„Nur der Stärkste überlebt!“
Heisingen: Kleine Winterlinden und Traubeneichen finden ein neues Zuhause im Schellenberger Wald

An Pfingsten 2014 wurde der Schellenberger Wald in Essen rund um die Korte Klippe durch den verheerenden Sturm "Ela" in weiten Teilen zerstört. Nun fand die dritte und letzte Aufforstungsaktion statt. Foto: Lukas
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  • An Pfingsten 2014 wurde der Schellenberger Wald in Essen rund um die Korte Klippe durch den verheerenden Sturm "Ela" in weiten Teilen zerstört. Nun fand die dritte und letzte Aufforstungsaktion statt. Foto: Lukas
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Von Astrid von Lauff

Nach dem Orkan „Ela“ im Jahr 2014 riefen die Heisinger Bürgerschaft, die Werbegemeinschaft Heisingen sowie die örtliche CDU und SPD zu einer Spendenaktion für den zu großen Teilen zerstörten Schellenberger Wald rund um die Korte Klippe auf. Rund 8.000 Euro kamen damals zusammen. Jetzt wurde bei der dritten und letzten Pflanzaktion der Rest der gesammelten Gelder „verpflanzt“.

Sieben Uhr morgens im Heisinger Stadtwald. Es sind die angehenden Landschaftsgärtner Johan Kolacek, Valentin Bresemann und Jonas Lange, die hier mit Pflanzbeil und Erdbohrer bewaffnet dafür sorgen, dass 400 Winterlinden und 400 Traubeneichen rund um den beliebten Aussichtspunkt Korte Klippe, hoch über dem Baldeneysee, in die Erde gebracht werden.

Engmaschige Bepflanzung

„Wir pflanzen mit einem Baumabstand von einem Meter und einem Reihenabstand von zwei Metern“, so Valentin Bresemann, ebenso wie seine beiden Kollegen Auszubildender bei der Heisinger Landschaftsgärtnerei Bredenbrücher. „Das ist eine sehr engmaschige Bepflanzung, macht aber Sinn, da so nur der stärkste oder auch fitteste Baum überleben wird.“ „Survival of the Fittest“, nennt man dieses Prinzip unter den Fachleuten und soll hier an der Korte Klippe wieder für gesunden, kräftigen Baumbestand sorgen, wo zurzeit noch Kahlschlag herrscht.
Stürme gab es viele in letzter Zeit. Doch waren es zuletzt Sabine, Viktoria und Yulia die uns ordentlich durchgepustet haben, ist es vor allen Dingen der Sommersturm „Ela“, der bei den Heisingern unvergessen bleibt. Mit einer Windstärke von 126 Kilometern pro Stunde fegte er am Pfingstmontag 2014 über weite Teile Essens und viele andere Städte im Ruhrgebiet und hinterließ eine Spur der Verwüstung.
Auch in Heisingen. Am Morgen danach wurde das Ausmaß der Zerstörung deutlich: Der Höhenzug entlang der Heisinger Straße im Schellenberger Wald, rund um die Korte Klippe, war zu großen Teilen zerstört.
"Der Schellenberger Wald lag in einer Windschneise. An der Korte Klippe wurden daher zirka 80 Prozent des Baumbestandes zerstört", erinnert sich Henner Höcker, kommissarischer erster Vorsitzender der Bürgerschaft Heisingen. „Wo früher überwiegend Buchen den Baumbestand ausmachten, werden nun klimabeständige Bäume wie Linde und Eiche gepflanzt.“
Die Pflanzungen klimabeständiger Bäume erspare den "natürlich gesamten" Bäumchen rund 30 Jahre für das Durchdringen der Strauchschicht und macht für Stadtwälder "forstlich Sinn".
Förster Tobias Hartung: "Wir geben den kleinen Bäumchen eine Chance, mit den veränderten Verhältnissen nach den Stürmen klar zu kommen." Damit werden heimische Arten unterstützt. Die Bäumchen sind erst drei bis vier Jahre alt und 80 bis 120 cm hoch. Bis sie "ausgewachsen" sind, wird es mehrere Generationen dauern.

Wald-Infotafel ist in Planung

Auf Anregung des Försters plant die Bürgerschaft daher noch etwas Besonderes: Am Wanderweg, nahe des beliebten Aussichtspunktes, soll eine Wald-Infotafel entstehen, auf der die Hintergründe und Ziele der mehrjährigen Pflanzaktionen erläutert werden.
Auch Landschaftsgärtner Birger Bredenbrücher engagiert sich seit sechs Jahren für die Nachpflanzungen des Waldes und freut sich, einen aktiven Beitrag zur Waldpflanzung leisten zu können.
„Es geht um die gute Sache und kommt doch uns allen zu Gute“, so der Landschaftsgärtner.
Henner Höcker lobt den vielseitigen Einsatz aller Beteiligten und hofft, dass die Sinnhaftigkeit der Pflanzungen klar werde. „Wir müssen jetzt etwas machen. Für unsere Urenkel. Bis der Schellenberger Wald wieder so aussieht, wie wir ihn in Erinnerung haben, wird es viele Jahrzehnte dauern. Da muss über Generationen hinweg gedacht und gehandelt werden. Das fällt zwar in unserer schnelllebigen Zeit schwer, aber das Verständnis für Nachhaltigkeit wächst ja zum Glück."

Autor:

Beatrix von Lauff aus Essen-Ruhr

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