Schnelle Hilfe, wenn Frauen sich belästigt fühlen
Codename: Luisa

 Im Kreis Kleve ins Leben gerufen wurde das Projekt "Luisa ist hier!" von Walburga Kamps (links), koordiniert wird es von Hildegard Wolff (2. von links) und Maria Peeters (rechts) von der Frauenberatungsstelle Impuls. Finanzielle Unterstützung gibt es von den Sparkassen im Kreis Kleve, für die Thomas van den Bongard stellvertretend spontan bereit war, die gute Aktion zu sponsern.Foto: Steve
  • Im Kreis Kleve ins Leben gerufen wurde das Projekt "Luisa ist hier!" von Walburga Kamps (links), koordiniert wird es von Hildegard Wolff (2. von links) und Maria Peeters (rechts) von der Frauenberatungsstelle Impuls. Finanzielle Unterstützung gibt es von den Sparkassen im Kreis Kleve, für die Thomas van den Bongard stellvertretend spontan bereit war, die gute Aktion zu sponsern.Foto: Steve
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Sehen oder sprechen kann man sie in der Kneipe oder in der Disco vielleicht so gut wie nie, aber "Luisa" ist da, wenn sich Frauen auf der Tanzfläche beziehungsweise an der Theke belästigt fühlen. Denn "Luisa" hat viele Freunde in Gaststätten und Szenetreffs und es werden immer mehr. Wer dort nach ihr fragt, bekommt ein Stück Sicherheit als Antwort.

VON FRANZ GEIB

Goch/Kreis Kleve. Eben noch tanzte der Typ nur neben ihr, dann kommt er näher und Frau wird ihn nicht mehr los. Die Szene passiert zum Glück nicht häufig und längst nicht in jeder Location, aber es kommt vor: Der Blickkontakt, das lockere Gespräch oder gar der leichte Flirt mit dem netten jungen Mann verläuft anders als gedacht, die Sache wird gar nicht mehr so nett. Dann stellt sich für so manche Frau die Frage, wie sie möglichst ohne großes Aufsehen aus der unangenehmen Situation heraus kommt.
"Wenn das Date Grenzen überschreitet, sollte man sich einfach ans Personal wenden und nach Luisa fragen. Dann wissen die Mitarbeiter, dass Hilfe gebraucht wird und leiten die notwendigen Maßnahmen ein", sagt Maria Peeters von der Frauenberatungsstelle Impuls, die das Projekt vor einem Jahr im Kreis Kleve initiiert hat.
Das Projekt heißt "Luisa ist hier" und daran beteiligt sind mittlerweile 13 Lokalitäten im Kreis Kleve, darunter die Tichelpark-Cinemas in Kleve , ein Jugend- und Kulturzentrum, ein Konzert- und Bühnenhaus, ein Bürgerhaus, und acht Gaststätten/Kneipen wie das Poorte Jäntje in Goch. Maria Peeters: "Das Personal dort ist von uns geschult. Die Mitarbeiter fragen nicht warum, sondern nur danach in welcher Form Hilfe benötigt wird." Manchmal müsse ein Taxi gerufen werden, hin und wieder reiche es, sich in einen Personalraum zurückzuziehen, um selbst Freunde zu kontaktieren. Der Vorteil des diskreten Rückzugs: Derjenige, der da eine Frau bedrängt, bekommt das nicht unbedingt mit, was zusätzlich deeskalierend wirkt. Hildegard Wolff von der Frauenberatungsstelle Impuls betont, dass die Prävention früh einsetzt: "Es geht nicht darum, Frauen aus einer Situation herauszuholen, wenn etwas passiert, sondern schon dann, wenn sich eine Frau in einer Situation unwohl fühlt."
Aus diesem Grund weisen in den beteiligten Lokalitäten in den nur für Frauen zugänglichen Örtlichkeiten Infoflyer auf das "Luisa ist hier!"-Projekt hin, geben Tipps, was zu tun ist und weisen auf weitere Ansprechpartner wie Impuls hin. "Das Wort "Luisa" wurde aus klangtechnischen Gründen bewusst ausgewählt. Das versteht das Personal immer, auch bei großem Lärm", erläutert Peeters. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch das Rufen von "Luisa" Hemmschwellen abgebaut würden: Es bedarf keiner langen und peinlichen Erläuterungen durch die betroffenen Frauen und Mädchen. Ein kleines Wort genügt.
Die Idee mit "Luisa" ist nicht neu: Vor vier Jahren ging das Projekt in Münster an den Start, seitdem hat es sich in fünfzig deutschen Städten etabliert. Im Kreis Kleve war es Walburga Kamps, die Vorsitzende der Kreis Klever Frauen Union, die "Luisa" ins Spiel brachte. Bei einer Sitzung der Frauen Union auf Landesebene erfuhr sie von dem Projekt, holte sich grünes Licht bei ihrem Vorstand und suchte einen Koordinator, in diesem Falle die Frauenberatungstelle Impuls. Um das Projekt finanziell zu unterfüttern, stieß sie bei den Sparkassen im Kreis Kleve auf offene Ohren.

Eine echte Freundin

"Den gastronomischen Betrieben entstehen bei dem Projekt keine Kosten", wirbt Walburga Kamps dafür, dass sich weitere Gaststätten und Kneipen für das Projekt begeistern lassen. In Uedem und Weeze will sie demnächst das Gespräch mit den örtlichen Gastronomen suchen. Maria Peeters von Impuls hat außerdem das karnevalistische Treiben im Land im Auge. Gerade hier ergäbe sich so manche Situation, in der "Luisa" eine echte Freundin sein könnte. Mit dem Festkomitee Gocher Karneval will sie auf jeden Fall Kontakt aufnehmen, um beispielsweise im Festzelt über das Projekt zu informieren. Walburga Kamps ist überzeugt, dass Luisa auf beiden Seiten, sowohl bei Betroffenen als auch Gastronomen, ankommt: "Jede Lokalität kann damit werben, dass in ihrem Hause Frauen sicher sind."

Autor:

Franz Geib aus Goch

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