Interview mit Özlem Erdogan, Bildungslotsin
Ausbildungsplatz gesucht - IHK berät Jugendliche am 30. März

Özlem Erdogan (40) arbeitet seit 2013 bei der IHK. Sie ist seit 2019 berufliche Bildungslotsin der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) mit Sitz in Duisburg. Sie ist Ansprechpartnerin für Jugendliche in den allgemeinbildenden Schulen in den Kreisen Wesel und Kleve sowie in Duisburg.  | Foto: Hendrik Grezebatzki
  • Özlem Erdogan (40) arbeitet seit 2013 bei der IHK. Sie ist seit 2019 berufliche Bildungslotsin der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) mit Sitz in Duisburg. Sie ist Ansprechpartnerin für Jugendliche in den allgemeinbildenden Schulen in den Kreisen Wesel und Kleve sowie in Duisburg.
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Junge Menschen, die auf der Suche nach ihrem Traumberuf sind, können sich über einen Mangel an Auswahl nicht beklagen. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland 325 anerkannte oder als anerkannt geltende Ausbildungsberufe. Doch wie bewirbt man sich eigentlich und was gibt es - gerade in der aktuellen Corona-Krise - zu beachten? Ausbildungslotsin Özlem Erdogan von der IHK Niederrhein kennt die Antworten.

Wie finden Schul- und Studienabgänger in Zeiten von Corona eine Ausbildungsstelle?
Özlem Erdogan: So viel hat sich tatsächlich gar nicht geändert: Sie suchen auf klassischem Wege einen Ausbildungsplatz und bewerben sich sich direkt an die Unternehmen. Ausbildungsplatz-Angebote finden sie immer häufiger online, beispielsweise auch bei der Lehrstellenbörse der IHK.

In welchen Bereichen werden gerade jetzt in Corona-Zeiten verstärkt Azubis gesucht?
Özlem Erdogan: Der gesamte IT-Bereich hat stark zugenommen, das erfahre ich auch von den Kollegen in der Vermittlung. Es gibt aber Branchen, wo umgekehrt die Angebote geringer werden, beispielsweise in der Gastronomie.

Was bedeutet Corona für den Bewerbungsprozess?

Özlem Erdogan: Jugendliche sind stärker damit alleine. Normalerweise gibt es in den Schulen durch Lehrer Ansprechpartner, Besuche in den Schulen. Durch Homeschooling oder wenig Präsenzunterricht fällt das jetzt nahezu komplett weg. Also ist bei den Schülern der weitergehenden Schulen, die einen Ausbildungsplatz suchen, viel stärker Eigeninitiative gefordert. Ich bitte sie, offen zu sein und ihre Motivation nicht aufzugeben. Sie sollten sich früh bewerben und dran bleiben!

Wie läuft ein Vorstellungsgespräch zu Corona-Zeiten ab?
Özlem Erdogan: Es gibt beide Formen, die klassische persönliche Vorstellung, auf die viele Firmen Wert legen, und die digitale Form, wie es vor allem größere Unternehmen handhaben.
Auf beides sollten sich Jugendliche einstellen. Sich online zu bewerben und online ein Bewerbungsgespräch zu führen, dass können sie lernen und üben. Sie können sich gerne an mich wenden: Ich übe das mit ihnen. Oder sie bitten einen Bekannten, ihnen zu helfen, sich mit einigen digitalen Plattformen vertraut zu machen.

Wie werden Einstellungstests während Corona organisiert und durchgeführt?
Özlem Erdogan: Ähnlich wie das bei den verschiedenen Formen des Bewerbungsgesprächs der Fall ist, also entweder auf digitalem Wege oder persönlich. Viele Firmen setzen statt auf Assessment-Center (*), bei denen mehrere Bewerber zusammen antreten. Aber wegen der Corona-Maßnahmen laden sie dann halt keine zehn Personen ein, sondern jeweils fünf, um Abstände einhalten zu können.

Haben Sie – kurz und knackig – Tipps, worauf während der Corona-Krise bei Bewerbungen zu achten ist?
Özlem Erdogan: Jugendliche sollten sich möglichst frühzeitig um einen Ausbildungsplatz bewerben. Sie sollten im Vorfeld von Einstellungsgesprächen - auf allen Wegen und Kanälen - üben, damit sie ein Gespür dafür bekommen. Das bedeutet Sicherheit. Ich helfe ihnen gerne!

Was können Auszubildende machen, wenn ihr Arbeitgeber aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage den Betrieb nicht mehr weiterführen kann und damit auch ihre Lehre gefährdet ist?
Özlem Erdogan: Sie können sich sofort bei uns bei der IHK melden, wir helfen ihnen weiter. Es gibt ein Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern", was wegen der Corona-Situation ausgeweitet wird. Hier können sich Firmen melden, um Zuschüsse zu bekommen, wenn sie Lehrlinge aus Insolvenz-Betrieben übernehmen und ihnen ermöglichen, die Ausbildung fortzusetzen. Firmen, die Kurzarbeit bei ihren Auszubildenden vermeiden möchten, können finanzielle Unterstützung für die Ausbildungsvergütung beantragen. Und es gibt Ausbildungsprämien für Unternehmen, die trotz der Corona-Krise das Ausbildungsniveau halten oder sogar erhöhen. Die IHK informiert Arbeitgeber gerne über dieses Förderprogramm.
Das Gespräch führte Kerstin Halstenbach.

* Assessment-Center (im Englischen bedeutet assessment Beurteilung) ist eine Methode zur Einschätzung von Personen vor allem in den Bereichen der Personalauswahl und Personalentwicklung. Neben Ergebnissen von Arbeitssimulationen oder anderen Übungen (Rollenspiele, Gruppendiskussionen, Konzeptionsübungen und Ähnliches) und deren Bewertung durch geschulte Beobachter ("Assessoren") können Leistungstests oder Persönlichkeitstests zur Einschätzung von Personen verwendet werden.

Kontakt

Wie finde ich eine Ausbildungsstelle? Ansprechpartner für Jugendliche:

Niederrheinische IHK: Özlem Erdogan: erdogan@niederrhein.ihk.de, Tel.: 0203/ 2821-205

Aktion am Dienstag, 30. März:

Özlem Erdogan, Bildungslotsin der Niederrheinischen IHK, gibt Tipps zur Berufswahl und informiert über die verschiedenen Ausbildungsberufe sowie die Karriere-Perspektiven nach dem Abschluss.
Am 30. März von 10 bis 16 Uhr berät Özlem Erdogan telefonisch unter 0203/ 2821-205, Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Vorab hat der Stadtanzeiger Emmerich mit ihr gesprochen.
Im Mittelpunkt stehen insbesondere eher unbekannte Berufe und Branchen. Sie bieten oft ideale Alternativen zu den bekannten Wunschberufen. Grundsätzlich gilt: Bewerber sollten spätestens jetzt aktiv werden, denn aktuell bieten sich noch zahlreiche Möglichkeiten für einen Start in diesem Jahr. Betriebe suchen intensiv nach motivierten Auszubildenden in nahezu allen Bereichen.

Die „Beruflichen Bildungslotsen“ sind Bestandteil des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und werden gefördert mit Beteiligung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit.

Zur IHK:

Die Niederrheinische IHK vertritt das Gesamtinteresse von rund 69.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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