Hagen trägt schwarz

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Schwarz war am Freitagabend die überwiegende Kleidungsfarbe bei Saturn in der Volmegalerie Hagen. „Ich trage so lange schwarz, bis etwas dunkleres erfunden wird“ stand auf einem T-Shirt geschrieben, während andere Textilien die Band ankündigten, die im Mittelpunkt des Abends stehen sollte: Saltatio Mortis.

Zwischen Kaiserslautern und Hamburg war noch Platz für Hagen: Die Mittelalterrocker Saltatio Mortis gastierten am Freitag auf ihrer Promotiontour für ihr aktuelles Album „Sturm auf das Paradies“ in der Hagener Saturn-Filiale. Die acht, natürlich ebenfalls schwarz gewandeten Muiker enterten kurz nach 18 Uhr die kleine, aber feine Bühne und animierten die 80 enthusiastischen Fans, die Band mit Anfeuerungsrufen zu begleiten. Präsentiert wurden aber nicht die Stücke des neuen Albums, denn für elektrische Instrumente oder eine Mikrofonanlage war einfach kein Platz, so dass das Oktett seine Trommeln, Dudelsäcke, Sackpfeifen und Schalmeien auspackte und wie auf einem Mittelaltermarkt traditionelles Liedgut feilbot. Hierbei sprangen und wirbelten die Musiker über die Bühne und die angrenzenden Tische für die Autogrammvergabe. Das Set umfasste drei Stücke, die vom Publikum frenetisch begleitet wurden. Mit einem dreifachen Saltatio - Mortis -Ruf endete das Konzert und begann die Autogrammstunde.
Nach knapp anderthalb Stunden durften sich die acht Jungs in den Backstagebereich zurückziehen, nicht jedoch ohne dabei dem Stadtanzeiger Hagen ein paar Fragen zu beantworten. Stellvertretend für die Band nahm das Bandleader Timo Gleichmann, alias „Lasterbalk der Lästerliche“, in die Hand.

„Nach meiner Einschätzung sind eure letzten Alben immer rockiger geworden. Trotzdem spielt ihr noch auf Mittelaltermärkten und auch heute habt ihr auf elektronisch verstärkte Instrumente verzichtet. Welche Richtung präferiert ihr?“

Lasterbalk: „Wenn ich einen Euro für jedes Mal bekommen würde, wenn diese Frage gestellt wird... (lacht) Unsere Wurzeln liegen in der Mittelaltermusik. Wir sind alle Straßenmusiker, die sich zufällig gefunden haben und gemeinsam Musik machen. Beide Seiten machen uns Spaß und haben ihre Berechtigung.

„Unterscheidet sich das Publikum bei den unterschiedlichen Musikstilen?“

Lasterbalk: „Das ist ziemlich witzig: Eigentlich gar nicht. Vieles passiert einfach durch Mund zu Mund Propaganda. Jemand sieht uns beispielsweise beim Wacken Festival (das größte Heavy Metal Festival der Welt, Anm. der Red.) und spricht mit seinen Freunden über die Show, die wiederum dann über unsere Homepage auf unsere Veröffentlichungen aufmerksam werden und eventuell dann auch auf ein mittelalterliches Spektakulum gehen und uns dort live erleben. Andersrum ist es genauso.“

„Bei euren Liveauftritten hat man das Gefühl, dass ihr mit viel Spaß und Freude euer Publikum unterhaltet. Bevorzugt ihr dieses gegenüber der Studioproduktion?“

Lasterbalk: „Wir gehören auf die Bühne, da kommen wir her. Wir sind definitiv eine Liveband und du hast recht, dass wir wahnsinnig gerne auf der Bühne stehen und mit dem Publikum feiern. Allerdings genießen wir inzwischen auch die Studioarbeit. Dabei hat uns auch unser Produzent Thomas Heimann-Trosien geholfen, der mit uns auf einer Wellenlänge liegt und aus unseren Songs das Beste rausholt. So haben wir auch hierbei Spaß und mit dem neuen Silberling bin ich hundertprozentig zufrieden. Wir hatten viel Spaß im Studio, das war, als ob wir ein Haus bauen würden, ein total befriedigendes Gefühl. Als die Aufnahmen nach drei Monaten zuende waren, wollten wir eigentlich gar nicht aufhören.“

„Auf eurem ersten nicht rein mittelalterlichen Werk „Das zweite Gesicht“ habt ihr noch elektronische Elemente eingesetzt. Ist in dieser Richtung auch wieder etwas geplant?“

