Neue Luftreinhaltepläne könnten jedes vierte Handwerkerfahrzeug lahmlegen

Gemeinsam mit Kammerpräsident Prof. Wolfgang Schulhoff und Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Köster (5. und 6. v.l. vorne) demonstrierten Handwerker gegen die Verschärfung der Luftreinhaltungspläne der Landesregierung. | Foto: Handwerkskammer Düsseldorf/Wilfried Meyer
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  • Gemeinsam mit Kammerpräsident Prof. Wolfgang Schulhoff und Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Köster (5. und 6. v.l. vorne) demonstrierten Handwerker gegen die Verschärfung der Luftreinhaltungspläne der Landesregierung.
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Kaum ein Thema brennt Handwerkern so unter den Nägeln wie die drohende Verschärfung der Luftreinhaltepläne. Betroffene Handwerker demonstrierten Ende Oktober gegen die Pläne der Landesregierung. Sie müssten ihre gut in Schuss gehaltenen Fahrzeuge Anfang nächsten Jahres stilllegen, können dies finanziell aber nicht stemmen. Betroffen hiervon sind unter anderem auch Pannenhilfsfahrzeuge, die im Auftrag der Automobilclubs als Pannenhelfer unterwegs sind und nicht mehr zu den in Umweltzonen liegen gebliebenen Fahrzeugen vordringen könnten.

Dr. Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, brachte es auf den Punkt: "Wenn die Pläne in Kraft treten, können Handwerker sich nicht mehr zu ihren Baustellen bewegen." Das Problem: Die Fahrzeuge haben nur eine geringe Laufleistung, da sie oft nur von und zu einer Baustelle bewegt werden und dort tagsüber stehen. Sie sind technisch gut in Schuss, aber nicht nachrüstbar. Die finanziellen Zuschüsse für den Kauf neuer Fahrzeuge seien zu gering, Fahrzeuge über 3,5 Tonnen erhielten überhaupt keinen Zuschuss.

Obwohl eine Evaluation der meisten Umweltzonen noch in 2010 zwingend ist, liegt eine Analyse von deren Wirksamkeit bislang nicht vor. Dennoch drohen jetzt sehr kurzfristig – teilweise schon zum Jahresbeginn 2011 – zusätzliche Durchfahrtbeschränkungen in Kraft zu treten und vor Ort einen beträchtlichen Teil der Handwerkerfahrzeuge lahm zu legen, kritisiert die Handwerkskammer für den Regierungsbezirk Düsseldorf.

Die NRW-Handwerkskammern haben in einer eigenen Befragung die Situation beim Handwerker-Fuhrpark ermittelt. Danach könnten 27,3 Prozent der leichten Nutzfahrzeuge Ziele in Umweltzonen nicht mehr ansteuern, wenn die Luftreinhaltepläne in Kürze alle Fahrzeuge ohne beziehungsweise mit roter Plakette stoppen würden. Die leichten Nutzfahrzeuge machen knapp die Hälfte des Fahrzeug-Bestandes der befragten Handwerksunternehmen aus. Die Umfrage, an der sich außerordentlich viele Betriebe beteiligten (5290 Firmen mit 23 422 Fahrzeugen) ergab ferner, dass 83 Prozent der Handwerksbetriebe stark oder gar existenziell vom Befahren von Umweltzonen abhängig sind. 70 Prozent der befragten Handwerksunternehmen äußerten, derzeit keinen neuen Fuhrpark finanzieren zu können.

Besonders kritisch betrachtet das Handwerk die Ankündigung des Umweltministeriums, im Ruhrgebiet eine großflächige Umweltzone zum Thema zu machen. Bei gleichzeitiger Verschärfung der Fahrverbote und einem Wegfall der Handwerkerparkausweise als Einfahrberechtigung werde hier mehr als ein Viertel der leichten Nutzfahrzeuge des Handwerks nicht mehr bewegt werden können.

Die Handwerkskammer mahnt vor dem Hintergrund der anstehenden Beschränkungen zeitnah Übergangsregelungen für Handwerkerfahrzeuge an. Für die Betriebe sei es zeitlich wie wirtschaftlich ausgeschlossen, innerhalb von nur zwei Monaten ihren Fuhrpark nachzurüsten oder Zehntausende Euro für Ersatzfahrzeuge aufzuwenden. Konkret plädiert die Handwerkskammer Düsseldorf dafür, die Geltungsdauer der Handwerkerparkausweise vorläufig um mindestens ein halbes Jahr zu verlängern, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben. Ferner seien die Ergebnisse der Evaluation der Umweltzonen nun schnellstmöglich offenzulegen. Die Kammer mahnt an, die Auswirkungen auf die Wirtschaft anschließend eingehend zu untersuchen, bevor Verschärfungen der Umweltzonen auf den Weg kommen. Zusätzliche Maßnahmen zur Luftreinhaltung müssten verhältnismäßig und nachweislich wirksam sein.

siehe auch: http://www.lokalkompass.de/duesseldorf/politik/parkausweise-fuer-handwerker-werden-verlaengert-d29803.html

Gemeinsam mit Kammerpräsident Prof. Wolfgang Schulhoff und Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Köster (5. und 6. v.l. vorne) demonstrierten Handwerker gegen die Verschärfung der Luftreinhaltungspläne der Landesregierung. | Foto: Handwerkskammer Düsseldorf/Wilfried Meyer
Betroffene Handwerker können die Kosten für neue Fahrzeuge nicht stemmen. | Foto: Handwerkskammer Düsseldorf/Wilfried Meyer
Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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