Mit Styropor gegen die Kälte
Halterner Katzenfreundin baut Schutzhütten für den guten Zweck

Flaesheim - Eigentlich ist es ein ganz normales Wohnzimmer. Mit Sofa, Couchtisch und Fernsehecke. Was ein wenig irritiert, sind die großen Stapel Zeitungspapier die überall herumliegen. Dazu etliche Rollen Klebeband. Dicke Baufolie ist großflächig im ganzen Raum ausgerollt und überall stehen weiße und grün-braune Boxen in unterschiedlichen Größen. Es sieht ein wenig aus, wie in einer Werkstatt. Mitten drin Tina Franzgrote.

Es ist Basteltag, denn die Flaesheimerin baut heute in ihrem Wohnzimmer wetterfeste Schutzhütten für Tiere. Aus einfachen Materialien: Styroporboxen werden mit einer dicken Lage Zeitungspapier isoliert und beschwert und mit wasserdichter Baufolie ummantelt. Dann kommt noch ein Einstiegsloch in die Box. Fixiert wird alles mit Klebeband. Als Einlage dienen Handtücher, Decken oder auch Stroh und fertig ist die warme Kiste.

Wie kommt man auf so eine ungewöhnliche Idee? „Ursprünglich habe ich die Hütten aus der Not heraus für meine eigenen Schützlinge gebastelt", so die Tierfreundin, "denn seit einigen Jahren betreue ich an mehreren Futterstellen in Haltern verwilderte Katzen. Aber allein mit der Futterversorgung ist es oft nicht getan, denn die Tiere haben keine feste Unterkunft und müssen auch im Winter im Freien schlafen oder sich notdürftige Unterschlupfe in zugigen Winkeln und feuchten Ecken suchen. Ich war also auf der Suche nach einer kostengünstigen und praktischen Lösung, um ihnen etwas Schutz zu bieten. Und da die Hütten zwar recht einfach gemacht sind, aber trotzdem warm und stabil und im fertigen Zustand kaum mehr als 5 Kilo wiegen, sind sie gut transportabel und können flexibel aufgestellt werden. Außerdem sind sie robust und halten einige Jahre.“

Anfragen aus dem In- und Ausland

Der Bau und Einsatz der Hütten sprach sich herum und schnell kamen die ersten Anfragen von Tierschutzkollegen, die auch solche Häuschen für die eigenen Schützlinge haben wollten. So fing die Aktivistin vor mehr als 5 Jahren an, für befreundete Tierschutzvereine und Tierheime Wetterhütten mitzubauen.

Die Styroporbuden finden seitdem großen Anklang und mittlerweile kommen Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet. Tierschützer, aber auch immer mehr Privatleute, die die Boxen für den eigenen Freigänger kaufen, gehören zu den Abnehmern. „Ich habe auch schon mehrfach größere Mengen ins Ausland gegeben. Denn auch in südlichen Ländern wie Spanien, Griechenland oder der Türkei ist es im Winter kalt und die Straßentiere dort sind oft ganz ohne Schutz. Da kommen dann schon mal Anfragen nach 20 oder mehr Hütten auf einmal. Aber auch das bekomme ich hin“. 

Weit mehr als 100 Stück fertigt und verkauft die Hobbyhandwerkerin zwischen Oktober und April. „Dann ist Hochsaison, wobei die Hütten bei mir ganzjährig zu bekommen sind.“ 
Die Rohboxen bekommt sie gespendet. Meist von Supermärken, die eine Frische- oder Fischtheke haben. Sie dienen dort dem Transport von Lebensmitteln und werden oft nach einmaligem Gebrauch entsorgt.
„Viel zu schade“, findet die 43-Jährige, „denn eigentlich kann Styropor prima mehrmals verwendet werden! Aber die Geschäfte freuen sich, wenn ich die Kisten mitnehme und für mich ist das eine tolle Art von „Recycling“. Die Boxen koche ich dann noch aus bevor ich sie weiterverarbeite, denn Schmutz und Geruch müssen natürlich runter. Der Bau einer Hütte dauert so im Schnitt eine halbe Stunde."

Erlös kommt dem örtlichen Tierschutz zugute 

Viel Zeit, die dafür aufgebracht werden muss. Gerade zum Wintereinbruch, wenn die meisten Bestellungen kommen, geht so manches Wochenende mit Basteln durch. „Aber es ist ja alles für den guten Zweck“, sagt die engagierte Frau, die im Hauptberuf in einer Finanzabteilung als Sachbearbeiterin arbeitet.

Abgegeben werden die Boxen dann für kleines Geld. Zwischen 8 und 12 Euro veranschlagt Tina Franzgrote dafür. „Das richtet sich immer nach der Größe. Die kleinsten Buden haben eine Länge von 45 cm, es geht aber auch hoch bis zu 70 cm oder mehr. Das kommt immer darauf an, welche Rohmaterialen ich bekomme. Aber so ist für jeden etwas dabei und bisher ist noch jede Hütte weggegangen."

Oft frage sie sich, warum sie einen solchen Zulauf habe, so die Katzenschützerin. Denn theoretisch könne ja jeder selbst solche Buden bauen. Mit ein bisschen Geduld bekomme das auch der Ungeübteste hin. “Aber es wird lieber direkt fertig gekauft, denn es hat wohl einfach nicht jeder Lust, sich die Materialien zu organisieren und Zeit in den Bau zu investieren“, vermutet sie.

„Gut für mich, denn ich finanziere aus dem Erlös der Hütten mein kleines Privatprojekt und bezahle damit die Kastrationen herrenloser Katzen aus dem Halterner Stadtgebiet. Da ich keine öffentliche Förderung erhalte, sondern nur mit Spenden arbeite, ist das über die Wintermonate ein großartiges Zubrot. Und ich freue mich über jede verkaufte Hütte, denn das bedeutet auch immer Schutz und Wärme für ein Tier. Es ist also für alle eine Win-Win-Situation."

Wer auch eine oder mehrere Wetterhütten haben möchte, der meldet sich einfach beim Streunerkatzen-Projekt Haltern am See über www.streuner-haltern.de oder über die öffentliche Facebookseite des Projektes. Dort findet man auch ein Fotoalbum mit Bildern von allen Hütten, die aktuell zum Verkauf stehen.

Autor:

Streunerkatzen-Projekt Haltern am See aus Haltern

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