Nicht alle Schweizer sind langsam

Am Samstag, 27. August, gibt Stefanie Heinzmann ihr Gastspiel beim Zeltfestival. | Foto: Zeltfestival
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Keine Frage: Sie hat den Soul! Und ihre Fans lieben sie dafür: Mit ihren beiden Alben „Masterplan“ und „Roots to grow“ hat Stefanie Heinzmann seit 2008 einen Karrierestart in Überschallgeschwindigkeit hingelegt – und dabei ist die junge Sängerin gerade einmal 21 Jahre alt. Die Schweizerin ist in diesem Jahr erstmals zu Gast beim Zeltfestival Ruhr. Am Samstag, 27. August, spielt sie mit ihrer Band am Ufer des Kemnader Sees. Im Interview mit dem Stadtspiegel sprach die junge Sängerin über Musik, Fußball und Eidgenossen.

Es war gar nicht so leicht, Dich zu erwischen, denn Du bist gerade im Studio…
Ja, letzte Woche waren wir im Studio und ich habe fünf neue Songs eingesungen. Das war richtig viel Arbeit. Jetzt bin ich gerade wieder in Köln und warte darauf, dass ich mir die Sachen anhören kann, ich bin schon ganz gespannt.

Das heißt, dass Dein neues Album bald kommt?
Wir hoffen, dass es noch in diesem Jahr rauskommt. Aber wir lassen uns nicht stressen. Wenn’s erst im nächsten Jahr kommt – dann ist es eben so. Hauptsache, es wird gut. Wir haben ziemlich lange nach einer Richtung gesucht und jetzt ist endlich der Groschen gefallen. Wir schlagen einen ganz neuen Weg ein.

Werden Deine Fans also eine völlig neue Stefanie Heinzmann zu hören bekommen?
Na, es wird schon auch wieder eine Mischung aus Soul, dazu Funk und Pop. Aber man sucht ja immer lange nach so einem bestimmten Soundbild, das man für sein Album haben will, nach einem roten Faden, der sich möglichst durchzieht. Und dieser Riesenknoten ist erst jetzt geplatzt.

Wenn Du zuletzt so viel im Studio gestanden hast, dann freust Du Dich doch bestimmt auf Deine Festivalauftritte in diesem Sommer, oder?
Und wie! Ohne Scheiß, ich freue mich riesig. Live zu spielen, das ist nun mal absolut mein Ding. Studioatmosphäre finde ich immer sehr merkwürdig. Du stehst in diesem zwei Mal zwei Meter Kasten und schreist Dir die Seele aus dem Leib – und auf der anderen Seite der Glasscheibe stehen Leute, die dabei die ganze Zeit irgendwelche Handy-Games spielen und nur auf ihre Displays starren. Das ist schon sehr speziell…

Und auf der Bühne Musik zu machen ist etwas anderes?
Oh, absolut. Ein Album zu machen ist aufregend, keine Frage. Aber ich bin keine klassische Albumkünstlerin. Doch wenn meine Band da ist, wenn das Feedback von den Leuten kommt, das ist toll. Diese Mischung macht es. Und wir sind ja immer noch mit unserem „Roots to grow“-Programm unterwegs. Ich wundere mich schon selbst manchmal, dass uns das nicht allen längst total auf den Sack geht…

Ihr werdet also auf der Tour noch keinen Vorgeschmack auf das neue Album geben?
Mal schauen. Wir werden bestimmt mal das ein oder andere ausprobieren und einstudieren. Beim Zeltfestival treten wir ja erst am 27. August auf, also ziemlich spät im Sommer und fast am Ende der Tour. Da ist die Chance schon ziemlich groß, dass die Leute auch schon was Neues zu hören bekommen.

Magst Du Festivals eigentlich gerne?
Im April und Mai waren wir ja auf einer Clubtour unterwegs. Das hat auch total viel Spaß gemacht, wenn man mit 15 Leuten so die ganze Zeit im Nightliner unterwegs ist. Das hat schon was von Klassenfahrt… Festivals haben dagegen einen ganz eigenen Reiz. Man trifft andere Leute, es ist Sommer, man spielt abends und kann nachmittags chillen, die Sonne genießen, ein bisschen Fußball spielen – was will man mehr?

