Gewalt in Deutschland
Tendenz der Straftaten weist nach unten

Bei solchen Methoden in der Familie ist es kein Wunder, dass Kinder selbst einmal gewalttätig werden - die Nationalität spielt dabei keine Rolle | Foto: https://pixabay.com/de/photos/mann-hand-schlagen-gewalt-kind-349265/
  • Bei solchen Methoden in der Familie ist es kein Wunder, dass Kinder selbst einmal gewalttätig werden - die Nationalität spielt dabei keine Rolle
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Vor einer Woche berichteten die Medien von brutaler Gewalt in einem Berliner Freibad im Stadtteil Neukölln. Das Bad musste deswegen schließen. Diese Gewalttaten sind eindeutig zu verurteilen und zu ahnden, aber die Medien - vor allem die Welt  spricht von „Sittenverfall" -bauschten diese Übergriffe enorm auf.

Wie viel Gewalt gibt es wirklich? (Quelle rf-news.de vom 17.07.23):

Das Problem der „Freibad-Randale“ ist jedenfalls nicht so groß, wie es nun geredet wird, und erst Recht kein Kulturkampf. Einer Strafanzeige voran geht die Anwendung des Hausrechts durch die Bäderbetreiber. In Berlin wurden aber nur 1287 Hausverbote in den letzten fünf Jahren ausgesprochen - 1,7 Millionen Besucherinnen und Besucher hatten die Berliner Bäder alleine im Sommer 2022. Das ergab eine Anfrage der AfD im Abgeordnetenhaus – auch wenn sich die AfD sicher etwas anderes erhofft hatte.

Dabei machen Gewaltdelikte den kleinsten Anteil aus: Nur 75 Hausverbote wurden wegen Körperverletzung ausgesprochen. Hochgerechnt ein Hausverbot aus diesem Grund pro 100.000 Besucher. Wegen „Leistungserschleichung“ - also zum Beispiel nicht bezahltem Eintritt – waren es hingegen 2,54 Mal so viele, nämlich 191. „Brennpunktbäder“ gibt es in Berlin übrigens laut regierendem Bürgermeister Kai Wegener drei - von 61. Natürlich muss man Verrohung entgegentreten und sich für ein solidarisches Verhalten einsetzen. Aber es ist typisch für die Rechtsentwicklung in den Medien, was hier für eine Hetzkampagne losgetreten wird.

Selbst Experten des Bundeskriminalamts sehen in der Gewalt keinen anhaltenden Trend (Bericht von März 2023):  "Die Lage wird sich in den kommenden Jahren in keiner Weise dramatisieren. Das wird sich alles wieder einpendeln", sagt der Kriminologe Bachmann von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln im Gespräch mit dem WDR. Bundesweit ist der Anstieg aber deutlich: Die Zahl tatverdächtiger Kinder (bis 14 Jahre) stieg 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 16,3 Prozent, die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher (14 bis 18 Jahre) um 6,8 Prozent. Dabei verwies der BKA-Präsident Münch auf den angeblich höheren Anteil nicht-deutscher Tatverdächtigter, ruderte jedoch zurück, dass die Zahlen seit 2015 bzw. 2016 schnell wieder zurückgegangen sind. Wieder sollte die Kriminalität grundsätzlich den Migranten in die Schuhe geschoben werden.

Das BKA argumentiert: Zum starken Anstieg trügen Geflüchtete bei, "die im Kontext kriegerischer Ereignisse aus den Herkunftsländern schlimme Erfahrungen mitbringen". Diese vulnerablen Altersgruppen seien bei den Geflüchteten besonders stark vertreten, bei den rund 1,1 Millionen Geflüchteten aus der Ukraine machten sie 35 Prozent aus. Ähnliches gelte für Syrien. Das schlage sich in der Statistik wieder. Diese Behauptung ist mit großer Skepzis zu sehen, denn die oben beschriebenen Flüchtlinge sind in der Regel so traumatisiert, dass sie in ständiger Angst leben und überhaupt nicht auf den Gedanken kämen, Straftaten zu begehen.

Deliktbereiche, in denen Minderjährige tatverdächtig sind, sind laut BKA-Chef Münch überwiegend Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigungen oder leichte Körperverletungen: "Daran hat sich nichts geändert." Der Kriminologe Bachmann erinnert zudem daran, dass man selbst mit den gestiegenen Zahlen noch weit von früheren Werten entfernt sei.

"Kinder- und Jugendkriminalität ist seit 20, 30 Jahren stark rückläufig."
Kriminologe Mario Bachmann

Man habe jetzt etwa bundesweit rund 90.000 tatverdächtige Kinder, aber das sei deutlich weniger als zum Höhepunkt Ende der 90er Jahre: "1998 hatten wir 150.000 Tatverdächtige unter 14 Jahren, und auch im Jahr 2007 hatten wir noch über 100.000", so Bachmann. In NRW waren waren die Zahlen vor dem Anstieg im Jahr 2021 auf ein 35-Jahres-Tief gefallen.

Trotzdem sind das noch 90 000 Kinder zuviel. Die Ursachen für diese Gewalt müssen ermittelt werden. Das sind z.B. ein zerrüttetes Elternhaus und Gewalt in der Familie, Perspektivlosigkeit für die Zukunft der Kinder, der Einfluss der Medien, die Gewalt verbreiten wie z.B. Videospiele oder aber ein falsches Bewusstsein, was überhaupt eine Straftat ist.

Das Hochpuschen der Gewalt in Deutschland ist dagegen eine Folge der allgemeinen Rechtsentwicklung in Deutschland und Wasser auf die Mühlen der faschistoiden Parteien und Organisationen wie z.B. die AfD!

P.S.: Ich habe als Kind erlebt, wie Kinder- und Jugendbanden in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Straßen unsicher machten. Überfälle und Gewaltttaten waren sehr häufig an völlig unbeteiligten Personen und bestimmte Gebiete musste man sogar am Tage meiden!  Da war von Flüchtlingen überhaupt keine Rede!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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