Ostern - vegetarisch?

Nichts ist mit Frieden, Freude, Eierkuchen. Weder bei den Menschen noch den Hühnern. Die Hühnerweiber werden schamlos unterdrückt und ausgebeutet. Erst von den Hähnen, die nur das „Eine“ im Kopf haben – ja genau. Sie wollen ihren Spaß haben, und verziehen sich dann stolz und aufgeplustert. Ausgerechnet von einem Misthaufen krähen sie dann angeberisch und laut in die sonst so beschaulich, ruhigen Morgenstunden. So war es seit Generationen.

Heute ist alles anders. Oder ist in ihrer Nachbarschaft noch irgendwo ein Misthaufen zu finden? Auf ihrem eigenen Balkon würden Sie auch keinen solchen dulden – auch keinen Hahn. Wenn Sie überhaupt einen Balkon haben, bei den Mietpreisen. Ich habe auch keinen – und vermisse ihn auch nicht. Ich wohne ländlich platt, dicht an Feldern, Wiesen und Wäldern. Hier kann ich die Kirchturmspitzen schon von Weitem sehen. Und wer sitzt da oben auf den Türmen? Genau, der Wetterhahn.
Nichts ist mit Emanzipation oder Frauenquote. Weit und breit keine Spur. Dabei müsste doch schon längst auf jedem dritten oder vierten Kirchturm eine Wetterhenne sitzen. So wie in den Aufsichtsräten anderer Großkonzerne auch. Aber die Kirche denkt bekanntlich in ganz anderen Dimensionen, da übersieht man schon mal was. Ein paar Jahrhunderte spielen überhaupt keine Rolle – und die Rolle der Frau erst recht nicht.

Wie komme ich den jetzt auf Frauen, war doch bei den Hühnern?
Jetzt hab' ich's wieder, die Hühner werden unterdrückt und schamlos ausgebeutet. Man reißt ihnen förmlich die Eier unterm Hintern weg. Die werden bestempelt, in schalldichte Pappdosen gesteckt und verkauft, um anschließend gekocht und als Ostereier bemalt zu werden. Am Frühstückstisch kann man sie dann friedlich köpfen und auslöffeln. Andere werden rücksichtslos in die Pfanne gehauen und bei lebendigem Leib gebraten. Als Eierlikör bleiben sie länger haltbar, wenn man ihn nicht trinkt.

Andere Eier werden künstlich ausgebrütet, und die geschlüpften Küken fein säuberlich nach Männlein und Weiblein getrennt. Die Hühnchen werden entweder zu Suppenhühnern aufgepäppelt oder später wieder ausgebeutet. Die Hähnchen einfach geschreddert. Was sollte man auch sonst mit ihnen machen, wo es doch keine Misthaufen mehr gibt. Und so viele Hähnchen, wie da anfallen, könnte man gar nicht grillen.

So, ich muss mal schnell in die Küche. Da brennt was an. Vermutlich mein Rührei – oder mein schlechtes Gewissen.

Ich wünsche Euch noch schnell ein schönes, unbeschwertes und frohes Osterfest – und bin mal weg vom Fenster ...

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Autor:

Gottfried (Mac) Lambert aus Goch

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