Tretboot fahren zum Beispiel - das könntest Du beim Zeltfestival am Kemnader See machen. Der Hafen ist gleich nebenan.
Echt? Cool! Das finden die Jungs bestimmt super. Das machen wir bestimmt... Mein Management hat mir vorab – ehrlich gesagt – noch gar nichts über das Festival erzählt. Ich versuche immer, mich überraschen zu lassen.

Und Du magst also Fußball…
Ja, aber ich spiele sehr schlecht. Ich versuche immer, ein bisschen bei den Jungs mitzukicken. Früher, als Kind, musste ich immer im Tor spielen…

Ja, die Schlechten hat man auf dem Schulhof immer ins Tor gestellt…
Und die Kleinen! Und die mit Brille! Es gab also diverse Gründe, warum ich immer ins Tor musste…

Verfolgst Du die Frauen-WM?
Nicht wirklich. Ich versuche, das ein oder andere Spiel zu gucken. Schaust Du?

Klar. Bochum ist immerhin WM-Stadt. Hier finden vier Spiele statt.
Ach ja, stimmt. Da bist du ja hautnah dran.

Du hast Ende 2009, Anfang 2010 – kurz, nachdem Du so richtig durchgestartet bist – eine Zwangspause aufgrund von Stimmbandproblemen einlegen müssen. Du wurdest sogar operiert. Steckt Dir das immer noch in den Knochen? Bist Du inzwischen vorsichtiger?
Ich habe einen guten Freund, der fast zur gleichen Zeit die gleiche Sache hatte. Wir sind dadurch beide fast ein wenig zu Psychos geworden. Wenn wir morgens heiser aufwachen, rennen wir gleich zum HNO-Arzt – einfach nur, damit der uns sagt, dass alles in Ordnung ist und wir uns nicht aufregen sollen. Die Angst ist immer noch da im Hinterkopf. Und ja, es hat sich in meinem Leben einiges geändert. Ich versuche, heute besser auf mich und meinen Körper aufzupassen.

Wie bist Du als Schweizerin eigentlich ausgerechnet zum Soul gekommen? Der Schweizer als solcher gilt bei uns ja als nicht wirklich temperamentvoll und als eher langsam.
Moment mal… langsam sind ja nur die Berner, die gelten auch für uns Schweizer als langsam… Den Soul habe ich nicht schon als Kind von Zuhause mitbekommen. Ich komme aus keinem besonders musikalischen Elternhaus. Meine Eltern mögen zwar Musik, sind aber einfache Arbeiter und hatten nie Zeit dafür. Die Liebe zum Soul hat eigentlich meine Gesangslehrerin in mir eingepflanzt. Sie hat mein Herz dafür geöffnet und hat mir alles an Platten mitgegeben, was man sich vorstellen kann.
Dein aktuelles Album heißt „Roots to grow“ – wo liegen denn eigentlich Deine Wurzeln, aus denen Du wächst?
Ich bin Schweizerin, Waliserin, und diese Wurzeln sind für mich das Wichtigste der Welt. Ich bin zwar durch und durch Schweizerin, aber ich liebe es, die Welt zu entdecken. Meine Eltern haben mir das ermöglicht. Dort liegen meine Wurzeln, aus denen alles andere erwachsen ist.

Du bist ja in Deutschland durch die Casting Show von Stefan Raab bekannt geworden. Raab hat ja hier zuletzt mit seinem Casting für den Eurovision Song Contest unglaubliche Erfolge gefeiert und Lena zum Star gemacht – wäre der „Grand Prix“ auch was für Dich? Die Schweiz hat ja in diesem Jahr ziemlich miserabel abgeschnitten…

Immerhin waren wir endlich wieder mal dabei. Und das Ergebnis hatten wir nicht verdient – ich fand das Mädel richtig gut. Aber ich beim Eurovision Song Contest? Nein, das wäre nichts für mich. Casting-Shows sind mir ein Graus, es war überhaupt schon ein Wunder, dass ich bei der Stefan Raab Show mitgemacht habe – nur, weil mein Bruder mich gedrängt hat. Dieser Wettbewerbs-Gedanke, der liegt mir überhaupt nicht. Und dann noch so überhöht, auf nationaler Ebene? Nee, danke, nichts für mich.
Petra Vesper

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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