Über 7000 Stahlarbeiter gingen auf die Straße - Montagsdemonstranten aus dem Ruhrgebiet beteiligten sich

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Gegen die Übernahme von Thyssen Krupp an den indischen Stahlkonzern Tata protestierten über 7000 Stahlarbeiter in Bochum. Durch die Fusion stehen über 4000 Arbeitsplätze sowohl in den Stahlstandorten in Deutschland, aber auch in den Niederlanden, England und selbst in Indien auf dem Spiel.

Bereits am Mittwoch legten 60 Kollegen der Frühschicht des Warmbandwerks bei Thyssen Krupp in Duisburg die Arbeit nieder und zogen vor das Tor 1. Auch die Frühschicht des Kaltbandwerks 2 marschierte dorthin. Am Tor wurde eine Mahnwache aufgebaut. Heute stand die Produktion in den Thyssen Krupp-Werken Duisburg und Bochum weitgehend still und die Frühschichten traten in einen Streik. Aus Duisburg reisten zahlreiche Beschäftigte von Thyssen Krupp an, über 70 Busse wurden gezählt! Die Stahlarbeiter bekamen Solidarität durch eine Delegation von den Ford-Werken in Köln, mehreren Montagsdemonstranten aus Duisburg, Gelsenkirchen, Dortmund, Herne und Bochum und verschiedenen Parteien wie z.B. die Linkspartei und die Internationalistischen Liste/MLPD. Auch Axel Schäfer (SPD) bekundete angebliche Solidarität mit den Streikenden, verurteilte aber nicht die Fusion von Thyssen Krupp mit Tata und sprach nicht über einen gemeinsamen Kampf aller Beschäftigten von Thyssen-Krupp und Tata gegen die Vernichtung von tausenden Arbeitsplätzen.

Die Montagsdemonstranten aus Duisburg, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund mobilisierten die Stahlarbeiter, sich nicht einschüchtern zu lassen und den Arbeitskampf auch auf die Mittags- und Nachschicht auszuweiten. Wie üblich stand auch das offene Mikrofon zur Verfügung. Viele Stahlarbeiter und auch einige Auszubildene meldeten sich zu Wort. Betriebsratmitglieder von Opel berichteten über ihren Streik 2004 und wie er organisiert wurde. Die Spitzenkandidation der Internationalistischen Liste/MLPD, Gabi Fechtner, rief alle Stahlarbeiter auf, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen und nicht die Verhandlungen des Aufsichtsrats von Thyssen Krupp abzuwarten. "Über den Kampf über eure Arbeitsplätze entscheidet ihr und nicht die Betriebsratsspitze oder der Aufsichtsrat", argumentierte sie. Weiterhin hieß es in den Redebeiträgen: "Was ein 'sozialverträglicher Abbau von Arbeitsplätzen' bedeutet, hat man bei der Belegschaft von Opel gesehen. Zugeständnisse an die Konzerne haben nicht einen einzigen Arbeitsplatz gesichert".

In einem großen Demonstrationszug ging es zur Zwischenkundgebung auf dem Parkplatz vor dem "Kollosseum" des Bochumer Vereins. Dabei wurde das offene Mikrofon rege genutzt, kämpferische Lieder wurden gesungen.

Auf der großen Bühne auf dem Parkplatz redete u.a. Frau Nahles von der SPD. Sie sprach sich zwar für den Erhalt der Stahlstandorte in Deutschland aus, igonierte jedoch die Sicherheit der Arbeitsplätze in anderen Stahlstandorten wie in den Niederlanden, England oder Indien. "Es kann nicht sein, dass Stahlstandorte gegeneinander ausgespielt werden", hieß es dazu in einer Wortmeldung am offenen Mikrofon, "hinter jedem Arbeitsplatz steht ein menschliches Schicksal. Da es ist völlig gleich, ob Arbeitsplätze in Deutschland oder anderswo gefährdet werden". Ein Moderator der Bochumer Montagsdemo wies darauf hin: "Arbeitsplatzverlust bedeutet schnell den Abrutsch in Hartz IV und in die Armut. Seit den Hartz-Gesetzen haben die Leiharbeit und die Minijobs drastisch zugenommen. Die jetzt beschlossene Erhöhung des Regelbedarfs von rd. 7,00 Euro ist eine Zumutung und Verarschung der Erwerbslosen".

Nach der Kundgebung formierte sich ein immer noch großer Demomonstrationszug zurück zum Tor 9 des Thyssen Krupp Stahlwerks in Bochum an der Essener Str. Die Appelle an die Beschäftigten, ihre Arbeit nicht wieder aufzunehmen, fielen auf fruchtbaren Boden: Zumindest die Frühschicht wollte einen Bummelstreik einlegen.

Ulrich Achenbach
Moderator der Bochumer Montagsdemo

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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