Viele Schlaganfall-Betroffene brauchen lebenslang Unterstützung

„Meine Schlaganfall-Helferin war meine Schwester“, erzählt Thomas Fritz heute voller Dankbarkeit. Als der 52-jährige Bochumer in der Zeitung las, dass es nun gar eine Ausbildung zum Schlaganfall-Helfer geben soll, griff er gleich zum Hörer.

Die Diagnose Schlaganfall verändert oft alles. Die Betroffenen stehen plötzlich vor der größten Herausforderung ihres Lebens. Viele Menschen fallen durch diese Krise ins Bodenlose. Häufig führt der Schlaganfall die Betroffenen und deren Angehörige in die Isolation. Die körperliche Behinderung schränkt die Betroffenen in ihrer Mobilität ein. Die psychischen Folgen nehmen vielen Menschen jeglichen Antrieb, sich aktiv um ihre Gesundheit zu kümmern und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dazu kommt: Viele kennen weder mögliche Hilfeleistungen noch ihre Rechte, diese in Anspruch zu nehmen.

Thomas Fritz hatte Glück im Unglück. Er erlitt seinen Schlaganfall vor 25 Jahren, beim Tauchen in Frankreich. Drei Wochen lang lag der Maschinenbaustudent im Koma. Als er aufwachte, war seine Schwester für ihn da und begleitete ihn anderthalb Jahre lang. Für Fritz ist klar, dass Schlaganfall-Betroffene solche Unterstützung dringend brauchen.

„Viele Betroffene werden durch Menschen aus ihrem Umfeld betreut und gepflegt. Doch die Pflege der Schlaganfall-Patienten führt bei Angehörigen oder Bekannten zur Überlastung und sozialen Isolation. Hier ist es wichtig, Entlastung zu schaffen“, erklärte Prof. Dr. Kerstin Bilda, Leiterin des Studienbereichs Logopädie der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum.

In Nordrhein-Westfalen sollen jetzt ehrenamtliche Schlaganfall-Helferinnen und -Helfer Betroffene auf ihrem Weg zurück in Leben unterstützen. Die hsg und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe haben dieses innovative Modellprojekt mit dem Titel ‚Geschulte Schlaganfallhelferinnen und Schlaganfallhelfer – Ein partnerschaftliches Modell für die wohnortnahe Versorgung‘ (GeSa) im Julii 2013 gestartet. Mehr als 20 Interessierte werden ab Ende März 2014 geschult. Nach elf Schulungstagen werden sie im Juni 2014 ihre ehrenamtliche Tätigkeit aufnehmen.

Wissenschaftlich begleitet werden die Helferinnen und Helfer ein halbes Jahr lang durch die Hochschule für Gesundheit. Gesucht wird dabei eine Antwort auf die Frage, ob die Versorgung von Schlaganfall-Betroffenen sowie von deren Angehörigen in Deutschland durch ein ehrenamtliches Modell sinnvoll ergänzt und unterstützt werden kann. Stefan Stricker von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sagt: „Ja, denn viele Schlaganfall-Betroffene sind auf lebenslange Begleitung angewiesen. Das kann unser System kaum leisten.“

Das Modell des ehrenamtlichen Engagements versteht sich als qualitative Bereicherung und ergänzende Hilfe in der Langzeitversorgung bei Schlaganfall. „Der gezielte und begründete Einsatz von Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten kann unter definierten Rahmenbedingungen zu einem Qualitätsmerkmal ambulanter Versorgung bei Schlaganfall werden“, so Bilda.

Die Homepage www.schlaganfallhelfer.com bietet umfangreiche Informationen über das Projekt.

Autor:

Laura Moersdorf aus Bochum

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