Kolumne: Es könnte alles so einfach sein, isses aber nicht.

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Kennen wir uns nicht von Facebook?

Die Sache rund um das Socialnetwork Facebook
wird langsam zum Dauerbrenner am Gesprächshorizont. Fluch oder Segen? Datenräuber oder Spaßbringer? Ja, was denn nun???

Ganz ehrlich: Ich bin genervt. Wiederholungen haben ja im Allgemeinen etwas Tröstliches, aber Gespräche, die immer nahezu identisch ablaufen, haben echt enervierende Anteile. Es beginnt immer gleich: Mit leichtem Vorwurf in der Stimme konstatiert das Gegenüber „Du bist aber viel bei Facebook!“ „Stimmt. Aber woher weißt du das?“

Würden Mark Zuckerberg jedes Mal die Ohren klingeln, wenn über sein kommerzielles Netzwerk debattiert wird, hätte ihn ein Tinnitus sicherlich dahingerafft. Das Gegenteil ist natürlich der Fall. Nicht krank, sondern reich ist der ‚Gesichtsbuch’–Erfinder seit 2004 geworden. Ach, was sag ich: Millionenschwer. Denn Facebook ist die weltweit meist besuchte Website. Im Oktober 2012 gab es, laut Unternehmensangaben, rund eine Milliarde monatlich aktive Nutzer.
Was macht die ganze Sache denn nun so ‚prickelnd’ und polarisierend? Und wie kommt man eigentlich dazu? In meinem persönlichen Fall schrieb mir eine befreundete Lehrerein meiner Kinder via Email, ich solle mich doch mal bei Facebook anmelden. Es sei eine lustige Angelegenheit und wir könnten uns auch dort Emails senden. Gesagt, getan: Seit einem Jahr bin ich nun Fb-Mitglied und habe wirklich irgendwie einen ‚Heidenspaß’. Allerdings muss mich nun auch ständig dafür rechtfertigen. Und dazu, liebe Nörgler, habe ich fortan gar keine Lust mehr… Ich finde es nämlich ganz angenehm und schön über Fb mit Menschen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben, die mir wichtig sind. Die aber zufällig auf der anderen Seite der Welt leben, wie es beim besten Freund meiner jüngeren Tochter der Fall ist. In kurzen Momenten nehme ich Anteil. Erfahre ein wenig, wie das Leben in Südafrika für ihn und seine Familie abläuft – und finde das unkompliziert und schön. Kleine Stippvisiten ins Leben anderer, verbunden mit kleinen Mails, da uns allen für lange Telefonate oder Briefe ja oft die Zeit fehlt.
Da ich weder kompromittierende Fotos veröffentliche, noch an den angebotenen Spielen teilnehme, befürchte ich auch nichts. Und da mein Arbeitsplatz sowieso der heimische Computer ist, kann ich in Gedankenpausen auch mal kurz ins Facebook-Programm switchen. Das ist schon alles. Und falls Facebook oder sonst wer Rückschlüsse über die von mir veröffentlichten Spaßkarten ziehen möchte…bitte sehr. In einem Artikel las ich die Tage das folgende Statement des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen „Das Internet ist nicht böse, sondern ein Instrument. Ein Werkzeug mit einer gewissen Tendenz, das man wunderbar zur Vernetzung, zur dezentralen Kommunikation und zur weltweiten Verbreitung von Daten und Dokumenten verwenden kann“. Genau. Man kann, aber man muss es nicht.

Wer Angst hat, er würde dort zum ‚gläsernen Menschen’ lässt einfach die Finger davon. Ich bleibe dabei, weil es mir u. a. gefällt, sehen zu können, was meine Kinder in vielen Bereichen so bewegt in Interessenslagen, die sie nicht immer explizit erzählen. Sei es Musik oder neue Diskos. Denn wer nimmt schon seine Eltern mit in coole Läden. Ich musste ihnen allerdings versprechen, nichts mehr auf ihre Seiten zu ‚posten’, da alle ihrer Fb-Freunde das dann ja auch lesen „müssten“. Das ist genauso ok, wie der Wunsch meiner Freundinnen, nicht auf irgendwelchen Fotos in meinen hochgeladenen Alben zu erscheinen. Folglich gibt es bei mir lediglich lustige Mottokarten, Fotomontagen oder Artikel zu sehen. Dinge, die die Welt nicht braucht, mir aber Spaß machen. Die kann Facebook sich gerne holen…
Und um die eingangs gestellte Frage ‚ob wir uns von Facebook kennen’ zu beantworten: Nein, eher nicht. Denn um jemanden kennen zu lernen oder zu „adden“ (als Kontakt hinzufügen), müssten Sie mir eine Freundschaftsanfrage senden. Und die nehme ich nur an, wenn sie verknüpft ist mit dem Versprechen, nicht auch noch an mir herumzukritteln… Was sage ich immer: „Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht!“

Autor:

Vera Auffenberg aus Castrop-Rauxel

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