Patrick Owomoyela über Dortmund und die 3. Liga

Interviewer: Zum BVB - was sagen sie denn zum Ergebnis gegen Tottenham? Haben Sie damit gerechnet?

Patrick Owomoyela:: Was heißt gerechnet, ich finde am Ende war es ein gerechtes Ergebnis, die erste Halbzeit hat man dem BVB ein großes Bemühen angesehen, auch natürlich Reste von Verunsicherung, aber Dortmund war sehr bemüht sehr konzentriert. Ich glaube die erste Halbzeit ist etwas wo der BVB drauf aufbauen kann - allerdings in der zweiten Halbzeit gerade nach dem Ausgleich durch Kane ist dann wieder doch mehr Verunsicherung reingekommen und das Spiel war zerfahrener und so konnte am Ende eine wirklich sehr gutes Tottenham das Spiel für sich entscheiden

Interviewer: Es scheint bei Dortmund diese Saison ein Phänomen zu sein, dass die erste Halbzeit gut läuft und es in der zweiten Halbzeit zu einem rapiden Einbruch kommt. Woran liegt das? Am Training von Bosz? Oder an der fehlenden Fitness?

Patrick Owomoyela:: Ich glaube nicht, dass der BVB ein Fitnessproblem hat oder die falsche Einstellung des Trainers gegenüber den Spielern. Je länger ein Spiel dauert, desto mehr hat der Gegner Mittel und Wege analysiert um die Abwehr des Gegners zu knacken. Im Großen und Ganzen war der BVB in vielen Spielen lang überlegen bis der Gegner richtig Mut gefasst hat und zu Chancen kam. Das Problem ist dann, wenn es für den Gegner besser läuft, dass dem BVB das Selbstvertrauen fehlt und man es nicht geschafft hat in der Spur zu bleiben. Somit hat man mit Sicherheit einige Spiele verloren.

Interviewer: Was sagen Sie allgemein zum Abstieg der deutschen Clubs im internationalen Fußball? Vor ein paar Jahren spielte der BVB gegen Bayern in Wembley, jetzt ist Dortmund in der Champions League ausgeschieden, ebenso Hertha und Hoffenheim. Der 1.FC Köln hat noch kleine Chancen und Leipzig spielt eventuell auch nur in der Europa League. Wie konnte das passieren?

Patrick Owomoyela:: Ich wäre vorsichtig, direkt von einem Abstieg zu sprechen, das sind große Worte, der Abstieg des deutschen Fußballes. Dieses Jahr läuft nicht alles optimal für die deutschen Clubs, das gibt es aber immer wieder, solche Jahre. Vor zehn Jahren haben die Engländer alles dominiert, mal die Spanier, mal ein paar starke Jahre von deutschen Clubs. Dass das nicht jedes Jahr klappt sehen wir jetzt; aber um eine Tendenz zu spüren, muss man die nächsten zwei Jahre abwarten. Oft ist es auch Losglück. Dieses Jahr haben sie auch die Chance mit Leipzig und Bayern noch länger dabei zu sein, insofern ist es nicht dramatisch. Natürlich ist es enttäuschend, dass wenige deutsche Teams eine aussichtsreiche Chance haben in die KO-phase einzuziehen.

Interviewer: Kurz noch einmal zum BVB: Der Mannschaft beziehungsweise Trainer Bosz traut jetzt niemand mehr irgendwas zu, die Situation ist sehr schwierig. Wie geht man als Mannschaft damit um? Und wie als Trainer?

Patrick Owomoyela:: in erster Linie muss man an das glauben was man macht. Der Trainer Bosz ist überzeugt von dem Weg, den er gehen möchte, er hat ihn von Anfang an gehen wollen. Es hat von Anfang an einigermaßen geklappt, er war aber auch einer der wenigen, die von Anfang an gesagt haben, dass da noch nicht alles rund läuft. Die Ergebnisse waren halt überragend, deswegen hat das der eine oder andere nicht wahrhaben wollen. Dazu kamen dann Verletzungen, so dass einige Spieler in Rollen schlüpfen müssen die ihnen nicht liegen, das führt dann dazu, dass es schwierig wurde, ein neues System, eine neue Herangehensweise unter einem neuen Trainer umzusetzen. Bemühen ist da, aber mit jedem Misserfolg wächst das Misstrauen in die eigene Leistung oder das Ganze und da ist es schwierig, sich wieder rauszuziehen. Da gehört mal ein glücklicher Sieg her, um wieder Selbstvertrauen zu gewinnen, und natürlich würde es helfen, wenn einige wichtige Spieler wieder bei hundert Prozent sind und ihre gewohnten Rollen wieder einnehmen können. Das würde auch Bosz helfen, mit diesem neuen Weg erfolgreich Fußball zu spielen.

