In Pfalzdorf wurde eine neue Kapelle eingesegnet, eigenhändig gebaut von Heinz Artz
Gegen den Trend

Heinz und Helene Artz (Mitte) freuen sich, dass zur Einsegnung neben Weihbischof Rolf Lohmann auch Pfarrer Heinz-Norbert Hürter und sein Evangelischer Kollege Armin Rosen (links) sowie Schwester M. Gabriella und Agnes Beringhoff (rechts) gekommen sind.
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  • Heinz und Helene Artz (Mitte) freuen sich, dass zur Einsegnung neben Weihbischof Rolf Lohmann auch Pfarrer Heinz-Norbert Hürter und sein Evangelischer Kollege Armin Rosen (links) sowie Schwester M. Gabriella und Agnes Beringhoff (rechts) gekommen sind.
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Am Anfang stand ein Versprechen an Gott. Seit einem Jahr ist sie fertig. Nun wurde sie von Weihbischof Rolf Lehmann eingesegnet: die Christus-König-Kapelle in Pfalzdorf, errichtet in Eigenarbeit. Der Grundstein wurde bereits vor 30 Jahren gelegt.

PFALZDORF. 1989 waren Helene und Heinz Artz aus Materborn auf der Suche nach einem Altersruhesitz. Eher zufällig stießen sie dabei auf ein riesiges Anwesen (12.000 Quadratmeter) in Pfalzdorf, das versteigert wurde. „Allerdings musste man zehn Prozent des Verkaufspreises bar auf den Tisch legen“, erinnert sich der 83-Jährige nur zu gut an seine einzige Versteigerung, an der er je mitgemacht hat. Zusammen mit einem weiteren Bieter näherte er sich damals seiner Schmerzgrenze: „So habe ich meinem Herrgott damals ein Versprechen gegeben, falls ich das Grundstück erhalte, werde ich ihm darauf eine Kapelle bauen! Und siehe da, der andere Bieter hat nicht mehr mitgezogen.“

Bevor jedoch an den Bau einer Kapelle zu denken war, musste zunächst das Wohnhaus renoviert werden. So zogen einige Jahre ins Land, bis der ehemalige Ausbildungsleiter von „Elefanten Schuh“ in Kleve ans Werk gehen konnte. Der Plan war, die Kapelle mit einer Jugendherberge zu errichten. „Doch dafür gab's keine Baugenehmigung“, ist der aktive KABler immer noch etwas enttäuscht. „Gegen eine kleine Kapelle hatte die Stadt aber nichts einzuwenden“, schmunzelt er. Denn von „klein“ sollte bei dieser Gebetsstätte nicht die Rede sein.
Mit einer Fläche von 15x15 Metern und einer Höhe von zwölf Metern sollte eine moderne Kapelle entstehen, die bis zu 100 Besuchern Platz bietet. Über fünf Jahre lang hat Heinz Artz fast alles in Eigenarbeit errichtet. „Jeden Tag war er auf der Baustelle“, erinnert sich Helene Artz (85), die ihren Mann nur zum Mittagessen zu Gesicht bekam. Nachdem eine Stahlkonstruktion geliefert worden war, hat Heinz Artz alles alleine gemauert, in Stahlbeton gegossen, die Wände gestrichen und das Dach von innen vertäfelt.

Viel Unterstützung der großen Familie 

Die große Familie (drei Kinder, fünf Enkel, sechs Urenkel und ein Ururenkel) stand während der ganzen Bauphase hinter den Eheleuten. Auch bei Gestaltung der Inneneinrichtung erfuhren sie viel Unterstützung, vor allem von den Schönstatt-Schwestern vom Oermter Berg. Von ihnen erhielt sie einen Altar, Kerzenständer, mehrere Sitzgelegenheiten und ein Tabernakel. Zudem verfügt die Gebetsstätte über ein großes Eichenkreuz und eine Orgel.

Der Name für die Kapelle war schnell gefunden. „Ich wurde in der Klever Christus-König-Kirche getauft, habe dort ein Gruppe der CAJ geführt und meine Frau und ich haben dort geheiratet“, sagt der rüstige Rentner. Und auch die „Feuertaufe“ hat die Christus-König-Kapelle bereits hinter sich. Pünktlich zur Diamanten-Hochzeit der Eheleute im letzten Juni wurde sie fertig. Und die Taufe eines Urenkels sowie eines Ururenkel konnte die Familie gleich mitfeiern. „Doch irgendwie fehlte noch Gottes Segen“, sagt der gläubige Katholik.

Weihbischof kam zur Einsegnung

Umso erfreuter war Artz, als Rolf Lohmann jetzt persönlich die Einsegnung vornahm. „Wir brauchen Orte wie diesen, wo der Glaube lebendig ist“, sagt der Weihbischof bei seiner Einsegnungs-Premiere einer privat errichteten Kapelle. Bislang wurden solche Zeremonien von ihm nur an renovierten Kapellen vorgenommen. Lohmann wies auch darauf hin, dass in Pfalzdorf etwas gegen den Trend geschehe: „Anderswo werden Kirchen geschlossen oder umfunktioniert. Wie schön ist es da, wenn wir Gebetsräume haben, wo wir uns Zuhause fühlen können.“

Die Kapelle an der Kuhstraße ist jedoch nicht als privater Rückzugsort für die Familie Artz gedacht. „Sie soll allen Christen offen stehen“, versichert der Erbauer. Das war bereits bei der Einsegnung zu erkennen. Neben dem Weihbischof nahmen auch Pfarrer Heinz-Norbert Hürter und der Evangelische Pfarrer Armin Rosen an dem Gottesdienst teil. Und die erste Hochzeit, verbunden mit einer Taufe, ist auch schon geplant. „Nur um den Pfarrer müssen sich die Leute selber kümmern“, erklärt Heinz Artz.

Der anschließenden Feier steht dabei auch nichts im Wege. Im Untergeschoss findet sich reichlich Platz. Dort wurden eine Theke und Toiletten eingebaut. Die Räumlichkeiten können auch von örtlichen Vereinen gebucht werden. Geld möchte das Ehepaar Artz dafür nicht haben. Damit das auch nach ihrem Tod so bleibt, überlegen die Eheleute, eine Stiftung ins Leben zu rufen.

Noch ein Haus der Begegnung?

Nach der Einsegnung seiner Kapelle ist bei dem 83-Jährigen aber lange noch nicht an Ruhestand zu denken. Der rüstige Senior hat längst ein weiteres Projekt im Auge. „Ich plane direkt neben der Kapelle ein Haus der Begegnung zu errichten“, sagt Artz. „Dort könnten dann auch Zimmer für Priester zur Verfügung stehen, wenn sie an unserem schönen Niederrhein für einige Tage Ruhe finden möchten.“ Aber versprochen hat er diesen Bau dem „Lieben Gott“ nicht...

Heinz und Helene Artz (Mitte) freuen sich, dass zur Einsegnung neben Weihbischof Rolf Lohmann auch Pfarrer Heinz-Norbert Hürter und sein Evangelischer Kollege Armin Rosen (links) sowie Schwester M. Gabriella und Agnes Beringhoff (rechts) gekommen sind.
Autor:

Christian Schmithuysen aus Goch

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