Auf zum "Supertalent" - Selbstversuch Gesangsstunde - auch im Video!

Die Aussage „Jeder kann singen“ von Gesangslehrer und Musical-Darsteller Markus Hanse ist gewagt genug, um sie auf die Probe zu stellen. Denn: Das werden wir noch sehen! Auf zum Metronom-Theater am Centro, in dem Hanse zurzeit im Udo Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ auf der Bühne steht...

Vorbereitung: Ein Lied aussuchen, dessen Text man können sollte. Die Wahl fällt auf „Griechischer Wein“, weil da große Teile des Textes sowieso bekannt sind. Und schon geht es für Silke Heidenblut und Julia Urselmann ab ins „Einsingzimmer“ des Musical-Theaters, was - ehrlich gesagt - Angst macht.
Erste Frage des Lehrers: „Woran wollt Ihr arbeiten?“ Antwort: Große Augen. „Dass nicht alle sofort weglaufen wollen, wenn wir singen vielleicht...“ Hanse: „O.K. - Ich lasse meine Schüler eigentlich immer erstmal singen.“ Selbst schuld...

Ohne Zicken

Ohne Zicken legen die beiden Schülerinnen los „... und die altvertrauten Lieder...“ Die Einsätze hauen nicht hin, es ist irgendwie ziemlich tief, aber beim Refrain läuft es - teilweise. „Was ist Euch aufgefallen?“ „Es ist tiiiiiief.“ Und deshalb wird das Lied der individuellen Tonart angepasst. „Dafür müsst ihr einzeln singen.“ Und wer drängelt da vor? Julia (O-Ton: „ich wollte es hinter mich bringen“) wünscht sich: „Ich würde gern so singen, dass nicht nur mein kleiner Sohn zuhört.“ Markus Hanse muss also bei den Grundlagen beginnen.
Er unterrichtet nach der „complete vocal technique“, einer Methode, mit der man schnell, einfach und gesund singen lernen soll. Und die immer mehr Anhänger auch unter den Profis findet. Hier sind wir richtig...

"Complete vocal technique"

Die Methode sieht diverse „modes“ vor, sehr theoretisch, doch Markus Hanse weiß, wie man es dem Anfänger erklärt: „Sing‘ mal den Refrain nur auf dem Wort „Ey“ und alles etwas höher! Julia: „Wir sind im Ruhrgebiet, das kann ich!“ Und sie kann - und sie trifft die Töne. Jetzt ist der Moment erreicht, an dem es unglaublich wird. „Stell‘ Dir vor, Du bist ein zwölfjähriges Mädchen und sing‘ es so!“ (Weiter auf „Ey“) - Und es wird heller... Und lauter! Es folgt der Refrain mit allen Silben auf „Ey“:“Greycheysheyer Weyn...“ Der Gesanglehrer ist begeistert: „Ja, jetzt ist es nicht mehr Oper, sondern Musical!“ (Die Sängerin freut sich über so viel Höflichkeit.) Als nächstes gibt sie eine Ente, klasse, der Evergreen gequäkt. (Noch immer hat niemand fluchtartig den Raum verlassen, allerdings gibt es unübersehbar Ententanz-Bewegungen und es fließen Lachtränen.)
Der zweiten anwesenden Schülerin wird langsam klar, dass diese Stimmakrobatik eine Woche nach einer Hals-Operation unmöglich ist und verhält sich still. Soll die Kollegin - die langsam beginnt, vom „Supertalent“ zu träumen - doch singen. Und wenn sie es so tut wie ein noch junges Entenküken mit Zöpfchen und Hut...

Entenküken mit Zöpfchen und Hut

Wieder Lob vom Gesangslehrer! „Wollen wir eine Platte produzieren?“, fragt Julia - sich kurz vorm Durchbruch wähnend. „Nein!“, sagt Hanse.
Vorher muss Julia noch - nach einem Glas Wasser und dem Durchschütteln der „Stimmmuskulatur“, von der sie nicht ahnte, dass sie sie hat - das schöne Lied wieder tiefer singen können. Und siehe da: Mit den gelernten Tricks geht auch das. Immerhin weiß sie inzwischen, dass sie auf Anhieb über rund zwei Oktaven Töne verfügen kann. Töne, die sie trifft!

Julia kann singen!

Und wie schön zu hören, nachdem sich eine Generation Lehrer geirrt hat: „Du lernst verdammt schnell!“ Denn natürlich macht Markus Hanse viel vor, Julia macht es nach und es funktioniert. Für runde Geburtstage hat sie jetzt eine Gesangsnummer parat, die sogar dem jungen musikalischen Talent im Raum Applaus abverlangt. Und mit noch ein paar Gesangsstunden beim Profi Markus Hanse steht auch dem Auftritt beim nächsten „Supertalent“ nichts mehr im Weg...
Fazit: „Jeder kann singen?“ Wer weiß? Aber Julia Urselmann hat es drauf! (O-Ton:“Zumindest rennt keiner raus“).