Wenn die Saubande grunzt

Jörg Lippmeyer. Foto: Pleuser
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Um es gleich einzugestehen: Der Autor dieser Zeilen mag Schweine, handelt es sich doch hier um essbare Intelligenz. Die Gefühle des Wanne-Eickeler Künstlers Jörg Lippmeyer schlängeln sich offenbar in ähnliche Richtung: In einer Schleswiger Boutique für Mollige entdeckte der „Best-Ager“ zehn kleine Deko-Schweine, verliebte sich in sie, erwarb sie und trieb sie in sein Urlaubsdomizil an der Schlei, um sie dortselbst weiß zu grundieren. Die Nachbarn verfolgten dieses mit Interesse und fragten sich: „Hat der wohl einen an der Waffel?“
Keineswegs, er hat Acrylfarbe – und die pinselte er mit ferkeligem Vergnügen auf die Borstenviecher. Es grunzt das „Lichtenschwein“ in Roy’s Design, es suhlt sich die Sau von Miro im Golde, es ringelt das „Schwebra“ sein Zebra-Schwänzchen, die „Matisse-Sau“ rülpst sich die „geistige Verarbeitung von Naturformen“ auf den dicken Leib. Wow – das liest sich ja als wär’s ein Stück vom FAZ-Feuilleton!
Der 57-jährige Maler Lippmeyer verpflanzte gar ein Stückchen seiner schelmischen Schalkhaftigkeit in das „Pic-Pig“, steigerte sich locker vom Kuh-bismus zum Saubismus und genierte sich nicht, dieses als eine „Entwicklung Picassos“ zu deuten, „die von den Kunsthistorikern nicht zur Kenntnis genommen wurde“.
Der Marketing-Stratege wirbt wortgewaltig in eigener Sache: „Bilder kann man reproduzieren, Lichtenstein und Picasso findet man in jedem Postershop. Da Vinci im Möbelhaus und Gauguin auf Bettbezügen. Aber jedes dieser handgearbeiteten Schweine gibt es nur einmal auf der Welt.“
Inzwischen grunzen bereits fünf Säue in fremden Ställen; die übrigen Unikate mästet Lippmeyer einstweilen munter weiter.
Auf die Idee zur Schweinerei haben ihn lebensgroße Hummel-Figuren in Hamburg gebracht und Bayerische Löwen in München. Schmunzelnd gesteht er ein, den „Herkules“, den Markus Lüpertz just auf die Gelsenkirchener Zeche Nordstern platziert hat, gerne duch eine „Arme Sau“ ersetzen zu wollen.
Und plaudert gelassen über sein unschweinische Zukunft: Im Februar 2011 wird Lippmeyer (0177-14 51 566) seine Installation „Gegen die Wand“ in der Maschinenhalle der Essener Zeche Carl vollenden – ein drei mal drei Meter großes, abstraktes Bild. „Das Ziel wird immer klarer“, sagt der Mann, der sich beim Redaktionsbesuch in seinem grünen Outfit wohltuend vom grauen Wetter abhob und der auch dem Rot sehr zugetan ist. Hat er doch schon „Vinorelle“ aus Dornfelder und Merlot gemalt.
Fröhlich schreitet der Künstler und begeisterte Tänzer nun also ins neue Jahr und verspricht seinen Freunden: „Wenn ich etwas machen will, ist die Finanzierung nie gesichert – aber es findet immer statt!“ Soviel Zuversicht ist prickelnd.

Jörg Lippmeyer. Foto: Pleuser
Schwein muss man haben – das sagte sich auch der Künstler Jörg Lippmeyer und züchtete sich welche. WB-Foto: Lippmeyer
Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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