Interviewer: Sie kennen das Geschäft Fußball und wissen, dass es sehr schnelllebig ist. Die Jobgarantie für Bosz wird immer kleiner, er selbst spricht auch davon, dass es um seinen Job geht. Sollte er ausgetauscht werden, oder sollten man ihm auf jeden Fall noch eine Chance geben, so wie Klopp vor drei Jahren? Wenn man ihn austauscht, wer wäre eventuell besser geeignet?

Patrick Owomoyela:: Ich finde, Klopp ist ein gutes Beispiel, dass man beim BVB schon gespürt hat, dass, auch wenn etwas gehörig schiefgeht etwas Positives rauskommen kann, wie die Europa League damals. Auch bei Köln mit Peter Stöger, dass der Verein auf ihn setzt obwohl sie noch dramatischer im Schlamassel stecken: ich finde solche Sachen generell gut, es ist immer sehr einfach zu sagen, der Trainer ist der Schuldige. Man muss das große Ganze in die Schale werfen und sehen und bewerten, und es gibt durchaus einige Gründe, die es schwer machen für den BVB, da mag Verletzungspech dazukommen oder vielleicht auch ein Stück weit das neue System dazukommen, was noch nicht greift. Aber wenn man alles bewertet muss man in der Analyse auch dazukommen, dass der Trainer eine faire Chance braucht mit dem bestmöglichen Kader zu arbeiten, und das ist im Moment nicht möglich. Also sollte man tunlichst überlegen, ob es fair wäre, jetzt zu sagen wir ziehen die Reißleine. Aber ja, Fußball ist schnelllebig, viele haben die Zeit nicht, da geht’s oft auch um mehr als nur drei Punkte am Wochenende, also ist es eine schwierige Situation.

Interviewer: Ist die Bundesliga für international renommierte Trainer eine interessante Liga? Würde in der jetzigen Situation ein Pocchettino von Tottenham in die Bundesliga kommen oder fehlt die internationale Strahlkraft?

Patrick Owomoyela:: Ich glaube schon, dass es durchaus was hergibt, in Deutschland. Gerade durch die Bayern oder den BVB ist es auch für internationale Toptrainer attraktiv hier zu arbeiten. Es kommt dann immer auch auf die eigene und momentane Situation von Verein und Trainer an, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es bald wieder so eine große Lösung in Deutschland gibt. Ob das der richtige Weg wäre falls in Dortmund was passieren sollte weiß ich nicht, Zeitpunkt kann ich auch nicht beurteilen, aber, wenn es dazu kommen sollte, dann hat der BVB genügend Strahlkraft.

Interviewer: In Deutschland existiert gerade ein Hype um junge Trainer. Tedesco, Nagelsmann, Hasenhüttl, um nur einige prominente Namen zu nennen. Ist Deutschland das Mekka für junge Trainer?

Patrick Owomoyela:: Es ist zumindest eine Liga in der man jungen Trainern die Chance gibt und diese Trendwende eingeleitet hat. Das heißt nicht, dass niemand über 50 mehr einen Job findet, aber zumindest kriegt man hier die Möglichkeit als junger Trainer durchzustarten. Das liegt auch daran, dass wir von den Strukturen der Bundesliga gerade vom Alter her immer jünger werden, auch bei den Spielern. Und das geht vielleicht ein bisschen Hand in Hand. Und es ist schon auffällig, dass Trainer, Mannschaften und Funktionäre parallel jünger werden. Find ich eine gute Sache. da kann man sich als Trainer beweisen, und dann eventuell auch zu den ganz großen Nummern wechseln. Da gibt es in Deutschland immer wieder interessante Trainer, gerade ist der Trainer der zweiten Mannschaft aus Dortmund Trainer in der zweiten englischen Liga. Der Trend ist da, man gibt jungen frischen Trainern eine Chance, und ich glaube das ist auch eine Auszeichnung für die Nachwuchs- und Trainerarbeit, die in Deutschland geleistet wird, und spricht dafür, dass man in der Bundesliga einen ganz guten Weg geht.

