Eine Kirchengemeinde ohne Führung

Nun ist es amtlich: Kaplan Christian Olding (links) und Pfarrer Karsten Weidisch verlassen Emmerich. | Foto: Privat
  • Nun ist es amtlich: Kaplan Christian Olding (links) und Pfarrer Karsten Weidisch verlassen Emmerich.
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Nachdem feststand, dass Pastor Karsten Weidisch nicht mehr zurückkehren wird und die Auseinandersetzungen in der Gemeinde anhalten, hat sich der Rat der Seelsorgeeinheit aufgelöst.

Die besorgten Gemeindemitglieder, die sich am Mittwoch Abend zur öffentlichen Sitzung des Rates der Seelsorgeeinheit eingefunden haben sind erschüttert. Es steht nun fest: Karsten Weidisch wird nicht nach Emmerich zurückkehren. Das hatte er nach einem Treffen mit Angehörigen der Bistumsleitung, Vertretern der Kirchengemeinde und Kritikern seiner Amtsführung am Dienstag unmissverständlich klar gemacht.
Daraufhin haben sich die ehrenamtlichen Mitglieder des Rates der Seelsorgeeinheit darauf verständigt, geschlossen zurückzutreten. Einzige Ausnahme: Karl-Heinz Lammerich, der den Ruf hat, der sogenannten „kritischen Gruppe“ anzugehören. Ein weibliches Gemeindemitglied rückt im wahrsten Sinne des Wortes von Lammerich ab. Mit den Worten: „Mit dem möchte ich nicht auf einem Foto sein...“ weicht sie aus, als eine Kamera näher kommt. Auch das ein Zeichen dafür, wie tief die Gräben innerhalb der Gemeinde sind.

Verständnis für den Rücktritt

Großes Verständnis haben die anwesenden Gemeindemitglieder für die Rücktrittsentscheidung der ehemaligen Ratsmitglieder, die sich vom Bistum über den gesamten Zeitraum des schwelenden Konfliktes alleine gelassen fühlten. Ein Gemeindemitglied bringt es auf den Punkt: „Reiß einem Schwein das Herz raus und es kippt um.“ Das Lachen, das durch den Raum schwebt ist beklommen. Die große Frage, wie es nun weiter gehen soll bleibt unbeantwortet. Auch Weihbischof Wilfried Theising, als momentaner Pfarrverwalter, ist ratlos. Irmgard Bisseling (Mitglied des ehemaligen Seelsorgerates) merkt an: „Dieser Konflikt hat nur Verlierer und Verluste produziert. Während der ganzen Auseinandersetzungen kam nie die Rede auf die Spiritualität von Karsten Weidisch und Christian Olding. Ich persönlich habe mit ihrem Weggang meine Glaubensheimat verloren.“
Am Donnerstag wird es das letzte Friedensgebet stattfinden. Auch die immer gut besuchten Veni-Gottesdienste wird es nicht mehr geben. Kaplan Christian Olding, der am 15.06. diese Form des Gottesdienstes zum letzten Mal in Kleve zelebrieren wird, erlärt, dass man nicht erwarten könne, dass die daran beteiligten Jugendlichen so viel Zeit investieren können, das alleine zu stemmen. Mit Karsten Weidisch und Christian Olding verliert die Gemeinde zwei Geistliche, die es geschafft haben viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, in den Schoß der Kirche zurückzuholen. Wiltrud Passens (Gemeindemitglied): „Ich komme aus einem katholischen Elternhaus und musste als Kind regelmäßig in die Kirche. Als Erwachsene war ich froh, dass ich nicht mehr hin musste. Durch den Kommunionsunterricht eines meiner Kinder bekam ich wieder mehr Kontakt. Die Gottesdienste von Karsten Weidisch und Christian Olding, habe ich immer gerne besucht.“

Müde und resigniert

Die ewig andauernden Grabenkämpfe innerhalb der Gemeinde haben Spuren hinterlassen. Die zurückgetretenen Mitglieder des Rates der Seelsorgeeinheit wirken allesamt müde und resigniert. Wie es nun weitergehen soll wissen auch sie nicht. Gabriele Wawrzyniak und Andrea Schaffeld, die beiden ehemaligen Vorsitzenden, sind sich einig. „Wir müssen erst mal alles sacken lassen und zur Ruhe kommen. Die letzten Monate haben uns allen ziemlich viel abverlangt.“
Als der Moderator der Sitzung, Markus Ricken mit einem Hinweis auf die lange Dauer der Gespräche, die Sitzung für beendet erklärt, einigt man sich noch auf ein gemeinsames Gebet. Alle Anwesenden suchen Trost in „Vater unser“. Wann man das nächste Mal gemeinsam beten wird ist genauso wenig geklärt, wie die Zukunft der Gemeindearbeit.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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