NRW-FORUM Düsseldorf
Provokativ, experimentell, poetisch - drei neue Ausstellungen im NRW-FORUM

Das NRW-FORUM in Düsseldorf lädt zu drei neuen Ausstellungen ein
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Auf den ersten Blick scheinen die drei Ausstellungen im NRW-FORUM recht unterschiedlich zu sein. Die Fotografien von Alison Jackson "Truth is Dead" sind provokativ, experimentell die Fotoarbeiten von Andreas Gefeller "Out of Sight" und geradezu poetisch muten die Arbeiten der Landsberg-Preisträgerin Alex Grein "umlauf" an. Doch alle haben eins gemeinsam: sie hinterfragen unsere Wahrnehmung und die Wahrheitsbehauptung der Fotografie.

Ist das wirklich die Royal Family, Donald Trump, Elton John, Jack Nicholson, Rihannna oder Boris Johnson? Die britische Fotografin Alison Jackson bedient die Lust am voyeuristischen Blick auf das Leben Prominenter. Mithilfe von Doppelgänger/innen und Schauspieler/innen inszeniert sie vermeintlich reale Paparazzi- oder Dokumentaraufnahmen, die das oft anzügliche, intime, aber immer imaginäre Privatleben prominenter Menschen zeigen. Sie thematisiert damit das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit. Indem Privates öffentlich wird, wird es zum konsumierbaren Produkt.

Prall provozierend gleich zu Anfang: Foto der Ausstellung von Alison Jackson "Truth is Dead" im NRW-FORUM Düsseldorf
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"Truth is Dead" - Die Wahrheit ist tot
Aber ist das , was wir auf den Fotos sehen tatsächlich echt oder werden wir durch gestellte Situationen getäuscht? Alison Jackson hat dazu eine eindeutige Meinung, die sich im Titel der Ausstellung "Truth is Dead" widerspiegelt: "Die Wahrheit ist tot. Nichts, was uns gezeigt wird, ist vertrauenswürdig, alles kann gefälscht sein und nichts ist authentisch. Was macht dieses Wissen mit uns?“ Damit ist auch die Frage gestellt, ob der gravierende Unterschied zwischen echt oder gestellt überhaupt noch interessiert. Ist das egal, Hauptsache der neugierige, sensationslüsterne oder auch sehnsüchtige Blick auf das Leben anderer, prominenter Menschen wird gestillt? Alison Jackson provoziert mit ihren Fotografien. Es sind schrille Parodien, die uns amüsieren, abstoßen, im besten Fall humorvoll unterhalten und die uns eines sicher mit auf den Weg geben, dass wir uns nicht auf unsere eigene Wahrnehmung verlassen können.

Alison Jackson wurde 1960 in Southsea, England, geboren und studierte Bildhauerei und Fotografie am Londoner Royal College of Art sowie am Chelsea College of Art and Design. Ihre Porträts, Skulpturen, Filme und Videos wurden weltweit ausgestellt, darunter in der Tate Modern in London (2010), im San Francisco Museum of Modern Art (2011) und im Pariser Centre Pompidou (2014).
Das NRW-FORUM zeigt diese erste, institutionelle Einzelausstellung in Deutschland mit rund 80 Fotografien und Videos. Das NRW-FORUM empfiehlt den Besuch dieser Ausstellung ab 16 Jahre.
Wem das zu vulgär, plakativ und zu schrill ist, wechselt am besten in die gegenüberliegende Ausstellung des Fotografen Andreas Gefeller.

"Out of Sight" von Andreas Gefeller im NRW-FORUM Düsseldorf

"Out of Sight" - außerhalb unserer Wahrnehmung
Der Düsseldorfer Fotograf Andreas Gefeller richtet seinen Blick auf das, was außerhalb unserer Wahrnehmung liegt. "Out of Sight" ist demnach der passende Titel für diese erste Retrospektive mit 60 Arbeiten aus seinem gesamten Schaffen ab dem Jahr 2000 bis heute. Insgesamt sind 8 Serien zu sehen, von seinen Anfängen in der analogen und digitalen Fotografie bis zu den jüngsten Arbeiten.

