Gustav Kade referierte über die Jagd im Herrschaftsbereich des Klosters Graefenthal
Auch der Wolf wurde zum großen Thema

 Gustav Kade referierte über die Jagd im Herrschaftsbereich des Klosters Graefenthal. Selbst damals schon spielte der Wolf eine besondere Rolle. Foto: privat
  • Gustav Kade referierte über die Jagd im Herrschaftsbereich des Klosters Graefenthal. Selbst damals schon spielte der Wolf eine besondere Rolle. Foto: privat
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GOCH. Michael Urban, Vorstand des Fördervereins Kloster Graefenthal, konnte zahlreiche Besucher zum Vortrag "Die Jagd im Herrschaftsbereich" begrüßen. Offensichtlich hatte das Thema auch neue Gäste angelockt, denen neben dem Sachvortrag auch die Schönheit der Klosteranlage nahegebracht werden konnte. „Wir sind zum ersten Mal hier. Das ist ja eine tolle Anlage“, gab eine Dame von sich, die offenbar neugierig gemacht worden ist.

Jagdsignale, auf dem Jagdhorn geblasen, wenn auch vom Band, riefen die Besucher zur Aufmerksamkeit und Gustav Kade, eine Geheimwaffe des Fördervereins, stieg in seinen mit zahlreichen Bildern untermalten Vortrag ein. Er betrachtete die Jagd aus den verschiedensten Perspektiven und belegte seinen geschichtlichen Abriss mit zahlreichen Dokumenten aus fernen und vor allen Dingen aus den Graefenthaler Archiven. Die Jagd, aber mehr noch die Wilderei, waren offensichtlich akute Themen, die die Aufmerksamkeit der Herrscher, wie auch der Klosterführung erforderten.

Jan den Düwel

Eine Persönlichkeit, ohne deren Betrachtung ein Vortrag zu diesem Thema unvollständig wäre, war Jan den Düwel. Erstaunt hatte die Zuhörer, dass dieser neben dem Gesetz lebende Mann hin und wieder auch in die Gunst von ehrbaren Menschen kam. Wildbret und selbst gebrautes Bier ließen offensichtlich auch ansonsten gesetzestreue Bürger seine Wohnstatt aufsuchen. Findet man in den Kirchenbüchern zu dieser Zeit noch recht häufig Todesanzeigen im Zusammenhang mit der Wilderei, ging dieser Straftatbestand doch immer mehr zurück und ist heute kaum mehr wahrnehmbar. „Was macht denn die Jagd aus?“, ist eine häufig gestellte Frage. Kade beantwortet dies, „nicht das Erlegen des Wildes ist die Faszination, sondern das intensive Erleben der Natur. Wenn man in der Früh einen Tautropfen im Spinnennetz sehen darf, dann ist das Jagd“.

Bei der Betrachtung der Tierarten, die für die Jagd interessant sind, führte er auch die Rebhühner an. Wurde früher noch ein Abschussgeld ausgelobt für die Bejagung der Rebhühner, sind diese heute kaum noch anzutreffen. Hierbei spielt die intensive Landwirtschaft auch eine Rolle. Inhaltlich näherte Kade sich jetzt dem zweiten Schwerpunkt seines Vortrages, dem Wolf. Dieser intelligente, anpassungsfähige Jäger füllt unzählige Seiten von Akten in den Archiven. Allein das Graefenthaler Archiv befasst sich auf insgesamt rund 800 Seiten mit dieser Thematik.

Über die Jahrhunderte hinweg wurden großflächig Unternehmungen durchgeführt, seine Ausbreitung zu verhindern. Ein französischer Befehl zu Beginn des 19. Jahrhunderts ordnete sogar die vollständige Ausrottung dieser Spezies an. Festzustellen bleibt, dass der Wolf wieder sehr aktuell geworden ist. Sein Auftauchen auch hier am Niederrhein nährt wieder die Gespräche und auch die kontroversen Diskussionen über die Handhabung dieser neuen-alten Problemstellung.

Eine Zeitungsmeldung aus dem Freistaat Thüringen berichtet von kalkulierten 13 Millionen Euro jährlicher Aufwendungen hierfür. Kades Aufruf war, dass man bei all dieser auch romantischen Betrachtungsweise, die Problemstellung differenziert angehen sollte und dabei auch Gedanken in Richtung Ansiedlung verloren gegangener Tierarten zulassen sollte. Applaus und viele weitere Fragen machten deutlich, dass die Zuhörer einen interessanten Vormittag verbracht hatten. Michael Urban bedankte sich beim Referenten mit einem besonderen Präsent, das Kades Wissensdurst um die Geschichte des Niederrheins weiter beflügeln dürfte.

Autor:

Christian Schmithuysen aus Goch

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