Unterrichtsausfall: Mit dem Mangel klarkommen

Foto: Tim Reckmann/pixelio/Montag: Michael Kaprol
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Fünf Prozent des Unterrichts fallen nach Schätzungen des Landesrechnungshofes in Nordrhein Westfalen aus. In Dortmund sollte im letzten Jahr eine ganze zweite Klasse sitzen bleiben - ihre Klassenlehrerin war wiederholt krank, die Kinder bekamen weniger als 50 Prozent des vorgesehenen Unterrichts.

Anspruch auf Vertretungslehrerpool erst nach sechs Wochen

„So etwas kann an unserer Schule nicht passieren“, ist Siegfried Bojarra, stellvertretender Schulleiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, überzeugt. Denn hier hat man es gelernt, den Mangel zu verwalten.
Verlässliche Zahlen über den Unterrichtsausfall gibt es nicht. Das NRW-Schulministerium hält auch eine Zählung der ausgefallenen Schulstunden für zu aufwendig. Fehlstunden wurden nur bis ins Jahr 2010 erfasst. „Mich hat es früher zwei Arbeitstage gekostet, die Fehlstunden für einen Zeitraum von zwei Wochen auszuklamüsern“, blickt Bojarra zurück. Sein Kollegium sei verhältnismäßig jung, deshalb gäbe es nicht zu viel Unterrichtsausfall. „Wir haben 30 Unterrichts-Reserve-Stunden pro Woche. Bei über 2.000 Unterrichtsstunden ist das aber nicht viel. Wenn eineinhalb Lehrer ausfallen, sind diese Stunden weg.“
Es gibt zwar einen landesweiten Vertretungslehrerpool, doch auf den hat eine Schule erst dann Anspruch, wenn ein Lehrer für mindestens sechs Wochen krank geschrieben ist. Wenn sich ein Lehrer für zwei Wochen krank meldet und danach nochmal für weitere zwei Wochen, kann keine Vertretung beantragt werden: „Ärzte schreiben meist nur für zwei Wochen krank und erneuern das dann immer wieder - in solchen Fällen bekommen wir keine Reservekraft.“ Aber selbst wenn es abzusehen ist, dass ein Lehrer ein halbes Jahr krank ist, kann man sich nicht auf eine Vertretung verlassen: „Dieser Topf der Bezirksregierung ist meist schon nach einem halben Jahr leer und man muss sich selbst kümmern“, weiß der Englisch- und Gesellschaftslehrer-Lehrer.

Mathe statt Religion

„In solchen Fällen muss man mit Bord-Mitteln arbeiten, heißt, Lehrer hin- und herschieben. Wenn ein Lehrer zum Beispiel Mathe und Religion unterrichtet, wird sein Religionsunterricht in anderen Klassen ausfallen, damit er den erkrankten Mathe-Lehrer vertreten kann.“ In den Fächern Informatik und Hauswirtschaft hat die Schule einen leichten Mangel: „Da sind wir auf Kante genäht - da darf nicht allzuviel passieren.“ Das Fach Informatik liegt im Bereich der Ergänzungsstunden und wird nicht benotet.
Wenn die Vertretungsreserven zu knapp sind, wird auch der Unterricht gekürzt. „Irgendwie bekommen wir das immer geregelt. Ich würde mir schon wünschen, ein größeres Potential an Vertretungskräften zu haben“, sagt Bojarra. „Mein zweites Fach, Gesellschaftslehre, unterrichte ich in den 24 Jahren, die ich hier bin, in diesem Jahr zum ersten Mal. Mein erstes Fach, Englisch, steht im Vordergrund.“

Wie sieht es in Bottrop in Sachen Unterrichtsausfall aus? Sind ähnliche Gefahren wie an der Dortmunder Grundschule zu befürchten? Schreiben Sie uns, liebe Eltern, an redaktion@stadtspiegel-bottrop.de und schildern Sie uns die Situation an der Schule Ihres Kindes, die Sie aufregt. Oder teilen Sie uns mit, wenn der Unterrichtsausfall durch geschickte Planung vermieden werden konnte.

Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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