Zwischen Antennen Musik spielen

Gottfried Karenovics spielt auf seinem selbst entwickelten Theremin, indem er das elektromagnetische Feld zwischen den beiden links und rechts angebrachten Antennen beeinflusst. Foto: Vera Demuth
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„Ich wollte den Steinway unter den Thereminen bauen“, sagt Gottfried Karenovics. Eineinhalb Jahre benötigte der Castrop-Rauxeler, bis er – nach einem eigenem Konzept – seinen Prototypen des elektronischen Musikinstruments fertiggestellt hatte.

Schon in seiner Jugend hatte Karenovics davon gelesen, dass man „im Feld zwischen zwei Antennen Musik spielen“ kann. Der Gedanke daran ließ ihn nie mehr los. „2008 stieß ich dann im Internet auf Lydia Kavina, die weltbeste Thereminspielerin“, erzählt er. Kavina ist die Großnichte des russischen Cellisten und Physikers Lev Termen, der das Theremin um 1920 erfand und ihm seinen Namen gab.
Seitdem nimmt Karenovics an Tagungen und Workshops teil, um selbst zu lernen, wie man Melodien spielt, indem man mit den Händen ein elektromagnetisches Feld zwischen zwei Antennen beeinflusst. Außerdem beschäftigte sich der pensionierte Chemielehrer damit, ein eigenes Theremin zu entwerfen.
Bis oben angefüllt mit Drähten, Platinen und Spulen ist der Plexiglaskasten, den er in seiner Werkstatt gebaut hat und der nun in seiner Wohnung steht. „Ich habe Plexiglas genommen, da es am wenigsten Wechselwirkung mit den elektromagnetischen Feldern hat“, erklärt der 70-Jährige. Auch das Innenleben ist seine eigene Konstruktion. „Die Platinen habe ich selbst belichtet und geätzt“, erzählt er, „und die Schleifenantenne aus Kupfer selbst gebogen und dann in einem Galvanobetrieb vernickeln lassen.“
Sein Instrument hat einen Stimmumfang von etwa sechs Oktaven, die Klangfarben können unterschiedlich abgemischt werden, und es gibt einen Filter, um den Ton sanfter oder brillanter einzustellen.
Hochkonzentriert steht Karenovics hinter dem Theremin, wenn er darauf musiziert. Er scheint ins Leere zu greifen, aber die präzisen Bewegungen seiner Finger entlocken dem Instrument eine unverkennbare Melodie: der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“. Eine gute Woche hat er täglich daran geübt. „Um auf dem Theremin zu spielen, ist ein gutes Musikgehör wichtig“, erklärt er. Auch musikalische Vorkenntnisse sind erforderlich. Karenovics selbst spielt Klavier, Blockflöte und ein wenig Geige.
Regelmäßiges Üben ist unerlässlich, um sich möglichst ein Muskelgedächtnis anzutrainieren. „Nach einigen Jahren weiß der Arm dann, wo welcher Ton sitzt“, erklärt Karenovics.
Zurzeit baut der 70-Jährige an seinem zweiten Instrument und träumt davon, dass sich eine Firma für sein Instrument interessiert, so dass es in Serie gehen könnte.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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