Interviewer: Wie beurteilen sie die Arbeit von Ralph Hasenhüttl? Langsam hat er es geschafft Leipzig wirklich zum Bayernjäger Nummer eins aufzubauen. Wie stehen seine Chance in eine noch größere Liga zu gehen und dort einen Topklub zu trainieren?

Patrick Owomoyela:: Glaube ich schon. Seine Entwicklungssprünge waren ja keine Kleinen. Jetzt, mit Leipzig, hat er ers geschafft eine Mannschaft, die für viele als Retortenklub galt, wo man nicht wusste was kommt nach einem sehr erfolgreichen Jahr, setzt er wieder einen drauf und das Ganze zu stabilisieren und auf dem Niveau zu halten. Das ist eine durchaus ansehnliche Leistung und ihm zu verdanken. Warum sollte er also nicht auch international Topklubs trainieren? Dafür gehört braucht man natürlich ein bisschen mehr Profil, jetzt spielt er aber eh in der Champions League und macht das gut. Im Moment sind sie in Deutschland die zweite Kraft, und es spricht alles dafür, international immer mehr begehren zu wecken.

Interviewer: Kurz zurück zum BVB. Ist bei Dortmund vielleicht nicht Bosz das Problem, sondern Problemspieler wie ein Aubameyang, der immer wieder für Unruhe sorgt? Oder Yarmolenko der seine Form nicht findet?

Patrick Owomoyela:: Dass die Medien sich auf ein Thema einschießen, das ist ja nichts Neues. Da ist dann meistens der Trainer das schwächste Glied. Und wenn’s nicht läuft ist der Trainer an allem schuld. Natürlich gibt es mehrere Herangehensweisen. Ein wichtiger Spieler wie Aubameyang, wenn der in der Formkrise steckt, dann hilft das nicht. Dann setzt man Hoffnung in Neuzugänge, die sofort Leistung bringen sollen. Dass das nicht immer hundert pro funktioniert, wussten davor auch schon alle. Aubameyang hat auch in der ersten Saison schwankend gespielt, dann zwei Jahre überragend, jetzt wieder auf dem Kieker der Medien. Man muss da mal ruhig werden und richtig einordnen. Da greifen einfach viele Rädchen ineinander, es geht ums große Ganze, und derzeit laufen einfach ein paar Rädchen nebeneinander und greifen nicht. Das ist aber nicht nur die Frage ob der Trainer der Richtige ist oder nicht, sondern damit das da vieles zusammenkommt. Punkt.

Interviewer: Aubameyang sorgt in letzter Zeit immer öfter für Unruhe, sei es mit Wechselwünschen im Sommer, oder nach dem Tor gegen Tottenham mit dem erhobenen Zeigefinger. Ist es nicht notwendig, sich irgendwann von einem Unruheherd zu trennen?

Patrick Owomoyela:: Ich finde es schwierig, gleich von einem Unruheherd zu sprechen. Es ist klar, dass Spieler dieser Kategorie Begehrlichkeiten wecken und auch Träume haben, das ist normal und Tagesordnung in jeder Liga, nicht nur in Deutschland. Sie sind natürlich Teil des Teams und spielen für den Verein in erster Linie, aber eben auch für sich selber. Wenn sie selbst nicht mehr erfolgreich sind, wird das Begehren kleiner. dementsprechend wäre es bescheuert die Theorie aufzubauen, der will gar nicht mehr der will nur noch weg, das würde ihm ja nicht helfen. Er setzt keine besonderen Brandherde, er trifft vielleicht öfter mal eine falsche Entscheidung. Auch unter Tuchel wurde er suspendiert und in den Jahren davor gab es auch immer wieder Auffälligkeiten. Das liegt halt am Charakter, das muss man manchmal einfach miteinkaufen, wenn er am Ende die volle Qualität bringt. Die bringt er gerade nicht, deswegen wird vielleicht zurecht draufgehauen aber man muss auch da das Ganze im Blick haben. Er wird sicher nicht ins Spiel gehen und sagen heute schieß ich kein Tor. Er leidet ja selbst unter der Ladehemmung.

Interviewer: Sven Mislintat verlässt den BVB als Scout und wechselt zu Arsenal. Haben sie auch von Gerüchten gehört, dass Spieler vom BVB in andere Ligen, z.B. in die Premier League, wechseln?

