Der Richtplatz von Isselburg

Mit einem schwarzen Schwert ist der 1,2 Tonnen schwere Naturstein versehen, der nun als Erinnerungsstätte an den Richtplatz von Isselburg auf der Straße Haferkamp erinnert. Der Isselburger Heimatkreis hat die Erinnerungsstätte in den letzten Wochen hergerichtet. Foto: Ralf Beyer
  • Mit einem schwarzen Schwert ist der 1,2 Tonnen schwere Naturstein versehen, der nun als Erinnerungsstätte an den Richtplatz von Isselburg auf der Straße Haferkamp erinnert. Der Isselburger Heimatkreis hat die Erinnerungsstätte in den letzten Wochen hergerichtet. Foto: Ralf Beyer
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Isselburg. Geschichte und Vergangenheit lebendig halten, sich erinnern an Gegebenheiten, an Menschen oder an Schicksale - das ist es, was viele Menschen in ihrer Freizeit beschäftigt. Würde es diese Hobbyhistoriker nicht geben, geriete vieles für immer in Vergessenheit.

Doch überall gibt es Menschen, die sich in ihrer Freizeit mit der Geschichte der Stadt beschäftigen, in Archiven und unzähligen Unterlagen und Dokumenten wühlen, auf der Suche nach längst vergessenen Geschehnissen. Einer von ihnen muss wohl Fritz Stege sein, der schon so manche interessante Historie über Isselburg bekannt machte.
Mit einem dunklen Kapitel der Stadt beschäftigte er sich nun, als er begann über den Richtplatz in Isselburg zu recherchieren. Die Erinnerungsstätte wurde gestern auf dem Hof Bonnes in der Straße Haferkamp offiziell eingeweiht. „Es ist nicht alltäglich, dass als Erinnerungsstätte ein Richtplatz sichtbar und lesbar für alle Bürger erstellt wird“, bemerkte dann auch der Vorsitzende des Isselburger Heimatkreises, Paul Biermann. „Aber der Sinn von Geschichte ist es, uns ihrer bewusst, aus ihr zu entwickeln und aus ihren Fehlern zu lernen.“
Geschäftsführer Klemens Hakvoort ging in seinem geschichtlichen Rückblick auf die Verbrechen im Mittelalter und deren Bestrafung ein. „Was wir heute verständnislos als grausame Barberei ansehen, hatte für die Menschen der damaligen Zeit durchaus einen Sinn.“ Vier Hinrichtungsdaten seien für Isselburg bisher bekannt. „Der städtische Richtplatz befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach nahe des Lensinghofes, heute Bonnes, in der Feldmark, also weitab von der Stadt, wie es damals üblich war. Das infrage kommende Grundstück führt heute noch den Namen „Galgenkamp“, so Stadtchronist Paul Bayer“, bemerkte Hakvoort.
Professor Scholten berichtete in seiner Schrift „Geschichte der Stadt Isselburg im Herzogtum Cleve, dass am 27. Juni 1586 Derick Dericks wegen zweimaligen Einbruchs und Viehdiebstahl in der Hetter und versuchten Einbruchs in Isselburg enthauptet wurde. Neben ihm finden sich noch drei weitere Todesurteile. Dokumentiert ist, dass „mit dem schweerd verrechtfertiget“ folgende Personen hingerichtet wurden: 14. April 1572 Marten Veuerzaicht aus Kempen, 14. April 1572 Bernd Bauwens aus Wesel und am 24. April 1574 Fuidz aus Haffen.
„Nach langen Recherchen des Ehrenvorstandsmitgliedes Fritz Stege und der sich daraus gewonnenen Erkenntnisse, hat sich der Vorstand des Heimatkreises Isselburg dazu entschlossen, hier eine Erinnerungsstätte an die Hinrichtungen in Isselburg zu schaffen. Hier lag im 16. Jahrhundert die Richtstätte von Isselburg“, so Hakvoort. Von wann an und wie lange die Richtstätte sich dort befunden habe, sei bisher jedoch nichts bekannt.
Doch wie sollte diese Erinnerungsstätte aussehen. „Es gab und gibt zu diesem Thema die gruseligsten Vorstellungen“, meinte der Geschäftsführer. Entschieden hat man sich für eine Hinweistafel und einen großen Naturstein, gestiftet vom Baustoffhandel Geukes. Vom Schlosser Johann van der Linde aus Mussum wurde eigens für diesen Zweck ein schwarzes Schwert handgeschmiedet. Es ist ein kleiner, aber schöner Platz mit einer kleinen Sitzbank. Familie Bonnes stellte das dafür notwendige Grundstück kostenlos zur Verfügung.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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