Chance erkennen und dann richtig durchstarten

Er schaut aus, wie man sich einen Koch vorstellt. Nico Nitsch ist groß und stattlich und wohin seine berufliche Reise führen soll, steht für den 32-Jährigen felsenfest. „Ich werde Koch, mache mein Hobby zum Beruf. “ Im Januar 2012 wird der Hattinger seine Prüfung ablegen, möchte dann in die gehobene Gastronomie einsteigen.
Das Ziel ist klar, doch der Weg dahin war für den 32-Jährigen nicht immer einfach. Denn nach dem Abi stand für Nico fest, dass er als Informatiker seine Erfüllung finden würde. „Das hab ich dann auch studiert.“ Doch wie so oft nimmt das Leben auch schon mal eine unerwartete Wendung. Diese Erfahrung musste auch Nico machen.
Dass er jetzt jedoch auf dem richtigen Weg ist, da ist er sich zu 100 Prozent sicher. Im Gastgewerblichen Bildungszentrum der gbz.hoga.gmbh in Borbeck lernt er seinen Traumjob von der Pike auf. „Ich mache hier eine Umschulung, gemeinsam mit zehn anderen Teilnehmern“, berichtet er. Die anderen, das sind Tanja Greding, Andreas Hein, Yasar Ülker oder Pierre Heinemann. Auch sie sehen in der Umschulungsmaßnahme ihre große Chance. „Ich habe immer schon in der Gastronomie gearbeitet“, erklärt Tanja Greding. „Eine Ausbildung hatte ich aber nicht. Jetzt sind meine Kinder groß und ich kann das endlich nachholen.“
All das, was sie zu einer guten Köchin, zu einem guten Koch macht, das lernen die UmschülerInnen von Rolf Schürmann. Der Koch und Restaurantmeister ist Ausbilder und Geschäftsführer des gbz. „Ich mach das schon über 20 Jahre, weiß genau, wie ich meine Leute zu nehmen habe.“
Der Ton zwischen Herdplatten und Backofen ist hart, aber herzlich. Mit strengem Blick überwacht Schürmann das Treiben seiner Schüler. Immer wieder hält er nützliche Tipps parat, bemerkt sofort, wenn das Öl in der Pfanne zu heiß, der Schupfnudel-Teig zu wenig gewürzt wird. Auch bei der Anrichtung der fertigen Speisen schaut der Sauerländer genau hin. „Auch wenn das Dessert sehr lecker ist, es ist einfach zu viel, das kann niemand essen.“ Die Ausführung des Saucenspiegels wird angemahnt, für die Macher des Kaiserschmarrn an Pflaumenkompott gibt es Ratschläge für eine optisch ansprechendere Präsentation des Ganzen.
Im Raum nebenan decken Fatima El Harrak und Bernadette Wetekam den Tisch ein - unter den strengen Augen von Helga Kubis. Die Restaurantmeisterin ist im gbz für den Servicebereich zuständig. Derzeit sind es vier Gruppen, die an der Rechtstraße für einen erfolgreichen (Neu)-Start im ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Stufenqualifizierung lautet das Zauberwort. Neben den drei Umschulungsgruppen zum Koch gibt es eine Qualifizierungsmaßnahme. „Diese läuft über ein halbes Jahr und macht die Teilnehmer mit allem vertraut, was sie in Küche, im Service oder House keeping wissen müssen“, erklärt Helga Kubis. „Gerne würden wir unser Angebot aufstocken und zusätzlich Fachkräfte im Gastgewerbe ausbilden“, ergänzt Rolf Schürmann. „Dann hätten die Teilnehmer der Grundausbildung Gastronomie die Chance, nach einem Jahr eine entsprechende Prüfung vor der IHK abzulegen, wären dann nicht nur qualifiziert, sondern hätten eine anerkannte Ausbildung.“ In den Räumen des gbz steht neben der praktischen Ausbildung auch Theorie auf dem Stundenplan. „Viele Teilnehmer müssen erst wieder lernen lernen“, weiß Helga Kubis. Und auch andere Dinge sind für viele, die nach langer Arbeitslosigkeit aus Hartz IV in Qualifizierung oder Umschulung kommen, nicht mehr selbstverständlich. „Deshalb sind wir ein Stück weit nicht nur Ausbilder, sondern auch Sozialarbeiter.“
Ein Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit eröffnet Interessenten die Chance auf eine Teilnahme an den Angeboten des Gastgewerblichen Bildungszentrums. Und das die Qualifizierung bzw. Umschulung eine echte Chance ist, das wissen Nico und seine Mitstreiter genau. Deshalb sind sie mit Feuereifer bei der Sache, büffeln fleißig Fachkunde, um bei der Prüfung gut abzuschneiden.
Die Erfolgsquote der gbz-Absolventen ist groß, lag im letzten Jahr bei 100 Prozent. „Darauf sind wir echt stolz“, so Rolf Schürmann. „Es zeigt, dass unser Konzept funktioniert, dass die Leute gut auf ihre Aufgaben vorbereitet werden und da auch mitziehen.“ Die anschließende Vermittlung in Arbeit funktioniert zumeist reibungslos. „Bei der letzten Truppe hatten schon 80 Prozent vor der Abschlussprüfung eine feste Jobzusage.“
Wer mehr über die Umschulung zum Koch bzw. die Qualifzierung im Gastgewerbe wissen möchte, kann sich an die Agentur für Arbeit oder das gbz in Borbeck (Tel. 0201/65 10 55) wenden. Dort gibt es alle notwendigen Infos über Teilnahmevoraussetzungen und Lerninhalte.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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