nur, die lange Strecke unbeschadet zu überstehen, sondern auch zahlreiche Aufgaben zu lösen. Zum Beispiel müssen die einzelnen Teams drei Instrumente für eine Musikschule mitbringen und den Kindern vor Ort ein Lied spielen. Oder Werkzeuge spenden. „Wir sollen auch einen Wimpel eines lokalen Sportvereins mitbringen, auf dem die Sportler unterschrieben haben“, spekuliert Moritz auf einen Wimpel vom MSV Duisburg. Besonderer Höhepunkt: Auf der Formel 1-Strecke in Istanbul erwartet die Teilnehmer eine ganz besondere Prüfung.

Nach ihrer Rückkehr wollen sich Reinold und Moritz gemeinsam mit den Sponsoren - Auto Thon, Germania, werbewerkstatt, Dekra sowie MÜLHEIMER WOCHE - zusammensetzen und eine hoffentlich gelungene Teilnahme an der 7. Allgäu-Orient-Rallye feiern.

Solange können die Leser der MÜLHEIMER WOCHE das automobile Abenteuer von Reinold Növermann und Moritz Erdmann auf www.lokalkompass.de/muelheim mitverfolgen. Auf der Internetplattform der MW berichten die beiden Mülheimer regelmäßig über ihre Teilnahme an der 7. Allgäu-Orient-Rallye. Gleichzeitig halten sie ihre Fans auf facebook.com/Felgenhelden auf dem Laufenden.

Die "Spielregeln" der Allgäu-Orient-Rallye
- Das Fahrzeug muss mindestens 20 Jahre alt sein beziehungsweise darf laut Schwacke-Liste einen Wert von maximal 1.111,11 Euro haben.
- Ein Team besteht aus sechs Personen und drei Fahrzeugen.
- Navigationsgeräte dürfen nicht benutzt werden. Die Streckenauswahl ist frei, es gelten die jeweiligen Verkehrsregeln.
- Eine Übernachtung, wenn denn nicht im Fahrzeug geschlafen wird, darf maximal 11,11 Euro pro Person kosten.
- Die Fahrzeuge verbleiben im Anschluss an die Rallye im Land. Dadurch wird noch einmal der karitative Zweck unterstrichen. Die Allgäu-Orient-Rallye ist kein klassisches Rennen, sie soll „Spaß und Freude“ bringen, wie es auf der Internetseite heißt. Und: „Sie dient neben dem Rallyesport vor allem der Volkerverständigung, zum Kontakt mit anderen Kulturen und am Schluss bleibt sogar noch was für einen guten Zweck.“

Autor:

Lisa Peltzer aus Oberhausen

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