Streit um alten Wanderweg erhitzt Gemüter

Auf die Frage „Haben Sie was gegen Wanderer?“ ist das Ehepaar Margit und Jürgen Willms überhaupt nicht gut zu sprechen. Und um es gleich zu sagen: Nein, haben sie nicht. Sie selbst wandern auch gerne. Doch die Wanderung über ihr eigenes Grundstück möchten sie dann doch nicht akzeptieren.
„Tatort“ ist eine Waldparzelle am Gedulderweg. Auf dem Nachbargrundstück hat die Familie 1991 gebaut, die Waldparzelle hat sie im Juli 2010 erworben. Über dieses Grundstück verläuft seit Jahrzehnten ein Rundwanderweg des Sauerländischen Gebirgsvereines. Der hätte nach der Rechtslage auch Bestand gehabt, wenn nicht der neue Eigentümer auf dem Grundstück in Absprache mit der Forstbehörde eine Schonung errichtet hätte. Das erklärt Rechtsanwalt Christian Ruthenbeck.
„Die Waldparzelle war voller Müll und umgestürzten Bäumen durch Stürme. Wir haben öfters Menschen dabei ertappt, wie sie mit dem Auto in den Wald fuhren und dort Müll und Grünabfall abladen wollten. Außerdem mussten wir oft unangeleinte Hunde in Kauf nehmen, die auch schon einmal bei uns im Wohnzimmer standen. Wir haben die Waldparzelle in Absprache mit einem Förster aufgeräumt und 250 kleine Bäumchen gepflanzt. Um diese Schonung zu schützen, ist es nötig, sie einzugattern. In Abstimmung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW und auf der Grundlage des Landesforstgesetzes wurde ein Knotenzaun gegen Wildverbiss gesetzt. Bezüglich des Wanderweges haben wir bereits im letzten Jahr den Sauerländischen Gebirgsverein angeschrieben, monatelang aber nichts gehört. Wir haben mehrere alternative Wandervorschläge gemacht, die jetzt alle beim Kreis liegen“, erklärt das Ehepaar Willms.
Der Streit mit den Nachbarn, die die Sperrung des alten Wanderweges nicht akzeptieren wollen, hat zu dicken Aktenordnern, Polizeieinsätzen und Schildern in den Fenstern geführt, worauf eine sofortige Öffnung gefordert wird. Das Ehepaar, welches eine fünfstellige Summe in die Beseitigung von Müll und die Aufforstung investiert hat, setzt auf eine alternative Wegführung.
Für ihren Rechtsanwalt Christian Ruthenbeck ist die juristische Sicht der Dinge klar: „Die rechtliche Würdigung geht aus einem vorliegenden Schreiben der Forstbehörde hervor. Mein Mandant ist nicht grundsätzlich gegen den Wanderweg, aber nicht dort, wo er war. Die Rechtslage ist eindeutig und wir waren einem Kompromiss auch schon nahe. Doch das jetzige Verhalten der Nachbarn hat nicht dazu beigetragen, diesen Kompromiss auch durchzusetzen.“
Das sieht auch der Moderator Dietmar Bierenbreier so. „Das Problem ist nicht der Wanderweg. Hier geht es um nachbarschaftliche Streitigkeiten. Es hat Äußerungen gegeben, den Druck auf den Eigentümer mit allen Mitteln erhöhen zu wollen, um das Ziel – die Öffnung des alten Weges – zu erreichen. Ich habe alles versucht, aber mittlerweile sehe ich kaum Chancen. Dennoch will ich die Tür nicht völlig zuschlagen.“
Sowohl Rechtsanwalt als auch Vermittler sprechen offen von Drohungen, die noch nicht einmal vor dem Kind der Familie Halt machen.
Franz Schaden ist auch Nachbar. Er kennt den Eigentümer genauso gut wie die anderen Betroffenen. Und er war eigentlich neutral. „Ich verstehe den Eigentümer in einigen Punkten sogar.“ Das Verständnis wurde allerdings arg strapaziert, nachdem seine Vermieterin wegen baulicher Veränderungen angezeigt wurde. Wie er sagt, vom Eigentümer. Der übrigens wiederum ebenfalls wegen baulicher Veränderungen angezeigt wurde. „Ich möchte genau wie viele andere Nachbarn auch Ruhe und Frieden. Wir haben am 20. Oktober eine Bürgerversammlung und es wäre gut, wenn man mit einem Kompromiss in die Versammlung gehen könnte.“ Den gibt es. Und der liegt beim Kreis. Und der ist am 20. Oktober eingeladen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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