Die letzte Zivis...

Jens Möllenbeck ist der letzte Zivi, der im Emmericher Willibrordspital seinen Dienst ableistet.                                                                                                                                         Foto: Caroline Gustedt
  • Jens Möllenbeck ist der letzte Zivi, der im Emmericher Willibrordspital seinen Dienst ableistet. Foto: Caroline Gustedt
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Mit dem ‚Aus‘ für die Wehrpflicht in Deutschland geht natürlich auch das ‚Aus‘ für den Zivildienst einher. Weil aber die Zivildienstleistenden, die in vielen Einrichtungen liebevoll ‚Zivis‘ genannt werden, über Monate hinweg viele Aufgaben übernommen haben, steht so manche Organistion ab Sommer vor einem Problem...

In der Holding pro homine mit Sitz in Wesel, zu der auch das Emmericher Willibrordspital, das Weseler Marienhospital und die Reeser Suchtklinik ‚Horizont‘ sowie sieben Senioreneinrichtungen zwischen Elten und Wesel gehören, standen theoretisch 40 Plätze für Zivildienstleistende zur Verfügung. Zwar waren diese nicht immer alle vollständig das ganze Jahr über besetzt, aber von den 13 Plätzen, die allein im Emmericher Willibrordspital vorhanden waren, waren sechs Plätze das ganze Jahr über besetzt. Das sind sechs Interims-Mitarbeiter, deren Wegfall die Personalleiterin der Holing, Sabine Seegers, bedauert und als ‚Einschnitt‘ bezeichnet. Der Einsatz von Zivis in den Bereichen Pflege, Technik und Hauswirtschaft, der jetzt wegfällt, muss möglichst anderweitig kompensiert werden. Zwar hat die Holding ihre Ablauforganisation nicht auf das Vorhandensein von Zivis abgestellt, so dass ein reibungsloser Ablauf auch weiterhin gewährleistet ist. Aber: „Wir haben auch die Möglichkeit gehabt, aus dem Pool der Zivis Praktikanten oder Auszubildende zu rekrutieren. Wer auf diese Weise einmal in die Pflege- und Betreuungspraxis hineinschnuppern konnte und sich diese Aufgaben hat begeistern lassen, der konnte sich für eine entsprechende Ausbildung bewerben“, so die Personalleiterin. Zu wenig Auszubildende gibt es allemal im Bereich der Pflege, und vielleicht ist es jetzt ein gangbarer Weg, mehr Praktikanten die Möglichkeit zum Schnuppern zu geben, so ihre Überlegung. Parallel dazu hat sich die Holding pro homine schon bei der Caritas registrieren lassen, um mit ihren Einrichtungen zur Verfügung zu stehen, wenn das Bundesfreiwilligenjahr als freiwilliges soziales Jahr für Jung und Alt beginnt. Sechs bis 18 Monate soll dieser Einsatz nach dem Willen des Gesetzgebers dauern und Sabine Seegers hofft, dass auch auf diesem Weg Menschen den Weg in die Einrichtungen finden. Kleine hausmeisterliche Aufgaben im Bereich der Reinigung oder bei Reparaturen, Fahr- und Betreuungdienste, Hol- und Bringedienste oder der Einsatz in der Küche... die Aufgaben sind vielfältig, und die Arbeit macht Spaß. Und wenn das alles nicht ausreichen sollte, dann muss ggf. auch über die Einstellung weiterer Mitarbeiter nachgedacht werden, prognostiziert Seegers.

Eine ähnliche Einschätzung der Situation gibt es auch bei der Lebenshilfe iin Groin. 16 Zivi-Plätze stehen in den Werkstätten zur Verfügung, 8 in den Wohngruppen und auch dies Plätze sind schon jetzt nicht alle besetzt. Die Leiterin der Einrichtung, Verena Birnbacher mag sich nicht darauf verlassen, dass über das Bundesfreiwilligenjahr ausreichend Ersatz für den wegfallenden Zivildienst kommt: „Schon bei den Soldaten zeigt sich, dass es mit den freiwilligen Meldungen nicht so weit her ist. Das wird in unserem Bereich bei der Begleitung mit behinderten Menschen nicht anders sein.“ Längst hat sie schon abseits staatlicher Konzepte ihre Erfahrungen mit der Freiwilligkeit gemacht: „Die Bereitschaft, ehrenamtlich zu arbeiten ist großartig. Aber der Grad der Verbindlichkeit ist im Zweifelsfall doch geringer, als wenn es einen Pflichtdienst gibt. Für uns wäre es wichtig, über einen festen Zeitraum zuverlässige Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten zu haben, die wir fest ins Team und in Projekte einplanen können. So brauchte ich dringend Menschen mit einem Führerschein, die unsere Bewohner auch zu Freizeitaktivitäten fahren können. Sonst haben unsere Bewohner kaum die Möglichkeit, die Einrichtung für Ausflüge zu verlassen“, skizziert sie beispielhaft. Herzliche gerne sind Freiwillige gleich welchen Alters willkommen, die Teile ihrer freien Zeit zur Verfügung stellen wollen. Aber ganz darauf verlassen mag und kann sie sich nicht. „Sicherlich müssen wir unsere Abläufe überprüfen, schauen, wo wir straffen und weniger personalintensiv arbeiten können. Sicherlich wird leider auch das ein oder andere Angebot für unsere Bewohner wegfallen müssen“, bedauert sie. Aber sie hat noch eine andere Möglichkeit, Kapazitäten für ihre Einrichtung zu bekommen: „Wir haben das Berufsvorbereitende Soziale Jahr (BSJ) mit ins Leben gerufen, so dass uns darüber immer auch Mitarbeiter für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen. Sicherlich werden wir hier zukünftig noch aktiver sein. Und auch auf der Lehrstellenarena und im Gespräch mit den Reeser Schulen werden sicherlich noch Praktikanten begeistert werden können“, so Birnbacher.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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