30 Stufen bis zur Kunst

Besucht man die ehemaligen Schraubenwerke an der Dahlhauserstrasse 103 in Steele, so zeigt sich dem Besucher neben einer Autolackiererei, ein Imbiss, gleich nebenan ein Getränkemarkt und andere Gewerbebetriebe. Nichts Besonderes also in dieser ehemaligen Industriestätte.
30 Stufen, allerdings führen zur Kunst und zu Ulrich Krämer, „Stahlmetz“ und nicht Stahlnetz, wie der Künstler gerne dieses Wortspiel korrigiert.
Wir erklimmen also diese 30 Stufen von einem kleinen Parkplatz hinter den Getränkekästen und finden Kunst vom Feinsten aus Stahl und anderen Metallen, sozusagen in der ersten Etage.
Zwischen all diesen rostigen Industriebauten hat es sich Stahlbildhauer Ulrich Krämer seit nunmehr 11 Jahren gemütlich eingerichtet. Gemütlich allerdings ist der falsche Ausdruck, betrachtet man die schweren Ketten, Kräne, Stahlteile und Schweißgeräte und die großen Sprossenfenster, die nun im Spätherbst die Kälte durch die Werkstatt ziehen lassen. Der gebürtige Düsseldorfer hat schnell seinen Weg nach Essen gefunden, hat 1989 bis 1992 eine Ausbildung gemacht bei dem bekannten Bildhauer Herbert Lungwitz und ist nun seit 18 Jahren freischaffender Künstler.
Gleich hinter seinem Atelier zwischen Ziegelsteinmauern und Bahngleisen hat der 47jährige einen Skulpturengarten eingerichtet und zeigt gerne interessierten Besuchern die vielen großformatigen, zentnerschweren Stahlarbeiten.
Ulrich Krämer – der u. a. die Stahlstelen an der Ruhrpromenade in Steele geschaffen hat, mag keine glatten Oberflächen, sie stoßen ihn eher ab. Er schneidet mit Plasmaschneidern dickwandige Stahlbleche, verformt sie unter großer Hitzeeinwirkung, durchlöchert sie häufig und fügt die so geschaffenen Formen zu einem neuen Objekt zusammen. So entstehen schwere Stahlgebilde, die gelegentlich an Cocons oder Formen der Natur erinnern und trotz all ihrer Masse filigran wirken; und so entstand auch der Entwurf zu der Skulptur „Fliehender Engel“ der für den Friedenspreis des Stiftes Klosterneuburg bei Wien nominiert wurde.