Demo gegen Kohlekraftwerk Datteln 4
Liveschaltung nach Glasgow

IG-Metall-Mitglieder fordern sofortigeg Stilllegung von Datteln 4 | Foto: privat Ulrich Achenbach Bochum
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  • IG-Metall-Mitglieder fordern sofortigeg Stilllegung von Datteln 4
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Rund 150 Menschen protestierten heute gegen den Weiterbetrieb des Kohlekraftwerks Datteln 4 in der Dattelner Innenstadt. Zu diesem Protest gegen die Kohleverstromung riefen die Organisationen Umweltschutz, Kumpel für AUF, AUF Gelsenkirchen und BergAUF Bergkamen auf. "Sofortige Stilllegung der Drecksschleuder Datteln 4 und Ausstieg aus der fossilen Verbrennung" war das Leitmotiv dieser bunten Demonstration. Mehrere andere Organisationen und auch Parteien unterstützten diese Protestaktion, u.a. der Frauenverband Courage, der Jugendverband Rebell, Gewerkschaftsmitglieder der IG Metall, Vertreter des Internationalistischen Bündnisses, der Bundesweiten Montagsdemo, der Bürgerinitiative gegen die geplante Monster-Stromtrasse in Hagen und der Initiative gegen die Verbrennung von giftigen Pellets in Gelsenkirchen-Scholven, die Tierschutzpartei, die MLPD und viele Einzelpersonen.

Sowohl auf der Auftakt-  als auch auch der Abschlusskundgebung gab es zahlreiche Redebeiträge von Vertretern aller Organisationen bzw. Parteien der Protestaktion. "Obwohl der Kohleaustieg von der damaligen Bundesregierung bereits beschlossen war, konnte der Konzern das angeblich modernste weltweite Kohlekraftwerk in Datteln bauen. Dagegen wuchs der Protest der Bewohner der Stadt Datteln, aber auch zahlreicher Symphatisanten. Rd. 40% der deutschen Treibhaus-Emmissionen werden durch die Energiewirtschaft verursacht. Datteln 4 muss daher sofort vom Netz", hieß es in einer Wortmeldung.

Ein Arbeiter, der im Industriepark Marl beschäftigt ist, informierte über die zahlreichen Proteste gegen das Kohlekraftwerk, dadurch konnte zunächst erreicht werden, dass durch Gerichtsentscheidungen das Genehmigungsverfahren in die Länge gezogen wurde. "Jedoch hat die Landesregierung die Vorschriften zu den Umweltauflagen im Sinne der Energiekonzerne angepasst, so dass eine Genehmigung für den Bau von Datteln 4 durch die Stadt Datteln erteilt wurde. Die Bürgerproteste gingen weiter und auf dem Klageweg wurde Entscheidendes erreicht. Am 28.21 erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster die Baugenehmigung für das Kohlekraftwerk für ungültig - trotzdem ist das Kraftwerk weiterhin in Betrieb!  Die zu verfeuernde Kohle stammt u.a. aus Kolumbien, wo die Bergleute (sogar Kinder) unter menschenunwürdigen Bedigungen arbeiten müssen (Blutkohle). Wir werden jedoch nicht nachgaben und weiterkämpfen, bis diese Drecksschleuder vom Netz ist!"

Großen Raum der Diskussion - auch am offenen Mikrofon - während des Demozuges nahm auch die aktuelle Weltklimakonferenz in Glasgow ein. "Zurecht bezeichnete Greta Thunberg diese Tagung als "Greenwashing bla-bla", äußerte sich eine Rednerin, "zum einen wird von allen teilnehmenden Staaten zugegeben, dass nicht einmal die völlig unzureichenden Grenzwerte der Klimaerwärmung von 1,5 Grad nach dem Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten werden konnten, zum anderen soll die Rohdungen von Regenwäldern erst 2030 gestoppt werden. Der Schutz des Regen- und anderer Wälder war bereits Thema auf allen bisherigen Weltklimakonferenzen - und nichts geschah! Wir sind ein Teil der weltweiten Protestbewegung und soldidarisieren uns mit allen Widerstandskämpfern gegen die Zerstörung der Umwelt!"

Arbeitsplätze und Umweltschutz - aus diesem Thema äußerten sich Redner der Organisationen Kumpel für AUF und der Initiative gegen die Pelletverbrennung im Kohlekraftwerk Gelsenkirchen-Scholven. "Uniper, Betreiber von Datteln 4, plant die Vernichtung von 1267 Arbeitsplätzen, davon 600 in Gelsenkirchen, weil das Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven ein Gaskraftwerk werden soll. Dafür müssen Ersatzarbeitsplätze für die Umstellung auf erneuerbare Energien geschaffen werden und die Beschäftigten entsprechend qualifiziert werden!" "Wir protestieren gegen die jetzige Verbrennung von hochgiftigen Öl-Pellets in Scholven. Diese Pellets stammen aus der Raffenerie bzw. dem Produzenten von Kerosin in Gelsenkirchen-Horst. Nach Umrüstung des Kraftwerks in Scholven auf den Brennstoff Gas entfällt zwar die Pelletverbrennung, aber wir sind uns sicher, dass dieses Gift dann bei euch in Datteln verbrannt wird", empörte sich eine Rednerin der Bürgerinitiative aus Gelsenkirchen". Eine Vetreterin der Bürgerinitiative aus Bergkamen berichtete von dem Kampf gegen die Zechenstollenflutungen in ehemalige Bergwerke im Raum Bergkamen. "Unser Trinkwasser ist regional bedroht, wenn sich das giftige Grubenwasser mit dem Grundwasser vermischt!".

Der bunte Demonstration fand viel Interesse bei den Einwohnern von Datteln, mehrere Leute diskutierten mit den Demonstranten, waren an Fenstern oder reihten sich in die Demo ein. Verschiedene Musikbeiträge wechselten sich mit den Redebeiträgen ab.

Der Höhepunkt auf der Abschlusskundgebung war eine Live-Schaltung nach Glasgow, wo Tausende gegen die Greenwashing-Veranstaltung (Weltklimakonferenz) protestierten. Der Vorsitzende der Umweltgewerkschaft Bernt Kamin-Seggewies berichtete: "Kämpferische Grüße aus Glasgow. Trotz des schlechten Wetters sind hier tausende Menschen zusammengekommen und fordern mehr Tempo und Ergebnisse von der Weltklimakonferenz. Die Umwelt kann jedoch nicht von einer weltweiten Konferenz im Sinne der Konzerne gerettet werden, wir müssen gemeinsam um die Rettung kämpfen! Arbeitsplätze und Umweltschutz!  Die Stimmung ist hier sehr gut  und wir grüßen euch in Datteln und wünschen euch eine erfolgreiche Demo".

Die Demonstration in Datteln zeichnete sich durch den gemeinsamen Kampf von Anwohnern, Beschäftigten, Bürgerinitiativen, Jugend- und Frauenorganiationen aus. Die eindeutige Meinung war: Der Kapitalismus ist weltweit jetzt selbst in die Krise gekommen. Die Konzerne dürfen nicht länger das Sagen haben!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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