Trauer, Trauer, nichts als Trauer

Mein Gott, was hatte ich ein gutes Gefühl. 3 zu 1 für Deutschland. Bei keinem anderen Spiel war dieses gute Gefühl dabei. Mein Sohn sagte nur, das es kein gutes Zeichen sei, bei allen anderen Spielen hätte ich ein komisches Gefühl gehabt und jetzt, das kann nicht gut gehn.
Das Wetter war heiß, der Tag fing gut an. Bis Mittag arbeiten, dann in die Stauerbrauerei eine Besichtigung mit gesunden kalten Getränken vornehmen, schließlich in Grafenwald das Fußballspiel anschauen. Der Tag war durchgeplant.
Die ersten Stationen waren auch gut. Im kühlen Keller die Kehle befeuchten, viel Spaß haben und immer wieder über das Spiel reden. Aber bei diesen Gesprächen stellte ich fest, dass jeder von hoffentlich, eigentlich sprach. Nur ich, ich Knallkopf sprach immer, was habe ich da für "Nasen" vor mir, ich glaube es doch nicht. Deutschland gewinnt, nach zwanzig Minuten steht es 2 zu 0 und dann geht
die Post ab.
Etwas durch den frischen Gerstensaft angeschlagen und in freudiger Erwartung saß ich vor dem Bildschirm und sah mir die Aufstellung an. Zum ersten Male kamen entwas dunklere Wolken in meine Gedanken, aber der Löw hatte ja bisher alles richtig gemacht, da würde es schon sicherlich gut ausgehn.
Der nächste Fehler, wie sich herausstellen sollte. Das italiänische "Tier" trumpfte aus und machte aus 2 Möglichkeiten genau zwei Tore. Alle erstarrten, aber nicht vor Ehrfurcht, nein vor Entsetzen. Innerhalb 36 Minuten erstarb die Hoffnung, oder sollte ich sagen, 90 % der Hoffnung. Ein jeder versuchte sich einzureden, dass die zweite Halbzeit nur besser werden konnte, was sie dann auch wurde, aber irgendwie war ein Knacks durch Deutschland gezogen.
Irgendwie hatte auch der Beamer keine Lust mehr, zehn Minuten vor Schluss gab er seinen Geist auf und die ganze Bande begab sich ins Wohnzimmer.
Elfmeter für Deutschland, Tor, dann Freistoß für Deutschland, angezeigt, nicht mehr ausgeführt und einfach abgepfiffen. Deutschland raus aus dem Turnier.
Die Luft hing voller schwarzer Wolken, die Köpfe waren schwer. Viele schluckten und spürten Tränen in den Augen. Mit meiner Kriegsbemalung und meiner treuen Deutschlandfahne stand ich da, als würde ich als einziger Mensch gerade die Erde betreten haben. In diesem Moment wurde ich abgeholt. Zu Hause angekommen, knallte es plötzlich laut auf. Die ersten Donner waren zu hören, dann regnete es und in den Regen vermischten sich die Tränen Deutschlands. Mein letzter Gang ging zum Auto. Sämtliche Fahnen wurden reingeholt. Die EM ist für unsere Jungens zu ende. Für mich auch. Ein Gefühl der Leere stieg in einem hoch. Zum Glück dauerte es nicht so lange.
Ich kann mich noch erinnern, als wir damals durch die Kroaten ausgeschieden sind, da habe ich geheult wie ein Schlosshund, jetzt nicht.
Trauer überfiel mich und ein kleiner Schmerz. Doch nach dem Spiel wurde mir dann aber auch klar, dass es wesentlich schlimmere Probleme hier auf dieser Welt gibt. Natürlich ist dieser Schmerz für mich persönlich schwer auszuhalten.
Aber das wirklich Schlimme an diesem Abend war, dass ein Auto von einem Fan, der bei uns schaute, von einem anderen Auto angefahren wurde und der Unfallverursacher sich einfach entfernt hat. In diesem Moment spürt man, dass Fußball zwar eine schöne Sache ist, aber das es auch wichtigere Dinge im persönlichen Leben gibt.

Aber trotzdem, das muss ich noch einmal sagen. In meinem Herzen hat es weh getan und das gebe ich zu, es tut immer noch ein bischen weh, da kann man sagen was man will.

Und jetzt kommt mir nicht damit, dass die Italiäner besser waren als die Deutschen, dies war nicht der Fall, ein kleiner taktischer Fehler bei der Aufstellung hat das Ergebnis gebracht. Was in den vorherigen Partien
klappte, hat leider jetzt nicht funktioniert. Aber und jetzt kommt eine Phrase
"Es kann nicht immer so glatt ablaufen, wie man es sich sowas wünscht.

Autor:

Christoph Lammerding aus Bottrop

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