10.500 Beschäftigte haben Minijob neben normaler Stelle
Kreis Unna: Immer mehr auf Zweitjob angewiesen

Zapfen im Zweitjob: Immer mehr Menschen sind auf ein 
Nebeneinkommen angewiesen. Viele von ihnen arbeiten nach Feierabend in der Gastronomie. Foto: NGG
  • Zapfen im Zweitjob: Immer mehr Menschen sind auf ein
    Nebeneinkommen angewiesen. Viele von ihnen arbeiten nach Feierabend in der Gastronomie. Foto: NGG
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Wenn ein Job nicht reicht: Rund 10.500 Menschen im Kreis Unna haben neben ihrer regulärenStelle noch einen Minijob. Damit stieg die Zahl der Zweitjobber innerhalb von zehn Jahren um
45 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt.

Die NGG Dortmundberuft sich hierbei auf neue Zahlen der Arbeitsagentur. Danach sind Zusatz-Jobs
 inRestaurants, Gaststätten und Hotels im Kreis Unna besonders verbreitet: In der Branche gab es im Juni 2019 rund 1.200 Zweitjobber – das sind 69 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Gewerkschafter Manfred Sträter spricht von einer Schieflage auf dem Arbeitsmarkt: „ImSchatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen
entstanden, die oft kaum zum Leben reichen. Nebenjobs müssen dann die Haushaltskasse
aufbessern.
Aber wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit – aufKosten von Familie, Freunden und Freizeit“, so der Geschäftsführer der NGG. 
Dabei treffe der Boom bei den Nebenjobs langfristig auch die heimische Wirtschaft.„Gastronomen und Bäckermeister, die über den Fachkräftemangel klagen, aber gleichzeitig auf
450-Euro-Kräfte setzen, schneiden sich ins eigene Fleisch. Minijobber können keine
Hotelfachleute ersetzen“, betont Sträter.
Doch Fachkräfte gewinne man nur mit ordentlichenLöhnen – „so hoch, dass die Beschäftigten keinen Zweitjob mehr brauchen“. Über deutliche
Lohnerhöhungen verhandelt die NGG aktuell bei Fast-Food Ketten von McDonald’s bis
Vapiano: Statt den Mindestlohn von 9,35 Euro sollen die Beschäftigten in der Branche künftig
mindestens zwölf Euro pro Stunde bekommen. 
Entscheidend sei aber auch, dass sich Unternehmen stärker um Nachwuchs kümmern. „Eine  Lehre im Lebensmittelhandwerk oder im Gastgewerbe kommt für Schulabgänger nur infrage, wenn der Lohn und die Ausbildungsbedingungen stimmen“, so Gewerkschafter Sträter.Die NGG sieht aber auch die Politik in der Verantwortung. Die Zunahme der Zweitjobs sei auch das Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Nullerjahre. „Mit einer Reform könnte die
Bundesregierung Minijobs voll in die Sozialversicherung einbeziehen. Allerdings sollten die
Arbeitgeber den größten Teil der Beiträge zahlen. Das macht reguläre Stellen attraktiver und
verschafft den Minijobbern heute eine bessere Absicherung“, so Sträter.

Autor:

Lokalkompass Kamen/Bergkamen/Bönen aus Kamen

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