Die hervorragend präsentierte Ausstellung lädt zur Spurensuche ein. Neues im bekannten zu entdecken. Andreas Gefellers Arbeitsweise ist die Fotografie experimentell zu nutzen. Durch Langzeit-, Kurzzeit- und Überbelichtung, Aufnahmen bei Nacht sowie aus ungewöhnlichen Perspektiven und durch Collagieren digitaler Einzelbilder entstehen von bekannten Orten und Objekten ganz neue, ungewohnte Bilder, die unsere visuelle Wahrnehmung herausfordern und uns auch mitunter in die Irre leiten.

Da sind wir "Sehfallen", wie Gefeller es nennt, aufgesessen. So lassen einen dramatisch schöne Wolkenbilder in der Serie Clouds an magische Momente denken. Doch diese Wolken wurden an Kühltürmen von Kohlekraftwerken fotografiert. Für Gefeller ein Sinnbild für Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung. In der Serie Blank sehen wir in Licht ertränkte Architekturen. Hier verkehrt Andreas Gefeller den Zweck von künstlichem Licht, Dinge sichtbar zu machen ins Gegenteil indem er Dinge bzw. Architektur bei Nacht fotografiert und sie so stark überlichtet, dass nur noch ihre skelettartige Struktur erkennbar ist. Für Andreas Gefeller ist hier das Licht eine Metapher für Überinformationen, in denen wir Menschen im digitalen Zeitalter zu ertrinken drohen. So bietet jede Serie überraschende Bildwelten, die es zu entdecken gilt.

Der gebürtige Düsseldorfer Andreas Gefeller studierte Kommunikationsdesign und Fotografie an der Folkwang Universität der Künste Essen. Ausstellungen mit seinen Arbeiten waren unter anderem in Amsterdam, London und New York zu sehen. Gefeller lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Der Schmetterling scheint über Landschaften und urbane Räume zu fliegen.  Blick in die Ausstellung "umlauf" der Landsberg-Preisträgerin von 2022 Alex Grein
  • Der Schmetterling scheint über Landschaften und urbane Räume zu fliegen. Blick in die Ausstellung "umlauf" der Landsberg-Preisträgerin von 2022 Alex Grein
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Landsberg-Preis 2022 - "umlauf"
Im Obergeschoss des NRW-FORUMs ist die fotografische Arbeit der Landsberg-Preisträgerin von 2022 Alex Grein ausgestellt. In ihrer Arbeit "umlauf" geht sie der Frage nach, wie Bilder im analogen und digitalen Zeitalter überdauern können, und auf welche Weise Fotografien Ereignisse dokumentieren, Wahrheit verfälschen und neue Welten erschaffen.
Dazu hat sie aus der fotografischen Sammlung des Kunstpalastes eine Anzahl von historischen Schwarzweißfotografien ohne überlieferte Urheberschaft oder Quelle ausgesucht und diese mit neuen Zutaten kombiniert, um diese so zu neuen Motiven zu erweitern und abzufotografieren.

In einer weiteren Arbeit setzt sie Schmetterlinge (Leihgaben aus einem Naturkundemuseum) auf eine Bildschirmoberfläche, die per Google Earth die Erdoberfläche abscrollt. So scheinen die Schmetterlinge über Landschaften und urbane Räume zu fliegen. Man kann es sich auf Sitzkissen gemütlich machen und den Flügen der Schmetterlinge zuschauen. Künstlich gemachte Poesie.

Die von dem Düsseldorfer Unternehmer Georg Landsberg mit dem Kunstpalast ins Leben gerufene Auszeichnung richtet sich an Absolvent/innen der Kunstakademie Düsseldorf, deren Abschluss mindestens zehn Jahre zurückliegt.

Weitere Informationen unter www.nrw-forum.de

Laufzeiten der Ausstellungen:
"Truth is Dead", Alison Jackson: vom 03. März bis 14. Mai 2023
"Out of Sight", Andreas Gefeller: vom 03. März bis 14. Mai 2023
"umlauf", Landsberg-Preis 2022, Alex Grein: vom 03. März bis 10. April 2023

Die Fotos entstanden während der Vorbesichtigung.
Weitere Infos in den Bildunterschriften.
Ich freue mich über euer Interesse.

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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