„Gegen das Vergessen“
Bedburg: Augenzeugenbericht - Abtransport in den sicheren Tod

Bedburg-Hauer Bahnhof um 1930 | Foto: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, Fotosammlung;  m. f. Genehmigung entnommen aus Geschichtsbrief 12 (2017), S. 14
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  • Bedburg-Hauer Bahnhof um 1930
  • Foto: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, Fotosammlung; m. f. Genehmigung entnommen aus Geschichtsbrief 12 (2017), S. 14
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„Gegen das Vergessen“ und “Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen” (Philosoph George Santayana).
Schwer darüber zu berichten. Doch notwendig! Viel darüber gelesen, doch aus erster Hand darüber etwas zu erfahren, ist dann schon erschütternd. 

Ein 90jähriger Herr aus Schneppenbaum, sein Vater war Pfleger in der Provinzial-Heil– und Pflegeanstalt Bedburg, er selbst ab 1952, erzählte mir in einem zweistündigem Gespräch, wie er u.a. (folgt noch) als 12/13jähriger gesehen habe, wie in den Jahren 1943/44 Patienten aus der Anstalt in Züge verfrachtet wurden. Sie sollten angeblich in andere Anstalten verlegt werden um hier für den Lazarettbetrieb Platz zu schaffen. Die Zugwaggons seien keine normalen Waggons gewesen; die Züge haben am Bedburger Bahnhof gestanden, nicht auf dem anstaltseigenen Gleis am Kraftwerk. Damals darüber zu sprechen, Fragen zu stellen, war nicht erlaubt und wäre lebensgefährlich gewesen. Viel später, nach dem Krieg, hatte er erfahren, dass die Patienten in den sicheren Tod abtransportiert wurden. Auch nach dem Krieg darüber zu sprechen war problematisch, so sagte er, es gab noch viele Nazis in der Klinik. 

Bereits 1933 trat das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ durch die Nazis in Kraft. In Bedburg wurden aufgrund dieses Gesetzes über 700 Patienten zwangssterilisiert. Bereits 1939 wurden rd. 350 Patienten aus Bedburg „verlegt“ und 1940 begannen die Massendeportationen um Platz für 2.000 Lazarettbetten zu schaffen. Die Patienten wurden zunächst in sog. Zwischenanstalten gebracht und von dort aus in die Tötungsanstalten. Ab 1942 begann man mit neuen Transporten. Einige diese Abtransporte hat der Augenzeuge gesehen.

Ein Opfer der NS- „Euthanasie“ Annas Spuren (Ännes letzte Reise) von Sigrid Falkenstein
Anna war geistig behindert; 1940 wurde Anna von Bedburg aus in den »Gnadentod« in die Gaskammer von Grafeneck geschickt. 
 https://www.euthanasie-gedenken.de/anna.htm

Vom Augenzeuge wurde mir auch berichtet das ganz nah von seinem Wohnort aus die SS mit 8.8 Flak 41 in die Anstalt geschossen hat, obwohl sich dort rd. 4.500 Kranke und Zivilpersonen befanden. hier klicken Sein Elternhaus wurde in diesen Tagen in Flammen geschossen, gänzlich zerstört. Auch von einer riesigen Explosion in Schneppenbaum, die er hautnah miterlebte und überlebte, mit sehr sehr vielen Toten. Bericht darüber folgt noch.

Bedburg-Hauer Bahnhof um 1930 | Foto: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, Fotosammlung;  m. f. Genehmigung entnommen aus Geschichtsbrief 12 (2017), S. 14
Klinikmahnmal: WIR GEDENKEN DER ERMORDETEN PATIENDER IM III. REICH
Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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