Neue Horizonte entdecken

Annette (l.) und Anna Lisa Krause lieben es, mit ihren Händen Kunstwerke zu schaffen.
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„Kreativ werden, etwas geschafft haben, das brauche ich – im Alltag habe ich dazu keine Chance“, sagt Annette Krause. Die Sonderschullehrerin besucht zusammen mit fünf anderen Teilnehmern den Kulturwerkstatt-Kurs von Guido Hofmann, der zeitgleich zur Kunstroute stattfand.
„Unseren Stein konnten wir uns einen Tag vorher aussuchen“, verrät sie, während sie ihren Ruhrsandstein mit einem Pressluftwerkzeug zu einem Kunstwerk formt. Mit Blick auf ihr Gerät erklärt Krause: „Aber damit durften wir nicht sofort arbeiten. Zuerst haben wir uns mit Hammer und Meißel versucht. Das ist verdammt anstrengend. Aber den Muskelkater nehme ich gerne in Kauf“, lacht sie. „Im normalen Leben kenne ich solche körperlichen Anstrengungen nicht. Man nimmt dadurch direkt wahr, wie hart andere Leute schuften müssen, die mit ihren Händen ihr Brot verdienen. Dadurch lernt man den Wert der Arbeit viel besser kennen, das eröffnet neue Horizonte.“ Annette Krause überlegt, auch mit ihren Schülern einen solchen Kurs einmal auszuprobieren. „Mit diesem Material zu arbeiten, verlangt absolute Konzentration. Man taucht hier richtig ein. Es ist wie eine Therapie, ich bin total begeistert und im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder mit von der Partie.“ Annette Krause hat diesen Kurs zusammen mit ihrer zwölfjährigen Tochter Anna Lisa besucht. „Es ist schön, so etwas zusammen zu machen, sich gemeinsam auszuprobieren.“ Mama und Tochter Krause sind die einzigen, die heute zum ersten Mal dabei sind. „Das ist für mich eine Herausforderung“, sagt Felicitas Niedworok, die einen Mamorstein vor sich hat. „Alle meine Kreationen kommen in den Garten, auf die Terrasse oder in den Vorgarten“, erklärt sie und Annette Krause nickt zustimmend.
„Für meine Teilnehmer geht die Sonne auf, sobald sie Hammer und Meißel weglegen dürfen und mit dem Pressluftwerkzeug arbeiten dürfen“, verrät Guido Hofmann mit einem Lächeln. „Zuerst einmal geht es aber darum, die Härte des Materials kennenzulernen.“ Guido Hofmann ist Bildhauer und Materialplastiker. Für Nicht-Künstler übersetzt er den letzten Begriff so: „Ich verwurste alles, was ich in die Finger kriege.“ Mit Verwurstung hat aber keines seiner Werke irgendetwas zu tun. Auch wer ihn am Wochenende nicht bei der Kunstroute besucht hat, wird einige seiner Werke kennen: Dekonstruktion I, Innenstadt, die Platte am Borsigweg, UMaRMUNG, Marie Curie-Schule, Sonnenschlange, Hauptschule Welheim, Käse, Arche Noah, oder der Goldene Schnitt, Kulturzentrum.
„Die Kunstroute ist wichtig“, sagt der 47-Jährige. „Dadurch lernt man neu und anders zu denken. Man muss hingucken und interpretieren – natürlich darf jeder ein Werk anders sehen.“ Wie man durch Kunstwerke einen anderen Blick auf Räume bekommt, das konnten die Hofmann Besucher hautnah in seinem Atelier erfahren. „Man kann Räume schon durch wenige Mittel verändern und völlig anders wirken lassen. So etwas kann ein völlig neues Raumgefühl schaffen“, erklärt er. Seine Kunst konnte man aber auch im wahren Wortsinne begreifen oder sogar besetzten: „Darauf würde ich lebenslange Garantie geben“, sagt er, als er in einem steinernem Sessel Platz genommen hat. Dass sogar eine steinernde Liege bequem ist, dürfte manchen Besucher überrascht haben. „Dazu würde ich aber noch ein Kissen mitliefern“, sagt er und ergänzt: „und das wäre noch bequemer als das aus Fallschutzgummi-Granulat.“ Wer dieses Kissen in den Händen hatte, wird sich vielleicht gewundert haben, warum Stein so weich sein kann.
Auf die nächsten Aktionen von Guido Hofmann darf man gespannt sein. Insbesondere, wenn es darum geht, aus einem normalen Raum oder Haus einen Hingucker zu machen.

Annette (l.) und Anna Lisa Krause lieben es, mit ihren Händen Kunstwerke zu schaffen.
Auf dieses Sitzmöbel gibt Guido Hofmann lebenslange Garantie.
Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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