Protest auf der Straße zum 1. Mai 2020
DGB nennt Kundgebungen unverantwortlich

Ich bin sehr empört über den Artikel in der WAZ vom 25.04.20. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sagte wegen der Coronakrise  alle Kundgebungen zum 1. Mai 2020 ab, obwohl sie Corona-gerecht durchgeführt werden könnten. Für wichtige Themen wie Arbeitsplatzvernichtung, Arbeitszeitverlängerung, zunehmende Umweltzerstörung, wachsende Kriegsgefahr, die Flüchtlingssituation u.v.m. zeigt der DGB nur virtuell  "Flagge" und erweist damit den Konzernen sogar einen Bärendienst. 

Ich begrüße das Vorhaben der linken Bewegung, am 1. Mai eine Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz unter Corona-Bedingungen (Abstandsregelung, Gesichtsmaske u. ä.) durchzuführen. Die Aussage der Liste Offensiv im Betriebsrat des Opel-Warenlagers (Opel-Warehousing), Gesundheitsschutz und Kundgebungen seien kein Widerspruch, kann ich voll unterstützen. Zum einen besteht ein Versammlungsverbot von mehr als zwei Menschen und ein Abstandsgebot, zum anderen müssen in vielen Produktionsbetrieben oder auch bei Dienstleistern Personen auf engem Raum zusammenarbeiten, häufig werden Hygieneauflagen nicht eingehalten. Dazu ein Beispiel aus der Produktion von Thyssen Krupp in Duisburg (Quelle rf-news.de vom 20.03.20 - Auszug): Der Vorstand hat Verhaltensrichtlinien herausgegeben und schickt Kollegen, die Home-Office machen können, nachhause. In den Produktionsbereichen sollen die Kollegen Abstand halten und sich die Hände waschen, das wars! Es gibt kein Desinfektionsmittel, um die Steuerstände und Arbeitsgeräte vor Übergabe zu reinigen. Die Reinigungsfirmen putzen einmal täglich die Böden wie immer. Die Ablösezeiten werden nicht entzerrt und es sind 100 Kollegen innerhalb einer Stunde zur Ablösung in den Kauen. Kollegen der Risikogruppen müssen weiter arbeiten, einzelnen wird angeboten, Urlaub zu nehmen. Ich gehe davon aus, dass sich die Hygienebedingungen bei Thyssen-Krupp auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht wesentlich gebessert haben.

Auf solche oder ähnliche Probleme ist der DGB allerdings nicht eingegangen. Auch innerhalb der Betriebe sind Betriebsversammlungen verpönt bzw. sogar untersagt, aber die Produktion muss im Interesse der Profite weitergehen! 

Im Übrigen fanden in der letzten Woche bereits zwei Veranstaltungen in Bochum unter freiem Himmel statt. Vorgestern protestierten zu Recht die Gastronomen mit zahlreichen leeren Stühlen auf dem Rathausvorplatz. Während der Staat für Kredite an Konzerne mit mehreren Milliarden Euro bürgt, wurden Gastronomen, Klein- und Kleinstbetriebe sowie andere Selbständige nur mit Almosen abgespeist, viele stehen vor dem Aus!

Sollte die Veranstaltung der linken Bewegung am 1. Mai in Bochum stattfinden, werde ich selbstverständlich dabei sein!

Im Übrigen stimme ich mit der aktuellen Äußerung von Herrn Schäuble  (sonst ein konventioneller Politiker) unter www.Tagesschau.de vom 26.04.20 völlig überein, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, auch in Corona-Zeiten. Die jetzigen gravierenden Einschränkungen der persönlichen Freiheit wegen Corona sind  insbesondere für Kinder unzumutbar und können zu schweren psychischen Störungen bzw. Erkrankungen der Kinder führen, weil sie sich nunmehr bereits wochenlang nicht mit Freunden treffen und zusammen spielen dürfen.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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