Veronika Wolff vom Tierschutzverein Herne Wannde spricht Klartext
"Tiere sind keine Bespaßung für uns Menschen"

Foto: Pixabay
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Die Corona-Pandemie hat uns alle seit über einem Jahr fest im Griff. Für den einen bedeutet das Homeoffice, für den anderen Homeschooling. Bequem, wenn es bei diesem öden Alltagstrott die eine oder andere tierische Ablenkung gibt.
Denn was ist schöner, als sich in den Arbeitspausen auf einem kleinen Spaziergang die nötige Motivation für den restlichen Arbeitstag zu holen? Ein Hund dazu wäre doch ideal! Und weil die Kinder in den letzten Monaten mehr zu Hause als in der Schule gelernt haben, ist es doch super, sie zwischendurch mit kleinen Babykatzen zu bespaßen. So haben die Eltern auch endlich mal ein bisschen Ruhe. Aber was passiert nach dem Lockdown? Kann der Hund dann wirklich acht Stunden alleine zu Hause sein? Ist die Pflege der inzwischen ausgewachsenen Katzen nicht doch ein wenig zu viel im Alltagsstress?
"Viele Tierhalter haben einfach noch nicht verstanden, dass Katzen, Hunde und Co. eben keine Spielzeuge, sondern echte Lebewesen mit ganz eigenen Bedürfnissen sind", bemängelt Veronika Wolff, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Herne Wanne das immer mehr ausufernde Tier-Shopping. "Natürlich hat Corona dazu sein übriges getan, ausschlaggebend ist allerdings die allgemeine Grundhaltung. Das fängt an bei den Menschen, die einen jungen Hund zur Bespaßung der noch fitten Großeltern haben wollen, ohne zu berücksichtigen, dass auch ein Hund aufwändige Pflege benötigt, und geht bis zum Rentner, der mit dem Taxi vorfährt, um mal eben ein paar Kätzchen einzusammeln.

Haustiere bedeuten auch Verantwortung

In der heutigen Zeit sind diese Beispiele keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Dass ein Tier auch jede Menge Verantwortung und Zeit mit sich bringt, ist den meisten Menschen leider nicht bewusst. Da ist es dann vorprogrammiert, dass die Tiere irgendwann bei uns landen."
Bei der Weitervermittlung von Tieren achten die Profis des Tierheims Herne Wanne daher besonders darauf, dass sie in gute Hände kommen. Eine Kennenlernphase vor Ort ist dabei ebenso obligatorisch wie die Prüfung der genauen Lebensumstände. "Wenn Kinder mit im Haushalt wohnen, ist es zum Beispiel wichtig, dass auch die sich erstmal mit den Tieren anfreunden. Erst wenn wir den Eindruck haben, dass es sich wirklich um eine nachhaltige Vermittlung handelt, geben wir grünes Licht. Das kann je nach Tier und Mensch dann auch mal eine Weile dauern."
Zurzeit gibt es im Tierheim Herne Wanne eine regelrechte Flut an Katzen. "Zwar ist es in den umliegenden Städten Pflicht, dass Freigänger gechipt und kastriert sind, leider halten sich aber nur die wenigsten Halter an diese Vorschrift, und es kommt zu ungewollten Schwangerschaften. Oftmals werden die Kitten dann einfach ausgesetzt und landen schließlich bei uns." Veronika Wolff sieht hier vor allem die Politik in der Verantwortung. "Es ist ja schön und gut, wenn es ein solches Gesetz gibt, wichtig ist aber auch, dass es kontrolliert wird. Wenn das nicht rigoros passiert, wird es immer mehr Katzen ohne Zuhause geben."

Hunde und Katzen suchen neues Zuhause

Neben Katzen beherbergt das Tierheim Herne Wanne natürlich auch Hunde. Drei der Vierbeiner sind bereits seit einiger Zeit hier zu Gast und liegen Veronika Wolff besonders am Herzen. "Mischlingsrüde Freddy ist mit der längste Bewohner bei uns. Er braucht spezielle Menschen, die voll auf seine Bedürfnisse eingehen. Dazu kommt, dass Freddy krank ist und Medikamente in Höhe von ca. 150 Euro im Monat benötigt. Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben und suchen für Freddy ein ebenerdiges Zuhause mit Garten. Kinder sollten nicht in der Familie sein."
Mischling Jimmy sucht ebenfalls ein neues Zuhause. "Jimmy wurde als Welpe vermittelt und kam nach drei Jahren zu uns zurück. Er ist wohl im Moment unser unglücklichster Hund, er weint viel in seinem Zwinger. Er braucht nicht viele Bezugspersonen. Sobald er diese in sein Hundeherz geschlossen hat, geht er für sie durchs Feuer." Jimmy ist sportlich und bewegungsfreudig. Aber viel Trubel verunsichert ihn, und das lässt ihn in den Verteidigungsmodus wechseln. Deshalb ist eine aktive, hundeerfahrene Familie ohne Kinder und mit wenig Besuch in ruhiger Umgebung die beste Wahl für ihn. Ein sicherer Garten zum Toben wäre ideal, ein Mehrfamilienhaus ist nicht geeignet.
Die ängstliche Hündin Leni wurde bereits zweimal vermittelt, ist aber immer wieder zurückgekommen. "Leni benimmt sie sich zu Hause hervorragend, ist stubenrein, kennt jede Menge Kommandos und kann Regeln gut umsetzen. Man muss nur erkennen, wann Leni ihre Ruhe möchte, bzw. auf keinen Fall das Haus verlassen will. An diese Regel muss sich der Mensch halten und mit Leni zusammen ihre Ängste aushalten." Leni sucht ein ruhiges Zuhause ohne Kinder, ohne häufigen Besuch und mit wenig wechselnden Bezugspersonen.
Auf der Website des Tierheims www.tierheim-herne-wanne.de haben interessierte Tierhalter die Möglichkeit, sich vom Tierbestand ein erstes Bild zu machen. Die Kontaktaufnahme findet zurzeit ausschließlich per Mail, email_an@tierheim-herne-wanne.de, oder Telefon, 02325/62413, von Dienstag bis Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr statt. Eine Terminabsprache zum Besuch vor Ort ist hier möglich.

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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