Kitabesuch trotz Diabetes
Speziell geschulte St. Christophorus-Erzieherinnen betreuen Michele (5)

Michele (5), bei dem Ende 2019 Diabetes diagnostiziert wurde, hat gerade sein letztes Jahr in der Kita St. Christophorus in Hagen begonnen. | Foto: privat
  • Michele (5), bei dem Ende 2019 Diabetes diagnostiziert wurde, hat gerade sein letztes Jahr in der Kita St. Christophorus in Hagen begonnen.
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Ende 2019 wurde das Leben von Maria Dike (34) und ihrer Familie auf den Kopf gestellt. Damals erhielt sie die Diagnose, dass ihr Sohn Michele (5) an Diabetes Typ 1 erkrankt ist. Durch die Corona-Krise verschlimmerte sich die Situation zusätzlich. Doch dank des großen Engagements der Erzieherinnen der Kita St. Christophorus kann Michele seit gut zwei Wochen wieder in die Kita gehen.

Von Vera Demuth

"Michele hat vor Freude geweint, als er wieder hin durfte", berichtet Maria Dike, die erfahren hat, dass er das erste Kitakind mit Diabetes im Caritasverband Hagen ist. Sie freut sich daher sehr, dass der Verband als Träger der Kita St. Christophorus es ermöglicht, dass ihr Sohn trotz seiner Autoimmunerkrankung, die ihn sein Leben lang begleiten wird, weiterhin die Kita in der Innenstadt besuchen kann. Denn ihrer Meinung nach ist das Engagement der Mitarbeiterinnen keine Selbstverständlichkeit.
Drei Erzieherinnen betreuen die Gruppe, die Michele besucht. Alle drei haben – zusammen mit je einer Erzieherin der übrigen drei Kitagruppen – eine Schulung durch das Agaplesion Allgemeine Krankenhaus Hagen absolviert, um zu lernen, wie sie mit Micheles Krankheit umgehen müssen. "In der Schulung lernt man unter anderem, wie der Insulin-Pen gelagert werden muss, wie man ihn auffüllt und wie man die Nadel aufsetzt", berichtet Maria Dike, die als Micheles wichtigste Bezugsperson die Schulung ebenfalls gemacht hat, als feststand, dass ihr Sohn an Diabetes erkrankt ist.

Insulin berechnen

Mehrmals am Tag muss Michele seinen Blutzuckerspiegel messen, vor allem auch vor den Mahlzeiten. Dazu trägt er einen Sensor am Oberarm und das Messgerät hat er in einer Bauchtasche immer bei sich. Auf Basis der Messdaten und der Kohlenhydrateinheiten der geplanten Nahrung wird dann berechnet, wie viel Insulin Michele gespritzt werden muss. Das Rechnen und Spritzen übernimmt zuhause seine Mutter. Auch das Frühstück für die Kita gibt sie ihm morgens mit und teilt den Erzieherinnen den zuletzt gemessenen Messwert mit.
In der Kita kümmern sich die geschulten Erzieherinnen ums Spritzen, Berechnen und Wiegen des Essens, um sicherzustellen, dass Micheles Mittagessen und Insulingabe aufeinander abgestimmt sind. Dazu hat Michele einen eigenen Teller, von dem die anderen Kinder wissen, dass sie an das für Michele vorgesehene Essen nicht drangehen dürfen.
Darüber hinaus hat die Kita ihre Räume für den Fall ausgestattet, dass Michele unterzuckern könnte. "Auf allen Verbandskästen stehen Apfelsaft und Gummibärchen bereit", so Maria Dike.

Unterstützung durch die Kita

Von Anfang an stand die Kita St. Christophorus der Hasperin und ihrer Familie zur Seite, nachdem Micheles Diagnose feststand. "Man hat sich gleich darauf eingelassen und gesagt, 'Wir sind da, wir spritzen'", erinnert sich Dike. Nicht zuletzt wegen der im Frühjahr ausgebrochenen Corona-Krise dauerte es jedoch, bis die Schulung stattfinden konnte und überhaupt daran zu denken war, dass Michele in die Kita zurückkehren könnte.
Sowohl seine Erkrankung als auch die Corona-Pandemie sorgten dafür, dass Michele und auch seine drei Geschwister über Monate auf viele Kontakte verzichten mussten. Freunde kann der Fünfjährige nur besuchen, wenn seine Mutter mit dabei ist, da sie die einzige ist, die ihm Insulin spritzen kann. Auch Übernachtungen bei der Großmutter sind nicht mehr möglich.
Zudem konnte Michele, der jetzt sein letztes Kitajahr begonnen hat, vier Monate nicht in die Kita, da er aufgrund seiner Autoimmunerkrankung während der Corona-Pandemie besonders gefährdet ist. Eine Erzieherin kam in dieser Zeit einmal pro Woche bei der Familie vorbei. "Sie hat beim Spitzen zugesehen, hat sich mit Michele unterhalten und ihn gefragt, wie es ihm emotional geht, und war auch für mich als Mutter da", erzählt Maria Dike.

Krankheit hat Michele verändert

Die 34-Jährige hat bemerkt, wie sehr die Erkrankung ihren Sohn verändert hat. "Er ist oft sehr traurig und sagt, dass der Diabetes sein Leben kaputtgemacht hat."
Umso größer war die Freude, dass Michele nun wieder zusammen mit seiner jüngeren Schwester in die Kita gehen kann. Und obwohl die Familie vor etwa einem Jahr von der Innenstadt nach Haspe umgezogen ist, sind Maria Dike und ihr Mann der Einrichtung ihres Vertrauens treu geblieben. Auch der jüngste Sohn besucht seit dieser Woche die Kita St. Christophorus.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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