Orgel-Serie Teil 1
Die Orgel in der Erlöserkirche in Gevelsberg kann alles

Gerhardt Marquardt, ehemaliger Kantor, an der Kleuker-Orgel in der Erlöserkirche in Gevelsberg.  | Foto: Lilo Ingenlath-Gegic
  • Gerhardt Marquardt, ehemaliger Kantor, an der Kleuker-Orgel in der Erlöserkirche in Gevelsberg.
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Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021. Bei Pflanzen und Tieren gibt ein solcher Titel Anlass zur Besorgnis, denn sie sind vom Aussterben bedroht. Bei Instrumenten, im vorigen Jahr war es die Geige, davor das Saxophon, ist das zum Glück nicht der Fall. Der Titel soll Aufmerksamkeit für das größte Instrument der Welt erzeugen. Aufmerksamkeit und Wertschätzung kann die Orgel, das beinahe 2.300 Jahre alte, unglaublich vielseitige Instrument, gut gebrauchen. In den evangelischen und katholischen Kirchen im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es viele sehenswerte und hörenswerte Orgeln. Deshalb starten wir eine kleine Serie und möchten Ihnen jeweils zwei Orgeln aus Gevelsberg Ennepetal und Schwelm vorstellen. Die erste ist die Orgel in der Erlöserkirche.

Von Lilo Ingenlath-Gegic

Seit 52 Jahren versieht die große dreimanualige Orgel in der Gevelsberger Erlöserkirche ihren Dienst. In unzähligen Gottesdiensten und Konzerten, bei Trauungen und Beerdigungen konnten die Menschen ihre vielfältigen klanglichen und musikalischen Möglichkeiten hören. „Schon bei meinem ersten Probespiel 1977 war ich von der Orgel begeistert“, sagt Gerhardt Marquardt, der 43 Jahre lang als Kantor auf dieser Orgel spielte. Seit dem 1. September befindet er sich im Ruhestand, doch da ein Bewerbungsverfahren unter Corona-Bedingungen kaum durchführbar ist, konnte bisher kein Nachfolger gefunden werden. Marquardt spielt hier noch regelmäßig, allerdings nur privat.
„Das Schöne ist, dass diese Orgel alles kann“, erklärt er. „Ob Barock, deutsche und französische Romantik oder moderne Musik, auf dieser Orgel ist einfach alles möglich.“ Das beweist er gleich und zeigt beim „Präludium in C“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy viele Facetten der Orgel. Zarte und leise Töne füllen den Kirchenraum bei einem romantischen Werk des französischen Komponisten Dubois, bei dem die Register miteinander in einen spannenden Dialog treten. Ob bei gut erkennbaren schönen Einzelstimmen oder farbenreichen Tutti-Klängen, die Orgel klingt wunderbar klar. Der Kirchenmusikdirektor im Ruhestand gleitet über drei Manuale und Pedal und lässt ein ganzes Orchester ertönen. Zum Abschluss swingt und grooved die Orgel beim flotten Jazz. Diese Orgel kann wirklich alles. Sie ist eine Universalorgel.
Mit Hilfe von Luft werden in den Pfeifen Töne erzeugt, die je nach Größe und Material der Pfeifen sehr unterschiedlich sind. Die längste Orgelpfeife hier misst 16 Fuß, also etwa 4,90 Meter, sie erzeugt den tiefsten Ton. Die kleinste Pfeife ist keine 20 Zentimeter lang. Die Pfeifen bestehen aus unterschiedlichen Metallen, vor allem Legierungen, und verschiedenen Holzarten. Pfeifen gleicher Bauart bilden ein Register.

Orgelvielfalt in den Südkreisstädten

Die renommierte Orgelwerkstatt Detlef Kleuker aus Brackwede baute 1969 die Orgel mit 2.500 Pfeifen, aufgeteilt auf 36 Register für die Erlöserkirche.
Jede Orgel ist ein Einzelstück. Diese baute Kleuker für den Raum in dem sie erklingt, so dass das Instrument auch hervorragend an die Raumakustik angepasst ist.
Auch an einer Orgel geht die Zeit nicht spurlos vorbei. Sie muss regelmäßig gestimmt, gereinigt und gewartet werden. Nach 45 Dienstjahren war 2014 eine umfangreiche Sanierung notwendig. Die gesamte Orgel wurde auseinandergenommen, die Pfeifen ausgebaut, gereinigt und nachintoniert. Die Technik wurde korrigiert und repariert. Die Orgel bekam eine elektronische Setzeranlage mit 4.000 Speicherplätzen. Mit ihr können bis zu 4.000 Registrierungen vorprogrammiert werden, wodurch die Orgel auch nachhaltig an Wert gewann. Der Freundeskreis der Kirchenmusik und viele Spender trugen wesentlich zu den Kosten der Restaurierungsmaßnahmen bei, die von der Velberter Pfeifenorgel-Manufaktur Christoph Neuhaus ausgeführt wurden.

Musikalische Videos auf YouTube

Einen sehr guten Eindruck vom Klang der Orgel geben Videos, die Gerhardt Marquardt als „Kirchenmusikalische Impulse“ 2020 produziert und online gestellt hat: 

Erlöserkirche

- Die Gevelsberger Erlöserkirche wurde von 1826 bis 1830 als Ersatz für die 1825 abgebrochene Stiftskirche gebaut. Das Gebäude aus Bruchstein steht unter Denkmalschutz. Die Wände sind durch Gesimse und Rundbogenfenster gegliedert. In den schlichten Innenraum, der im Stil der 1950er Jahre gestaltet ist, wurde eine Holzdecke eingezogen.
- Die Westempore wurde 1968 eingebaut und dort wurde 1969 die Orgel in einem schlichten symmetrischen Prospekt (dem äußeren Erscheinungsbild) errichtet.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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