Patrick Owomoyela:: Das habe ich so nicht gehört, ich nehme aber auch nicht alle Buschfeuer gleich auf und setz da viel drauf. Premier ist nicht nur für Spieler interessant, sondern gerade die Topspieler der Topvereine sind auch für die Premier League interessant. Gerüchte gibt es immer, und Mislintat würde seinen Job ja nicht gut machen, wenn er für den FC Arsenal einige Spieler, und erst recht die, die er kennt, nicht als positiv bzw. als potenzielle Verbesserung für den FC Arsenal anpreisen würde. Kann sein, dass da Begehrlichkeiten kommen, aber derzeit sind das nur Gerüchte.

Interviewer: Kennen sie ihn persönlich? Wie ist er als Mensch? Gibt es lustige Anekdoten über ihn?

Patrick Owomoyela:: Lustige Anekdoten nicht, aber Mislintat war so ziemlich der erste Mensch, den ich kennengelernt hab, er hat mir alles gezeigt, war mit mir Essen danach. Wir haben am selben Tag Geburtstag, verstehen uns sehr gut. Ich habe auch schon den Plan geschmiedet, ihn jetzt mal in London bei seiner Arbeit zu besuchen, was mir tatsächlich auch trotz der Nähe in Dortmund nie gelungen ist ihm wirklich über die Schulter zu schauen. Das wollte ich immer tun, und jetzt bei Arsenal werde ich das vielleiht machen. Ganz feiner Kerl, und auf seinem Gebiet eine absolute Koryphäe. Ich freue mich für ihn.

Interviewer: Vom BVB zu Bremen: Es scheint mit dem neuen Trainer, auch ein sehr junger Trainer, auch spielerisch wieder aufwärts zu gehen. Anfangs der Saison ist zum wiederholten Mal alles katastrophal gelaufen. Woran liegt das bei Werder, dass man zu Beginn der Saison immer unten drinsteckt?

Patrick Owomoyela:: Das ist eine gute Frage, ich glaub, wenn ich die Antwort parat hätte, wäre ich Manager bei Werder Bremen. Da kommen viele Sachen zusammen. es gab im innenverhätlnis leichte Störungen zwischen Trainer und Mannschaft. Man muss auch kucken, wer im Kader war, wer zu welcher Zeit wie fit, wer war verletzt usw. Da kommt auch da wieder das Thema Verunsicherung, da rutscht man in ein Loch und einen Strudel und es wird und wird nicht besser. Da spricht dann vieles dafür einen Trainerwechsel, nicht nur wegen des Innenlebens, wenn es gestört war, da ist es sehr wichtig, dass diese Harmonie intern wiederhergestellt wird und Trainerwechsel haben oft einen Effekt auf die Mannschaft, weil sich jeder neu beweisen muss, jeder mehr Prozentpunkte wieder am Platz bringt. Man muss jetzt abwarten, wie es in den nächsten Wochen läuft, da kommen viele Prüfsteine auf die Trainer zu. Erst dann wird sich zeigen, ob der Trainer langfristig der Richtige sein kann, oder ob man mit ihm wirklich nur bis Winter schaut.

Interviewer: Es geht das Gerücht um, dass Thomas Schaaf als technischer Direktor zurückkehrt. Bremen scheint stark auf Leute mit Stallgeruch zu setzen: Bode, Baumann, jetzt wieder Schaaf. Woran liegt es bei Bremen, dass es zu Beginn jeder Saison steil bergab geht. Sind es die immer gleichen Leute, auf die man setzt?

Patrick Owomoyela:: Naja, immer die gleichen Leute. Man hat ja auch in der Mannschaft Veränderungen vorgenommen. Letzten Endes ist es die Mannschaft auf dem Platz, die Erfolg hat, oder nicht. Da muss man sich eher hinterfragen ob man die Mittel, die man hatte, die sicherlich nicht mehr so sind wie vor zehn Jahren oder zwölf dreizehn Jahren, ob man die Mittel gut genug eingesetzt hat, oder ob man da vielleicht noch in den Kader investieren muss und sich weniger damit beschäftigen sollte, wer auf welcher Etage an welchem Schreibtisch sitzt und was der für eine Vergangenheit hat. wichtig ist es letzten Endes, was die auf den Platz bringen, und da war der Kader in den letzten Jahren ein wenig dünn besetzt und das Gesamtpaket war nicht so stimmig und jetzt muss man einen Weg finden, wie man mit den Mitteln die man hat das möglichst beste rausholt. Natürlich wirkt das alles sehr nach Stallgeruch, aber man beurteilt schon auch nach Leistung. Und irgendwann wird man sich auch nicht mehr dagegen wehren können, Externe zu holen, wenn man die Expertise braucht. Schaaf als technischer Direktor wäre nicht so schlecht: Guter Einblick ins Fußballgeschäft, der Einfluss den er da nehmen kann ist ja eher Kaderplanung und in Zusammenarbeit mit Klaus Allofs hat er da ja über zehn Jahre exzellente Arbeit geleistet. in beratender Funktion als kaderplaner technischer Direktor kann er vielleicht sehr gut helfen.

