Corona-Krise
Wie sollten wir uns verhalten?

Um es mit den Worten von Johann Wolfgang von Goethe auf den Punkt zu bringen: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut…“.
Goethes Wunschvorstellung vom idealen Menschen würde vieles so einfach machen. Gerade jetzt in einer Krise, die wirklich jeden betrifft. Als Corona in China das Leben auf den Kopf stellte, war das Problem noch so wunderbar weit weg. Doch in Zeiten der Globalisierung breitete es sich in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit über den gesamten Globus aus. Es macht keinen Unterschied zwischen arm und reich; Rasse, Religion und Geschlecht sind ihm völlig egal und Landesgrenzen bedeuten ihm überhaupt nichts. Für uns heißt dies im Umkehrschluss, es kann jeden treffen, überall und jederzeit.
Hilfreich und gut…wäre das nicht das Gebot der Stunde? Zum Glück gibt es viele hilfreiche Angebote von Menschen, die sich um ihre Mitmenschen bemühen. Angeboten werden unter anderem Einkaufspatenschaften aber auch Unterstützungen beim Gassi-gehen, wenn die Besitzer der Hunde selbst nicht mehr aus dem Haus gehen sollen. An Ideen und Helfern mangelt es nicht. Doch leider gibt es da auch die Anderen, welche durch ihr unüberlegtes Verhalten beim Bunkern von Lebensmitteln den Einzelhandel zu immer mehr Beschränkungen nötigen. Wie soll der hilfsbereite Mensch denn zusätzlich zu seinem eigenen Bedarf die benötigten Lebensmittel für den Nachbarn erwerben, wenn er nur noch haushaltsübliche Mengen kaufen darf? Solidarität fängt auch dort an, wo man den Anderen etwas übrig lässt.
Die Aufforderung „bleibt zu Hause!“ gilt für jeden. In der Freizeit auf jeden Fall für alle und für die Arbeit, soweit es möglich ist. Doch Vorsicht vor falschen Neid-Gedanken. Es gibt Berufe, in denen Homeoffice möglich ist. Doch es handelt sich nach wie vor nicht um zusätzlichen Urlaub, sondern um arbeiten von zu Hause aus. Das mag bequem klingen, doch für viele Menschen bedeutet dies aktuell, gleichzeitig auch die Kinder und deren Schulaufgaben zu betreuen und trotzdem die eigene Arbeit pünktlich abzuliefern. Ebenso gibt es aber auch viele Berufe, bei denen ein Homeoffice nicht möglich ist und mit Hilfe deren unermüdlichen Einsatz die Versorgung und Pflege der Gesellschaft gesichert wird. Es braucht in dieser Zeit beide Seiten, die Einen, die zur Arbeit gehen und quasi „den Laden am Laufen halten“ und die Anderen, die zu Hause arbeiten, um das Virus nicht weiter zu verbreiten. Jeder kann mit seinem persönlichen Verhalten etwas dazu beitragen, im Positiven wie leider auch im Negativen.
Eine Krise diesen Ausmaßes bedarf natürlich nicht nur den persönlichen Einsatz jedes Einzelnen. Da es nicht nur die Gesundheit, die Versorgung, sondern auch jeden einzelnen Bereich der Wirtschaft trifft, ist natürlich auch die Politik gefragt. Doch sollten wir auch geduldig und an manchen Stellen etwas nachsichtig sein. Als Olaf Scholz sagte: „Dafür gibt es kein Drehbuch.“, hat er quasi den Nagel auf den Kopf getroffen. Alle Länder sind in der gleichen Situation und müssen Entscheidungen treffen, über deren Konsequenzen nur spekuliert werden kann. Das einzige Land, welches quasi drei Monate Vorsprung hat, begründet all seine Maßnahmen auf einer Diktatur. Können wir diese Maßnahmen von China so ohne weiteres übernehmen? Wie lässt sich das vereinbaren mit unserer gelebten Demokratie und der Freiheit als höchstes Gut? Noch am Samstag, den 21.03.2020 ermahnte Armin Laschet die Bevölkerung, dass es an jedem selbst liegt, ob striktere Maßnahmen erforderlich würden. Nun werden jeden Tag neue Regeln und Maßnahmen diskutiert; Regeln, die Einschränkungen bedeuten und Maßnahmen, die auffangen sollen. Denn die Einschränkungen bedeuten für viele auch finanzielle Konsequenzen und Verluste.
Aber gilt nicht auch die Gesundheit als höchstes Gut? Wenn wir auf die Nachbarländer und deren erschreckend höhe Todesfälle schauen, sollte uns dann nicht bewusst werden, dass unser Gesundheitssystem vielleicht doch besser ist als sein Ruf? Deutlich wird auf jeden Fall, ein Gesundheitssystem ist kein Objekt für Rendite und Kapital. Doch wird sich dieses Bewusstsein auch nach der Krise halten können? Wenn diese Krise vorbei ist, sollten wir uns daran erinnern, dass es nicht die Manager und Milliardäre waren, die uns gerettet haben, sondern Krankenschwestern, Pflegekräfte, Ärzte, Landwirte und Kassiererinnen.
Am Ende dieser Krise wird vielleicht jeder etwas weniger haben, vielleicht aber auch die positive Erkenntnis, dass wir es schaffen können. Helmut Schmidt sagte einmal: „In der Krise beweist sich der Charakter.“ Beweisen wir es uns, dass wir als Mensch hilfreich und gut sein können.

Autor:

Jana Hensel-Wilczopolski aus Essen-Borbeck

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