Ein Wochenende mit kurzen Pausen

Es ist Freitagabend und ich komme von Arbeit und schaue kurz zu Hause rein. Hier mache ich mich kurz frisch und verschwinde in Richtung Kirche. Wieso denn Kirche, ist dort eine Messe oder Andacht? Nicht so ganz. Hier rennen schon einige Frauen, Männder und Kinder über das Gelände und bauen Stände und Zelte auf, denn schließlich ist am Samstag und am Sonntag das Gemeindefest St. Johannes in Bottrop-Boy. Die Stimmung ist prächtig, das Wetter hält und so langsam entsteht eine Art Markt. Mitten auf dem Platz hat der Bierstand seinen festen Ort gefunden, ganz hinten der Gyrosstand, daneben werden bald die Pommes strahlen und daneben steht bereits der Grill, der wohl wieder einige hunderte Würstchen eine braune Farbe geben wird. Ein Jeder weiß was zu tun ist und dann schlägt die Uhr 19.00 Uhr. Durch die Menge geht ein Ruck und dann versammeln sich alle an einem kleinen Platz am Kindergarten. Herr Hruschka, unser Pastor hält eine kleine Abendandacht und alle singen die uns bekannten Lieder und die Blicke gehen gegen den Himmel. Morgen blos kein Regen, hoffentlich scheint die Sonne. Nach der Andacht wird der Grill entzündet und die hungrige Schar wird gesättigt. Bei Würstchen und Bier wird dieser Freitag für einige Helfer noch eine etwas längere Angelegenheit. Mit vereinten Kräften ist viel geschafft worden.
Der Samstag naht und mit ihm kommt der Regen. Vormittags sieht es gar nicht gut aus, der Regen nimmt zu und die Stimmung erreicht irgendwie den Tiefpunkt. Auch habe ich, der für den Bierstand zuständig ist, noch immer nicht die vollständige Besetzung finden können. Um 14 Uhr mache ich mich auf den Weg, meine Frau und meine Kinder werden so gegen 15 Uhr nachkommen.
Die Sonne hat genug vom Regen und scheint jetzt volle Lotte vom Himmel herunter. Man weiß einfach nicht was man anziehen soll, einmal ist es zu heiß dann wieder zu kalt. 15 Uhr. Die Glocken erklingen und die Sonne ist immer noch da. So langsam strömen die Menschen von überall heran. Es werden Kuchen gebracht, vor dem Pommes- und Gyrosstand bilden sich schon riesige Schlagen. Was haben die Leute Hunger. Auch der Bierstand ist besetzt und wird es auch den ganzen Tag sein. Der Pastor eröffnet das Gemeindefest. Die Besucher sind etwas verunsichert, denn in diesem Jahr sind zum ersten Mal Wertmarken eingesetzt. So wie ich das mitbekomme, setzt sich diese Art der Bezahlung wohl durch, denn was gibt es besseres als kein Geld in den jeweiligen Ständen zu haben. Wer will schon einen Geldschein zurück, der voller Fett ist und danach stinkt, oder wer will Geldscheine zurück, die durch Bier aufgeweicht sind. Überall ist Trubel und Heiterkeit. Regen setzt kurz wieder ein, die Wolken hängen tief und dunkel und der Wind pfeift durch die Gegend.
Ja ich gebe zu, es sind nicht so viele Besucher wie sonst da, doch die da sind, haben gute Laune mitgebracht. Die Kinder hüpfen auf zwei Hüpftburgen herum, die Eltern halten sich am Wein- und Bierstand fest und so findet jeder etwas, woran er Spaß und Freude hat. Gegen 18 Uhr besetze ich den Bierstand. Meine Freunde stehen mir zu Seite und zusammen sind wir ein tolles Gespann. Irgendwann merke ich, dass das lange Stehen nicht so gut für mich ist, doch es ist bereits 1.00 Uhr in der Frühe und nachdem ich alles noch weitere geklärt habe, verlasse ich das Fest als einer der letzten und bin dann schließlich gegen 1.30 Uhr zu Hause.
Es gibt eine kurze und unruhige Nacht, an Schlaf ist nicht viel zu denken und dann ist diese auch schon beendet. Draußen ist es grau und nicht wirklich angenehm. Doch um 10.00 Uhr soll die Messe stattfinden. Die Frage ist nur, findet sie Draußen oder doch in der Kirche statt. So viel Vertrauen hat dann unser Pastor wohl doch nicht gehabt, denn den Messe findet in der Kirche statt.
Jetzt wiedr aufs Gelände, es geht weiter, der zweite Teil ist eingeläutet worden.
Heute dreht eine Bimmelbahn ihre Runden und auch das Glücksrad ist aufgebaut worden. Die Menschen eilen wieder zu allen Essständen und auch die Cafeteria ist gut besetzt. Es herrscht ein buntes Treiben. An diesem Sonntag gibt es auch was für die Ohren, es spielt eine Band, wenn auch nur in zweifacher Besetzung, doch es singt noch ein Kinderchor und dann kommt auch noch der Kasper. So vergehen die Stunden. Am Bierstand wird es etwas voller und die Sonne kommt auch wieder mal raus. Ich stehe wieder im Bierstand, der Hahn läuft gut, es gibt keine Hektik und alle sind zufrieden.
Die Uhr verrät, dass es noch fünfzehn Minuten sind, dann ist 18.00 Uhr.
Es erfolgt eine Durchsage, dass im Bierstand sich noch genau vier Bier befinden, das Fass ist leer, es gibt nichts mehr, außer Cola, Fanta und Sprite.
Die Biertrinker sind entsetzt, sie glauben gar nicht was da gesagt worden ist, sie versuchen verzweifelt immer wieder ein Bier zu bestellen, was nach vierzigfachen Ablehnen so langsam nervig wird. Dann die letzten Bestellungen.
Es ist 18.00 Uhr. Es gibt nichts mehr, kein Bier, kein Wein, nichts mehr zu essen.
Die Luft entweicht den beiden Hüpfburgen, die Bimmelbahn hat den Betrieb eingestellt. Die Menschen verlassen das Kirchengelände, aber nicht alle, es sind noch viele Helfer hier, denn schließlich muss noch alles wieder abgebaut und verstaut werden. Jeder packt an so gut es geht. Die Frauen machen die Küche und den Saal sauben, die Männer, Frauen, Kinder säubern das Gelände, bauen Zelte und Bühne ein, bringen alles dort hin, wo es gestanden hat und verschließen am Ende wieder die Zäune. Währenddessen werden die Hüpfburgen zusammengepackt und schon verschwinden sie aus unseren Augen. Was für eine Überraschung, die ganze Aufräumaktion hat gerade etwas mehr als eine Stunde gedauert.
Jetzt sitzen die Helfer auf den Stufen vor dem Schutzengelhaus und blicken mit müden oder zufriedenen Augen umher. Das Wochenende ist geschafft und es viele von uns die jetzt so richtig müde sind. Es wird noch ein Bier getrunken, welches freundlicherweise auch noch gesponsort ist und dann löst sich der ganze Haufen nach und nach auf. Das hier einmal ein Gemeindefest stattgefunden hat, das kann man nicht mehr sehen, aber es bleibt in den Köpfen der Helfer und Mitarbeiter bestehen. Ja, für diess Jahr ist alles geschafft aber wie heißt es so schon, nach dem Fest ist vor dem Fest.
So jetzt aber ins Bett, morgen geht es wieder los und ich merke schon jetzt, dass mich die Hexe wieder erwischt hat.

Autor:

Christoph Lammerding aus Bottrop

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