Interviewer: Aber ein Grund für den Abstieg vom Bayernjäger zur jetzigen Situation waren die falschen oder zu zurückhaltenden Investitionen?

Patrick Owomoyela:: Ja, bei Werder hat man oft den Weg genommen vielversprechende Talente und unbekannte Spieler zu holen, die wirklich zu Topstars wurden, oder erfahrene Spieler mit viel Qualität aus dem Ausland wie Johan Micoud oder Diego. man hat es immer geschafft positiv zu wirtschaften, Özil kam für einige wenige Millionen aus Gelsenkirchen und man hat ihn dann für deutlich mehr verkauft und seine Leistung hat dem Verein ja auch geholfen. irgendwann wurden diese Transfers nicht mehr so erzielt, weder wurden solche Talente geholt oder konnten sich als solche entwickeln oder sportlich zurückzahlen was man investiert hat, noch hat man sie finanziell besser weiterverkaufen können, und so hatte man sukzessive weniger Geld um Spieler zu kaufen. Zusätzlich zu der Preisentwicklung am Markt war das für Bremen extrem schwierig, man musste mehr und mehr auf Talente setzen und das hat weniger Erfolg gebracht im Sportlichen.

Interviewer: Von Werder Bremen zu Paderborn – dort läuft es im Moment sehr gut. Vor ein paar Monaten sind Sponsoren und Dauerkartenbesitzer alle abgesprungen, jetzt geht es wieder nach oben und man gewinnt ein Spiel nach dem anderen. Wie hat man das geschafft, und was ist für Paderborn in dieser Saison drin? Vielleicht sogar der Aufstieg?

Patrick Owomoyela:: Zunächst einmal – ich traue der Mannschaft sehr viel zu, es wäre natürlich auch schön, wenn sie sich dahingehend entwickeln wo sie vor ein paar Jahren waren und jetzt diesen Aufsteig schaffen! Warum sollten sie es nicht tun, sie stehen nach Punkten vorne an der Tabellenspitze, sieht also alles super aus! Wie sie’s geschafft haben, das ist eine gute Frage, so nah bin ich nicht dran an der 3. Liga und auch an Paderborn nicht. Ich weiß halt, dass sie einen Sportdirektor haben beziehungsweise einen Manager der eine neue Herangehensweise mitbringt, an Sonsten gehe ich eben davon aus, dass die Mannschaft die Qualität eh hatte. Aus welchen Gründen die Mannschaft in den vergangenen Jahren so nach unten durchgereicht wurde sei einmal dahingestellt, aber jetzt scheint man sich da sportlich wieder richtig ausgerichtet zu haben und gleichzeitig in der richtigen Weise daran zu arbeiten, wieder Erfolg zu haben.

Interviewer: Wie attraktiv bewerten Sie denn die 3. Liga allgemein? Schauen sie sich manchmal Spiele an? Und wie bewerten Sie das Niveau?

Patrick Owomoyela:: Ich habe schon einige ehemalige Mitspieler und auch Gegenspieler die heute in der Liga in entscheidenden Positionen arbeiten und alleine aus dem Grund schaue ich ab und an hin. Zusätzlich ist das ja auch ein Pool für Spieler, so ein wenig gemischt, ehemalige Profis und junge Spieler, die gerade auf dem Weg in den Profi-Fußball und die 1. Und 2. Liga sind. Außerdem gibt es Nachwuchsmannschaften etablierter Clubs – also, insgesamt eine interessante Liga die sicherlich auch gut anzuschauen ist. Allerdings schaffe ich zeitlich bedingt auch nicht alles, die 1. Liga ist zu verfolgen, die 2. Liga, internationaler Fußball, da ist die 3. Liga dann doch nur Randerscheinung auf meinem Tableau.

Interviewer: Kurz noch zu Bielefeld: Grundsätzlich steht Bielefeld ja ganz gut da für seine Verhältnisse, zum Relegationsrang ist ausreichend Abstand, Torbilanz passt auch, die Mannschaft ist allerdings jüngst etwas eingebrochen. Warum? Was glauben Sie, ist da passiert? Und ist der Trend umkehrbar?

