Verbrannte Erde
Demonstration der Bergarbeiterbewegung "Kumpel für AUF"

Foto: privat: Ulrich Achenbach Bochum
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Gut 100 Menschen protestierten heute in Duisburg-Walsum für die internationalen Rechte der Bergbauarbeiter weltweit und gegen die Umweltzerstörung der "verbrannten Erde" durch die RAG. Die Auftaktkundkungebung auf dem Monetenplatz wurde von einem der Vertreter der Bergarbeiterinitiative, Christian L., eröffnet. "Wir müssen unseren Protest gegen die Umweltzerstörung und Ausbeutung der Beschäftigten durch die Bergbaukonzerne immer wieder auf die Straße tragen", sagte er sinngemäß.

In die alten Bergwerksschächte wurden Tonnen von giftigem Sondermüll wie Filterstäube, Klärschlamm, PCBhaltige Materialien u.a. eingelagert. Aus reinen Profitgründen wurde das belastete Grubenwasser nur bis zu einer Tiefe  von ca. 600 Metern abgepumpt, so dass viele Schächte geflutet wurden und sich die Gifte im Wasser ausbreiten konnten. Da die Bodenschichten bis zum höher liegenden Grundwasser (Trinkwasserspeicher) nicht wasserundurchlässig sind, ist die Gefahr der Vermischung von sauberem Grundwasser mit dem giftigen Grubenwasser sehr wahrscheinlich und eine Trinkwasserkatastrophe droht, wenn auch zeitverzögert.

Weiterhin richtete sich der Protest gegen den Verkauf der ehemaligen Werkswohnungen nach den Zechenschließungen an Immobilienkonzerne wie z.B. Vivawest und die Einstellung der Deputatleistungen für ehemalige Bergleute und Angehörige. "Durch zweifelsohne notwendige Sanierungen dieser Wohnungen sind die Mieten so angestiegen, dass sie kaum noch von den bisherigen Mietern bezahlt werden können", hieß es.

Am offenen Mikrofon auf dem Demozug äußerte sich ein Redner: "Wir haben viele Einwohner von Stadtteilen in Kleinarbeit angesprochen und die meisten gaben uns Recht, dass es den Bergbau- und Energiekonzernen nicht um den Umweltschutz geht, sondern nur um eine hohe Profitrate. Aber immer wieder kam das Argument, dass man daran nichts ändern kann. Wir bekräftigten, dass man sehr wohl etwas ändern kann, wenn alle Beschäftigten zusammenhalten und selbständige Arbeitskämpfe organisieren. 1997 kam es bundesweit zu einem selbständigen Streik gegen die damals schon geplanten flächendeckenden Zechenstilllegungen. In allen Bergwerken ruhte die Arbeit, etliche Kreuzungen und sogar Autobahnen wurden von streikenden Bergleuten blockiert und der verhasste damalige Bundeskanzler Kohl wurde bei der nächsten Wahl abgewählt. Die Arbeitsplätze in den Bergwerken konnte so gerettet werden, die Vorstandsetagen in den Betrieben mussten klein beigeben".

Ein Stahlarbeiter, beschäftigt bei Thyssen-Krupp in Duisburg, prangerte die sog. "umweltfreundliche" Stahlerzeugung an: "Es ist reines Greenwashing, wenn der Stahl jetzt mit der Energie aus blauem Wasserstoff (Wasserstofferzeugung mit Strom aus erneuerbaren Energien) erzeugt werden soll. Zuvor hat Thyssen-Krupp die giftigen Filterstäube zur Entsorgung an die RAG geliefert, diese wurden dann in alte Bergwerksschächte verklappt wurden und damit schon Gewinn gemacht. Jetzt fordert Thyssen-Krupp Millionen Euro staatliche Zuschüsse für die Umrüstung auf die klimafreundliche Stahlerzeugung mit Wasserstoff, hält aber weiterhin an der Stahlerzeugung mit dem fossilen Brennstoff Gas fest".

Auf der bunten Demonstration wurden mehrere kämpferische Lieder gesungen. Die Hymne der Bergarbeiter "Glückauf, der Steiger kommt", durfte natürlich nicht fehlen. Die Anwohner zeigten großes Interesse an dem Protest, es entwickelten sich viele Gespräche mit Demonstranten und Bewohnern an deren Haustüren.

Es gab eine spontane Zwischenkundgebung zum Gedenken auf einer Kreuzung, die 1997 von zahlreichen Bergbauarbeitern besetzt wurde. Die Polizei drohte mit einer Anzeige gegen den Anmelder der Demo, wogegen lautstark protestiert wurde.

Auf der Demonstration wurde deutlich, dass sich Bergbau nicht nur auf Steinkohle bezieht, sondern auf viele andere Rohstoffe wie z.B. Salz, Kupfer, Gold, Bauxit u.ä. und es weltweit ca. 50 Millionen Bergleute gibt, die zusammengeschlossen eine riesige Macht gegen die weltweiten Bergbaukonzerne bilden. Die Bergarbeiterinitiativen Kumpel für AUF und BergAUF Berkamen sowie zahlreiche weitere Organisationen wie z.B. der Jugendverband Rebell, der Frauenverband Courage, Solidarität International, das Internationalistische Bündnis, die MLPD u.a., betroffene (ehemalige)  Bergleute und mehrere Einzelpersonen protestierten gemeinsam durch die Straßen des Duisburger Stadtteils Walsum.

Anfang September findet in Sonneberg (Truckental) in Thüringen die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz statt, wo Vertreter von Bergarbeitern aus zahlreichen Ländern zusammenkommen, ihre Erfahrungen im Kampf um ihre Rechte austauschen und gemeinsame Strategien für einen Kampf gegen die Ausbeutung des Menschen und der Umwelt durch die Konzerne entwickeln. Dabei gibt es auch ein umfassendes Kulturprogramm mit Musik und internationalen Speisen.

In mehreren Ländern wie z.B. der Elfenbeinküste oder Ghana verweigern die deutschen Botschaften die Ausstellung von Visa zur Einreise nach Deutschland. Angeblich sei die Einreise kein Notfall, lautete die Begründung. Gegen diese eindeutig politisch begründeten Schikanen stimmten die Demoteilnehmer einstimmig für eine Resolution der Bergarbeiterbewegung an die entsprechenden Botschaften sowie an das Außenministerium und forderten die sofortige Ausstellung der Visa.

Näheres zur internationalen Bergarbeiterkonferenz unter:
http://www.minersconference.org/index.php/3-imc-2023/vorbereitung-3-imc-de.html

Nachfolgend Fotos von der bunten Aktion.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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