Leben auf der Straße...

Foto: Anna Lena Ramm/ pixelio.de

Wenn man durch Werden geht, sieht man eine oder einen von ihnen. Vor dem Eingang zu Aldi oder gegenüber von Kika’s zum Beispiel steht oder sitzt häufig ein Mensch und bettelt, hat ein Schild vor sich mit der Aufschrift „Ich habe Hunger“ oder verkauft die Obdachlosenzeitung. Die meisten Leute, die an ihnen vorüber gehen, schauen in eine andere Richtung. Sie zu sehen löst unangenehme Gefühle aus und Hilflosigkeit oder den trotzigen Gedanken „selber Schuld!“

Die evangelischen Schüler der Klassen 7a und 7b des Werdener Gymnasiums haben sich zusammen mit Schulpfarrerin Jula Heckel-Korsten damit beschäftigt, wie es dazu kommt, dass Menschen in einem reichen Land obdachlos werden und so am Straßenrand sitzen und betteln. Sie haben dazu Nadine Wittmann von der Bahnhofsmission in Essen befragt.
Die Bahnhofsmission betreut Reisende, die Unterstützung benötigen, ist aber auch Anlaufstelle für Wohnungslose und Menschen in Not, die in den Bahnhof kommen auf der Suche nach einem warmen, trockenen Plätzchen. Die Gruppe des Gymnasiums Werden war zu groß für die Räume der Bahnhofsmission, darum trafen sie sich im Haus der Evangelischen Kirche in der Essener Innenstadt.

Von der Gesellschaft ausgeschlossen

„Obdachlose leben auf der Straße oder im Obdachlosenheim. Sie leben meist aufgrund von Schicksalsschlägen auf der Straße und hatten früher einen guten Job und eine Familie,“ fasst Schülerin Zoë zusammen. „Da sie keine sanitären Anlagen haben, ist ihre Körperhygiene oft stark beeinträchtigt und deswegen werden sie von der Gesellschaft ausgeschlossen.“
Außerdem lernten die Schüler von Nadine Wittmann, dass Obdachlose häufig keine Hilfe zum Lebensunterhalt - Hartz 4 - beantragen, weil sie mit dem Ausfüllen von Formularen und Vereinbaren und Einhalten von Terminen Schwierigkeiten haben.
Dabei ist die Bahnhofsmission denen behilflich, die darum bitten. „Wir dürfen unsere eigenen Fähigkeiten nicht zum Maßstab dafür machen, was andere Menschen können müssen”, so Wittmann. „Außerdem haben wir erfahren, dass Wohnungslose oft drogenabhängig sind und hungern müssen, weil sie ihr ganzes Geld für Drogen ausgeben,“ ergänzt Siebtklässler Finn. Besonders beeindruckte die Schüler, dass der Hunger im Extremfall sogar dazu führen kann, dass Menschen Hundefutter zu sich nehmen.

Aufmerksamkeit schenken

Klare Anweisungen hatte Nadine Wittmann für die Werdener Gymnasiasten, wenn sie Obdachlosen begegnen. „Obdachlosen tut es gut, wenn wir mit ihnen reden. Es ist wichtig, nicht einfach so an ihnen vorbei zu gehen, sondern sie wenigstens anzuschauen,“ hat Schülerin Felicitas verstanden. Max ergänzt: „Man kann sie glücklich machen, wenn man ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Du musst ihnen kein Geld geben, sie freuen sich auch, wenn du nur ‚Tut mir leid, nein’ sagst, denn es ist schlimmer, nicht beachtet zu werden.” Man unterstütze sie auch, wenn man ihnen eine Obdachlosenzeitung abkaufe und sie als Mensch wahrnehme, fasst Schulpfarrerin Heckel-Korsten die Erfahrungen zusammen.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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