Die Qual des Schreibens
Journalisten und ihre Teaser

Journalisten und ihre Teaser
Ich glaube immer noch, dass Wahrheit das Recht eines jeden aufrechten Bürgers ist oder sein sollte. Ich will mir nicht absprechen lassen, dass
das, was ich als wahr annehme, auch so sagen kann, denn wo kämen wir da hin, wenn Worte nicht mehr zählten und wie in der Spieltheorie hin und her gedreht würden, damit oder bis der Stärkere Recht hat?
Journalisten, dieses muntere kommunikative Völkchen, veranstalten bisweilen in dieser Richtung kuriose Dinge, die einem Normalbürger doch sehr fremd vorkommen.
Ich will nicht sagen, dass es alle tun, doch ihre Artikel, ob Pro oder Kontra, benötigen immer einen guten aufreißerischen Teaser, der Leute anlockt. Sex und Crime, alte Krimis und Thriller funktionieren zur Aufmerksamkeit kaum noch, dafür aber die realen Grausamkeiten, Kriege, Tote, Waffenexport, Summen für Waffen, Anzahl der gestorbenen Soldaten und Zivilisten, all das Scheußliche und Brutale, zu dem Menschen in ihren animalischen Bedürfnissen fähig sind.
Hatte man früher die Blutopfer wie bei Steinigungen, Hexenprozessen, in römischen Arenen bis zum Stierkampf, so lässt sich heute die eigene Angst und Wut wunderbar in Kriegsgeschehnisse projizieren. Die Macher von Nachrichten wissen das und die Abteilungen von Puplic Relations erheben ein Recht auf Wahrheit, um den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, oder was ihre Regierung wünscht, dass sie glauben.
Eine Anzahl von Journalisten klauen sich oftmals gegenseitig ihre Ideen oder erfinden bisweilen neue dazu, um es dem Leser oder Zuschauer angenehm und möglichst schmackhaft zu machen.
Es scheint, sie wünschten aus Eigeninteresse oder materieller Anerkennung zu punkten, gerade wenn der reale Hintergrund seines Gesagten nicht sonderlich offensichtlich ist. Wie Schopenhauer sagte dazu, gehe es mehr um die eigene werte Person und nur erlesene Geister verfügten über die Fähigkeit, eine Sache als Sache zu benennen. Das bedeutete, Informationen neutral weiter zu geben, um Menschen zu bilden, nicht zu verbilden, zu führen, nicht zu verführen, zu deeskalieren und kein neues Öl ins Feuer zu gießen.
Ein Kämpfer, der gegen was auch immer kämpft, nutzt damit die gleiche Macht und Gewalt wie jener, den er bekämpfen will und erwartet dann ein anderes Ergebnis.
Menschenführer, die Menschen inspirierten und zum Positiven führen wollten, besaßen zumeist ein friedvolles Herz und viel Mitgefühl und waren der universellen Menschengemeinschaft verpflichtet.
In der Welt der Politik und des Sozialen wütet nun oftmals ein blutiger Kampf wie in einer römischen Arena, wenn hier auch mehr gelogen statt geschlagen wird, betrogen, geschmeichelt, nicht vorhandene Macht hofiert, und das Anliegen der uns allseits darüber belehrenden Journalisten bleibt
– Hauptsache, der Teaser stimmt.

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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