Patrick Owomoyela:: Ja, sicherlich ist das umkehrbar. Ich habe jüngst erst wieder ein paar Spiele gesehen wo last Minute noch der Ausgleich geschossen wurde und wo man sich noch vor der Niederlage wehren konnte. Es gibt immer wieder so Phasen im Jahr die sind schwer, das kennt jede Mannschaft mehr oder weniger. Und Bielefeld hat jetzt eben so eine Phase. Ich finde mit einem Mittelfeldpatz sollte man sich da jetzt nicht zu sehr verrückt machen lassen, sondern schauen, dass man vernünftig in die Winterpause kommt, dann kann man neue Akzente setzen, neue Grundsteine legen, und den Trend mit dem Jahreswechsel dann eben auch ändern. Ich sehe dem ganzen sehr positiv entgegen – da waren immer wieder Spiele dabei die machen richtig Laune, dann war es mal nicht so gut und enttäuschend, aber das gehört dazu im Zweitligaalltag, Schwankungen in den Leistungen der Mannschaften, und insofern mache ich mir keine Sorgen um die Leistungen der Arminia.

Interviewer: Sie haben einmal in einem Interview gesagt Sie seien Fan von gar nichts außer den Chicago Bulls der 90er Jahre – Fußball ist für Sie nur ein Geschäft. Hat sich das über die Jahre geändert?

Patrick Owomoyela:: Ja, was heißt geändert. So hart meinte ich das wohl nicht. Also, es ist tatsächlich so, dass ich nie Fan einer Fußballmannschaft war. Natürlich habe ich zum Beispiel den FC Barcelona Ende der 80er/Anfang der 90er gerne spielen gesehen. Abe ich war nie Fan einer Mannschaft, auch wenn ich Hamburger bin – St. Pauli, Bayern, oder Dortmund – aber natürlich haben sich da Sympathien entwickelt, erst recht mit den Vereinen bei denen ich selbst gespielt habe. Fußball ist schon als Sportart meine Leidenschaft. Das Bundesligageschehen ist natürlich an sich auch ein Business, das muss man ganz klar sagen, und da geht das Hobby natürlich ein Stück weit in den Hintergrund. Man ist geschäftstätig, wenn man auf dem Platz steht und erst recht, wenn man nicht mehr auf dem Platz steht und dann eigentlich nur mehr ein Geschäft aus seiner Leidenschaft gemacht hat. Aber damals als Spieler habe ich natürlich das gemacht was ich am liebsten gemacht habe, den ganzen Tag Fußball gespielt. Somit war es natürlich schon Leidenschaft, aber Bundesliga ist ein hartes Geschäft, das ist klar. Und wenn man dann runter ist vom Platz und hinter den Kulissen arbeitet dann weiß man das umso mehr.

Interviewer: Die letzte Frage: Wie geht es Ihnen, wenn Sie sehen, wie ehemalige Vereine von Ihnen durch schwere Zeiten gehen? Geht Ihnen das nahe, vielleicht auch im Anschluss an die letzte Frage?

Patrick Owomoyela:: Natürlich entwickelt man eine gewisse Distanz. Aber gerade nachdem ich wieder ein bisschen mit dem BVB beziehungsweise für den BVB tätig bin, dadurch, dass ich auch wieder in Dortmund wohne, bin ich da sehr nah dran und kriege das auch mit. Und natürlich finde ich die Entwicklungen schade, aber fast noch trauriger finde ich wie solche Entwicklungen dann medial ausgeschlachtet werden. Das ist im Fußball nichts Neues, das gibt es in jedem Jahr. Dieses Mal hat es den BVB erwischt und natürlich ist es jetzt sehr interessant da viel darüber zu schreiben und darüber zu spekulieren, das ist vollkommen normal, das wissen auch alle, aber es ist natürlich ein bisschen schade. Wirklich nahe gehen tut es mir nicht, weil ich sicher bin, dass sich alles wieder korrigiert, und auch der BVB wieder voll auf die Beine kommt und dann Minimum Nummer Zwei in Deutschland sein wird. Also – es geht nicht wirklich an die Substanz, aber es ist natürlich schwierig momentan, ja.

Das ganze Interview gibt es auch hier

Autor:

Rainer Hauser aus Dortmund-City

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