Lasterbalk: „Nein. Das zweite Gesicht war unser erstes Werk und wir haben dort mit allem experimentiert, was zur Verfügung stand. Das waren sozusagen unsere ersten Gehversuche. Wir waren alles Straßenmusikanten und die Gründung einer richtigen Band war gar nicht geplant. Das zweite Album bezeichne ich immer als Pubertätswerk, denn es hat wahrlich Pickel. Trotzdem war es für die weitere Entwicklung wichtig und der Song „Falsche Freunde“ ist immer noch ein fester Bestandteil unserer Setlist.“

„Hatte der Besetzungswechsel auch mit dieser Entwicklung zu tun“

Lasterbalk: „Ja. Wir wollten als Band rockigere Songs mit Mittelaltereinfluss machen und manchmal ist es nötig, sich von Altem zu trennen, um sich auch weiter zu entwickeln. Deswegen war 2006 der Schnitt nötig. Ich kann heute sagen, dass wir seitdem als Band zusammen gewachsen sind und gemeinsam viel Spaß an Saltatio Mortis haben.“

„Kommen wir zum neuen Album „Sturm aufs Paradies“. War dieses die logische Konsequenz auf das Vorwerk „Wer Wind saet …?“

Lasterbalk: „Der Titel des Vorwerkes fordert ja fast, dass im nächsten Titel der Begriff Sturm fällt, so dass hier schon ein Zusammenhang besteht.“

„Gibt es denn Themen, die sich auch wie ein roter Faden durch eure Werke ziehen?“

Lasterbalk: „Wir sind alle Spielmänner der Moderne, so dass das Thema Freiheit bei uns immer wieder vorkommt. Deswegen haben wir uns auch auf dem Album mit der französischen Revolution befasst. Für das Cover haben wir das bekannte Motiv „Die Freiheit führt das Volk“ von Delacroix ausgewählt, welches wir mit unseren Konterfeien bestückt haben. Allerdings mussten wir schon einige Bahnen in unserem Kreativpool zurücklegen, bis wir darauf gekommen sind. Natürlich sind uns auch aktuelle Themen nicht fremd. „Habgier und Tod“ ist beispielsweise unser Statement zur Bankenkrise, welches wir, wie damals die Spielleute, in Fabeln und Parabeln verarbeiten.“

„Habt ihr kommerzielle Erwartungen an das Album?“

Lasterbalk: Ich habe keine Erwartungen. Ich finde, dass wir ein hervorragendes Werk erschaffen haben und nun die Hörer entscheiden müssen, ob sie sich das Werk kaufen. Ich würde natürlich aber lügen, wenn ich den Verkaufszahlen bzw. der Chartplatzierung gleichgültig gegenüber stehen würde.“

„Zum Abschluss: Nervt es eigentlich, immer mit Bands wie Subway to sally und In Extremo verglichen zu werden?“

Lasterbalk: „Das kann man so nicht sagen. Ich respektiere zum Beispiel die Arbeit von Subway to sally und mit Michael Bodenski verbindet mich eine enge Freundschaft. Ansonsten finde ich, dass sich die genannten Bands durchaus unterscheiden und nicht in eine Schublade passen. Wir legen zum Beispiel sehr viel Wert auf die sprachlich Texte und gute Lyrik, während In Extremo eher aus einer Punkattitüde heraus agieren, was ich völlig wertfrei verstanden wissen möchte.“

„Sind weitere Kollaborationen mit anderen Künstlern, wie beispielsweise auf dem Vorgängeralbum mit Doro Pesch geplant?“

Lasterbalk: „Auf unserer DVD zum zehnjährigen Band-Jubiläum“ ist ein Stück mit Subway to Sally enthalten. Ansonsten sind wir offen für solche Kollaborationen; es muss aber auch passen.“

Ein kurzweiliges Interview mit einem netten Gesprächspartner ging so zu Ende. Im Nachgang kam noch die Frage auf, ob die Spielmänner denn inzwischen von der Musik leben könnten. Lasterbalk grinst etwas gequält: „Es reicht zum überleben.“ Einige Bandmitglieder haben noch andere Tätigkeiten, aber Saltatio Mortis steht bei allen an erster Stelle. Auf geht’s zum Sturm aufs Paradies!

Text: Kay Utermark

Autor:

Jens Holsteg aus Herdecke

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