Ein Leben ohne Pferd ist möglich, aber sinnlos

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„Ich reite eigentlich immer, seit ich fünf bin.“ Lea Birnfeld lächelt sanft: „Das Schönste ist natürlich der enge Kontakt mit dem Pferd, aber auch die Super-Gemeinschaft hier auf dem Hof und die Möglichkeit, viele Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen.“

Die 16-Jährige gehört zum Reit-, Fahr- und Zuchtverein St. Hubertus Herne/Bochum-Gerthe, der auf dem Hof Backs „stationiert“ ist. Derzeit gehören dem Verein rund 450 meist jugendliche Mitglieder an. Lea reitet A-Dressur mit ihren Stuten Maja und Donna-Clara. Und sie ist erfolgreich: „Beim Reitturnier Mitte Juli habe ich den 3. Platz Dressurreiter A erreicht und den 4. Platz in der A-Dressur.“
Über solche Leistungen freut sich natürlich auch Maria Backs, die Geschäftsführerin des RFZV St. Hubertus. Besonders stolz ist sie auf die Voltigierer – das sind Menschen, die anspruchsvolle Übungen auf dem Pferderücken beherrschen. Rund 80 davon sind im Verein aktiv. Am vergangenen Wochenende hat Christine Kuhirt überraschend die Deutsche Meisterschaft im Einzel-Voltigieren im hessischen Alsfeld gewonnen. Was für ein Triumph! Sie hatte zuvor bereits den Titel der Einzel-Westfalenmeisterin geholt.
Aber das ist nicht alles: „Die Mannschaft Hubertus

1 ist Zweiter bei der Westfalenmeisterschaft geworden und Dritter beim Preis der Nationen in Österreich“, so Maria Backs. „Gianna Meier ist die Dritte beim Preis der Besten in Berlin. Die 16-Jährige hat sich zudem qualifiziert für die Voltigier-EM in Slowenien vom 3. bis 8. August.“
Fragen wir doch mal Luca Wiedermann, was denn wohl die schwierigste Übung beim Voltigieren ist: „Auf dem Pferd zu stehen bei Trab oder Galopp.“ Da wird das Tier ziemlich schnell, und Luca muss über ausgeprägte Fähigkeiten der Standfestigkeit und Balance verfügen. „Schwer ist auch die ‚Schere‘“, fährt die Achtjährige fort und bringt ihr Shetland-Pony „Luca“ in die richtige Position.
Die Definition für die „Schere“ aus dem Lehrbuch lautet so: „Aus dem Vorwärtssitz holt man mit beiden Beinen kräftig Schwung, stützt sich auf die Griffe (die auf dem Pferderücken befestigt sind) und wirft die Beine gestreckt nach hinten über die Kruppe des Pferdes. An dem höchsten Punkt kreuzen sich die Beine, man dreht zunächst die Hüfte und anschließend den Oberkörper, um im Rückwärtssitz einzusitzen, wobei man den der Bewegungsrichtung abgewandten Griff zuvor natürlich loslassen und umgreifen muss. Der zweite Teil erfolgt analog in umgekehrter Richtung.“ Wenn Sie's nicht verstanden haben, fragen Sie einfach Luca.
„Zu 99 Prozent sind es Mädchen, die zu uns kommen“, berichtet Maria Backs. „Es ist wohl die Liebe zum Tier, die sie antreibt, hingebungsvolle Pflege ist ihr Ding.“
Das Wichtigste für Reiter sei, den artgerechten Umgang mit dem Tier zu lernen, es jeden Tag zu bewegen und es richtig zu putzen: Dazu gehören das Striegeln an Hals und Körper, was die meisten Pferde sehr genießen, das Bürsten von Schweif und Mähne und das Auskratzen der Hufe. Bei schönem Wetter gibt's auch eine Dusche. „Und natürlich muss man ordentlich draufsitzen können“, ergänzt Maria Backs.
Der 1973 gegründete RFZV St. Hubertus bietet unter anderem Schulreitstunden (für Kinder ab sieben ohne eigenes Pferd), Privatreitstunden, Fahrkurse mit Kutsche und Voltigieren an. Jährlich werden die entsprechenden Abzeichen abgenommen. Ebenfalls jährlich stehen Fahr- und Reitturnier sowie Voltigierturnier auf dem Plan.
Gemeinsam mit der Robert-Brauner-Schule und der Schule am Schwalbenweg setzt der Verein beim „Reiten für Behinderte“ aufs richtige Pferd. Mit einer speziellen „Hippotherapie“ hilft man nicht nur behinderten, sondern auch verhaltensauffälligen Kindern.
Maria Backs, die gerade vom „mockigen“ (verschlammten) Reitplatz zurückkommt und dabei einen liebevollen Blick auf den wilden Garten mit den Rosensträuchern wirft, schätzt das eher ruhige Leben auf dem Reiterhof sehr. Aber auf dem Pferd sitzt sie nicht mehr. „Ich fahre am liebsten in der Kutsche spazieren.“ Das Reiten besorgt ja schon Enkelin Lisanne. Wer weiß, vielleicht hat die Vierjährige ja eine große Zukunft vor sich.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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