Frank Brabant präsentiert in Opherdicke
Wie man Wirt wird und dann Kunstsammler

Kunstsammler Frank Brabant neben einem Werk von Ludwig Kirchner: „Für das Geld, das mich dieses Bild gekostet hat, wollte ich eigentlich ein Auto kaufen.“ Foto: Anja Jungvogel
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  • Kunstsammler Frank Brabant neben einem Werk von Ludwig Kirchner: „Für das Geld, das mich dieses Bild gekostet hat, wollte ich eigentlich ein Auto kaufen.“ Foto: Anja Jungvogel
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„Face to face" lautet der Titel der Ausstellung, die bis zum 28. August Werke von rund 90 Künstlern, wie Andy Warhol, Max Beckmann oder Alexej von Jawlensky, im Museum Opherdicke präsentiert. Der Stadtspiegel nutzte die Gelegenheit für ein Interview mit dem namenhaften Sammler Frank Brabant (84). Werke aus seinem Besitz wurden in vielen Museen ausgestellt, u. a. in Montreal oder Paris und schon mehrfach im Kreis Unna.

Eigentlich hatte Frank Brabant für einen VW gespart. Gekauft wurde stattdessen ein Bild von Ernst Ludwig Kirchner. Foto: Anja Jungvogel
  • Eigentlich hatte Frank Brabant für einen VW gespart. Gekauft wurde stattdessen ein Bild von Ernst Ludwig Kirchner. Foto: Anja Jungvogel
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Vom Discothekenbesitzer zum renommierten Kunstsammler, eine ungewöhnliche Karriere…
Frank Brabant: „Ja, aber zunächst habe ich als Versicherungsangestellter gearbeitet und rund 350 Mark verdient. Mein erstes Bild von Max Pechstein kostete mich im Jahre 1963 einen ganzen Monatslohn, doch ich musste es einfach haben. Mit dem Discothekenbetrieb kam endlich Geld ins Haus, so dass ich mir mehr leisten konnte. Doch reich war ich damals nicht. Ich hatte beispielsweise Geld gespart und wollte mir einen neuen VW Käfer kaufen. Den Wagen habe ich dann nicht genommen, dafür ein Bild von Ludwig Kirchner.“

„Der Mädchenkopf“ von Emil Nolde, (um 1925, Aquarell, Tusche auf Papier). Dieses Bild musste Brabant unbedingt haben und hatte sich damals sogar dafür verschuldet. Foto: Anja Jungvogel
  • „Der Mädchenkopf“ von Emil Nolde, (um 1925, Aquarell, Tusche auf Papier). Dieses Bild musste Brabant unbedingt haben und hatte sich damals sogar dafür verschuldet. Foto: Anja Jungvogel
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Kunst oder Nachtleben - was ist aufregender?
Frank Brabant: „Beides hat seinen Reiz. Ich habe beispielsweise mit Udo Jürgens und Sonja Ziemann die ganze Nacht gefeiert und bin auf allen Vieren nach Hause gekrochen. Kunst hat natürlich einen ganz anderen Stellenwert. Als DJ in meiner Disco habe ich Gloria Gaynor aufgelegt und zuhause am Liebsten klassische Musik.“

Eines der ersten Bilder aus Frank Brabants Sammlung: Der Redner von Max Beckmann, Holzschnitt von 1918. Foto: Anja Jungvogel
  • Eines der ersten Bilder aus Frank Brabants Sammlung: Der Redner von Max Beckmann, Holzschnitt von 1918. Foto: Anja Jungvogel
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Haben Sie schon mal einen Kauf bereut?
Frank Brabant: „Nie, ich habe gerne Kunstwerke erstanden, die sich in den Galerien und Auktionshäusern nur schwer verkaufen ließen. Die Künstler waren vorwiegend unbekannt, doch wenn mir ein Bild gefiel, wollte ich es haben. Heute sind sie ein Vermögen wert.
Nur einmal habe ich mich bei einer Auktion verspekuliert. Ich wollte für den „Mädchenkopf“ von Emil Nolde nicht mehr als 3.000 Mark ausgeben. Doch eine andere Bieterin aus den USA trieb den Preis in die Höhe, so dass ich zum Schluss den Zuschlag bei 24.000 Mark erhielt. Dafür musste ich dann einen Kredit aufnehmen. Es war fast wie eine Spielsucht.“

Die Ausstellung „Face to face“ wurde am heutigen Sonntag feierlich im Haus Opherdicke eröffnet. Foto: Anja Jungvogel
  • Die Ausstellung „Face to face“ wurde am heutigen Sonntag feierlich im Haus Opherdicke eröffnet. Foto: Anja Jungvogel
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Ihre Sammlung hat mittlerweile einen Wert in zweistelliger Millionenhöhe erreicht. Wie schützen Sie diesen Schatz?
Frank Brabant: „Meine Sammlung ist durch Alarmanlagen gut gesichert, die Bilder werden weltweit ausgestellt. Einen Teil vererbe ich eines Tages an das Schweriner Museum und den anderen an das Museum in Wiesbaden.“

Hintergrund

Die Ausstellung in Opherdicke zeigt mit über 100 Kunstwerken umfassend die Entwicklung der Porträtmalerei vom frühen Expressionismus, bis in die Kunst der Gegenwart.
Zudem ist "Face to face" ein Porträt der Sammlung Frank Brabants, die er seit über sechs Jahrzehnten in seiner Wiesbadener Wohnung beherbergt.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf KünstlerInnen der Verschollenen Generation, die durch das nationalsozialistische Regime und die verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges teilweise in Vergessenheit gerieten.

Die junge Elizabeth Taylor: Ein Werk von Andy Warhol. Foto; juvo
  • Die junge Elizabeth Taylor: Ein Werk von Andy Warhol. Foto; juvo
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Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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