„Wir erleben hier einen Boom“

Auch die F-Junioren der DJK Mintard waren beim Kettwiger Jugendturnier am Ball.
Foto: Bangert
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Erste Jugendturniere des FSV Kettwig auf Kunstrasen waren ein großer Erfolg

Beim FSV Kettwig stimmt zurzeit aber auch alles. Klaus Wolters blickt nach oben: „Der Himmel hat uns verschont.“ Selbst der für den Vatertag angekündigte Regen blieb aus.

Die ersten Kettwiger Jugendturniere auf Kunstrasen sind der Hit. Die Verantwortlichen strahlen mit der Sonne um die Wette. Turnierorganisator Klaus Wolters berichtet von den Vorbereitungen: „Sowas habe ich noch nicht erlebt. Wir haben im November angefangen und Einladungen rausgeschickt, im Januar waren wir schon ausgebucht. Wir mussten sogar Absagen erteilen.“ Vorbei die Zeiten, als die Kettwiger bitten und betteln mussten, dass überhaupt jemand ihre Pfingstturniere besuchte. Kunstrasen zieht, da beißt die Maus keinen Faden ab. FSV-Präsident Dirk Petermann hat sich ganz selbstverständlich unters Publikum gemischt und schwärmt: „Wir erleben hier in Kettwig einen Boom. Wir hatten doch etliche Verluste an die umliegenden Vereine. Jetzt kommen viele dieser Spieler wieder zurück nach Kettwig. Man sieht sich halt zweimal im Leben. Das finde ich gut. Doch wo könnten wir stehen, wenn wir unseren Kunstrasen schon ein paar Jahre eher bekommen hätten?“ Aber Petermann möchte nicht philosophieren, er möchte Fußball mit Herzblut sehen. Den bieten die Nachwuchskicker auf grünem Geläuf zu Genüge. Da wird gedribbelt, gegrätscht, die Torhüter fliegen zu tollkühnen Paraden. Völlig entnervte Trainer versuchen ihre Rasselbande zusammen zu halten, die Eltern am Rand sind kaum noch zu bremsen.

„Bei uns sind alle Sieger“

Die kleinen Kicker fitschen begeistert dem runden Leder hinterher, gleich kommt die Siegerehrung: „Alle Kinder bekommen eine Medaille. Denn bei uns werden keine Plätze ausgespielt, bei uns sind alle Sieger.“ Wo doch alle Sieger sind, da könnte man sein Glück auch am Glücksrad versuchen, es gibt tolle Preise zu gewinnen. Etwas ganz Besonderes ist auf der neu gestalteten Kugelstoßfläche aufgebaut. Jonas Hüster ist Co-Trainer der Kettwiger A-Jugend und hat in Sachen Fußball schon einiges erlebt: „Ich habe sogar eine Mannschaft in Namibia betreut.“ Heute heißt seine Aufgabe jedoch, der Kinder Herr zu werden, die gute alte Spiele ausprobieren möchten: Etwa Büchsenwerfen, Eierlaufen oder Mehlschneiden. Und dies alles für den guten Zweck. Der Erlös geht nämlich an den Afghanischen Frauenverein. Eine humanitäre Hilfsorganisation, die für den Wiederaufbau und Frieden in Afghanistan arbeitet. Mit Projekten, die vorwiegend in ländlichen Gegenden durch Hilfe zur Selbsthilfe gezielt Frauen und Kinder fördern. Gleich fünf Feldern sind für die F-Junioren abgesteckt worden, sodass der ambitionierte Turnierplan auch fluppt. Wolters klingt fast ehrfürchtig: „Wir haben insgesamt 72 auswärtige Mannschaften zu Gast. Vereine aus Rheinhausen, Düsseldorf, Hamborn, Wuppertal, Gelsenkirchen, Bochum. Dazu kommen noch unsere Teams. Bei der F-Jugend haben wir 24 Mannschaften am Start. Ein Mammutprogramm. Bei den E2-Junioren sind 16 Teams am Ball.“ Am Wochenende 2. und 3. Juni werden Bambini, E1-Junioren, D- und C-Junioren an der Reihe sein, so Wolters: „Da kommen 40 weitere Mannschaften dazu. Mehr konnten wir wirklich nicht annehmen.“

Stadt muss sich was einfallen lassen

„Im nächsten Jahr wird es spannend“, sagt Klaus Wolters, „denn wo sollen wir die ganzen Autos unterbringen?“ Er weist auf die Aschefläche. Dicht an dicht parken dort rund 200 PKW. Die Kettwiger haben nämlich aus der Not eine Tugend gemacht. Schon an der Ruhrtalstraße weist Elmar Hörster ein: „Immer geradeaus, dann scharf links auf den Ascheplatz abbiegen.“ Auf Asche parken? Und wenn es nachher doch schüttet? Armin Wölfel sorgt dafür, dass nicht wie Kraut und Rüben geparkt wird: „Keine Sorge, da kommst du immer noch weg. Der Boden ist so hart, da passiert nix.“ Auf diesem Boden haben die neuen Nachbarn bereits trainiert, als in ganz Essen die Sportanlagen bestreikt wurden. Schlagartig ging den Kettwigern ein Licht auf, was zukünftig zu erwarten ist, wenn die Footballer wirklich kommen: Die Fußballer fanden keinen Parkplatz auf ihrer Anlage: „Die Footballspieler kommen offensichtlich aus dem ganzen Ruhrgebiet, natürlich alle mit dem Auto.“ Die Assindia Cardinals selbst hatten zu Protokoll gegeben, dass zu den Spielen ihrer Jugendteams auch schon mal 300 Zuschauer kämen. Da klappte so manchem Kettwiger die Kinnlade runter. Denn seit der Ausweichparkplatz am Bahnhof wegfiel, herrscht ohnehin Parknotstand an der Ruhrtalstraße. Die bisherige Parkfläche reicht vorne und hinten nicht, ist ohnehin eine ruppige Buckelpiste. Elmar Hörster blickt ein wenig ratlos: „Da muss die Stadt Essen sich aber was einfallen lassen. An der Straße Parken erlauben? Oder vielleicht oberhalb des Platzes, wo früher die Müllkippe war?“ Dort ist aber Landschaftsschutzgebiet. Den Kettwiger Sportlern droht ein unüberschaubares Chaos...

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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