Raser-Kontrollen an der Jahnstraße: Alle 2,5 Minuten ein Treffer

Stationärer Blitzer an der Jahnstraße. Die Linsen sind beidseitig mit Farbe besprüht. | Foto: Peter Piksa
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Die Jahnstraße in Langenfeld - auf den ersten Blick eine unscheinbare Straße: Links und rechts der Fahrbahn befinden sich Grünstreifen und Bäume. Auf der Fahrbahn selbst beidseitig jeweils ein Radschutzstreifen. Auf Höhe der Einmündung zur Querstraße findet sich mittig auf der Fahrbahn ein Radarmessgerät, welches in beide Fahrrichtungen ausgerichtet ist. Dumm nur: Messungen finden nicht statt. Die Blitzvorrichtungen sind beidseitig mit Farbe übersprüht - und das seit Jahren schon. Seitens der Polizei durchgeführte Geschwindigkeitsmessungen, deren Ergebnisse hier veröffentlicht werden, offenbaren beachtliche Erkenntnisse.

Vorliegend sind die Ergebnisse von insgesamt acht Kontrolleinsätzen an der Jahnstraße im Jahr 2023. Trauriger Spitzenreiter ist der Einsatz vom 6. Juni in der Früh von 7:40 Uhr bis 9:30 Uhr - Berufsverkehr und Elterntaxis teilen sich zu dieser Zeit die Fahrbahn. Binnen dieser 110 Minuten andauernden Messung gingen den Beamten insgesamt 44 Täterinnen und Täter ins Netz. Oder anders ausgedrückt 24 Ordnungswidrigkeiten pro Stunde. Alle 2,5 Minuten löste das Messgerät an diesem Tag aus.

In 21 Fällen betrug die Geschwindigkeitsüberschreitung bis zu 15 km/h - die Fahrzeugführenden wurden mit einem Verwarnungsgeld belegt. Drei Fahrzeugführende hingegen fuhren mehr als 15 km/h zu schnell - in diesen Fällen übersteigt die laut bundeseinheitlichem Tatbestandskatalog der StVO fällige Strafe die Grenze von 55 EUR, mit einem Verwarnungsgeld ist es hier nicht mehr getan; den Fahrzeugführenden wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnet an dessen Ende mindestens ein Bußgeld steht.

Die Daten im Einzelnen:

Foto: Peter Piksa

Langenfelder Politik befasst sich mit Raser- und Poser-Thematik

Seit einigen Wochen befasst man sich auch im Rathaus eingehender mit der Thematik Raser und Poser in Langenfeld. FDP-Ratsfrau Beate Wagner und Fraktionsvorsitzender Frank Noack stellten im Bau- und Verkehrsausschuss am 28. September einen Antrag zur Entwicklung "ganzheitlicher Maßnahmen um die Raser- und Poserszene in den Griff zu bekommen". Ein konkretes Ergebnis wurde in dieser Sitzung nicht erzielt. Die Fraktionen einigten sich darauf, zunächst einmal die Polizei zu Rate zu ziehen.

In der nächsten Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses am 16. November war es dann soweit: Erster Polizeihauptkommissar Thomas Obst von der Kreispolizeibehörde Mettmann, seines Zeichens Leiter des Verkehrsdienstes referierte öffentlich unter anderem zu den Themen Geschwindigkeitsüberschreitungen im Allgemeinen und verbotenen Kraftfahrzeugrennen im Besonderen sowie zur Lärmbelästigung durch Poser.

Doch wie definieren sich die Begriffe »Raser« und »Poser«?

Laut polizeilichem Verständnis sind Raser "Verkehrsteilnehmende, welche unter Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit oder unter grober Missachtung der den Gegebenheiten angepassten Geschwindigkeit alle Bedenken über die Regeln des Straßenverkehrs außer Acht lassen und/oder den Nervenkitzel im zu schnellen Fahren, auch im Wettbewerb mit anderen suchen. Raser sind dabei an keine besondere Fahrzeugart gebunden."

Poser hingegen sind laut Polizei "Verkehrsteilnehmende, welche ein Publikum benötigen, um sich in Szene zu setzen. Ihr Ziel ist es häufig, sich durch Aufmerksamkeit erregende Fahrmanöver in den Mittelpunkt zu stellen. Beispielhafte Fahrmanöver sind sog. Wheelies, Stoppies, Burnouts oder Donuts. Häufig möchten sie durch Lautstärke (z.B. Musik oder Aufheulen lassen des Motors) die Aufmerksamkeit des Publikums erlangen."

Verbotene Kraftfahrzeugrennen in Langenfeld

Auskünfte erlangten die Teilnehmenden der Sitzung auch zur Thematik der verbotenen Kraftfahrzeugrennen in Langenfeld. Polizeilichen Ausführungen nach wurden in den vergangenen Jahren hierzu nachfolgende Zahlen registriert:

2019: 8
2020: 11
2021: 8
2022: 2
2023 (bis Oktober): 4

Meinung des Autors: Ernüchternde Einsichten im Hinblick auf Repression

Viele Bürger fühlen sich durch zu laute Fahrzeuge belästigt. Insbesondere an viel befahrenen Straßen wie der Solinger Straße, der Langenfelder Innenstadt oder dem Ortskern von Richrath reißen aufheulende Motoren und dröhnende Auspuffanlagen Anwohner aus dem Schlaf oder stören permanent den Alltag.

Nach dem bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog könnte dieses Verhalten ohne weiteres geahndet werden: Die Verwirklichung des Tatbestands »Sie verursachten bei der Benutzung des Fahrzeugs unnötigen Lärm« wird mit einem Bußgeld in Höhe von 80 EUR geahndet - polizeiliches Einschreiten vorausgesetzt. An letzterem scheitert es regelmäßig.

Ernüchternd: Gewöhnliche Streifenfahrzeuge verfügen derzeit nicht einmal über Schallpegelmessgeräte, mit denen Beamte laute Auspuffanlagen verdachtsabhängig überprüfen könnten. Aus anderen Städten sind diese Maßnahmen bekannt. Fällt den Beamten ein auffällig lauter Auspuff auf, wird im Abstand von 50 Zentimetern und einem Winkel von 45° eine Mehrfachmessung des Standgeräusch-Schallpegels durchgeführt. Der zugelassene Wert findet sich im Fahrzeugzulassungsscheint Teil I unter der Bezeichnung U.1 - übersteigen die gemessenen Werte im Mittel die laut Zulassungsschein zulässigen Werte, kann die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs vorläufig zur Erlöschung gebracht und das Fahrzeug zwecks gerichtsfester Beweiserhebung einem Gutachter zugeführt werden. Nur: Solange der gewöhnliche Langenfelder Streifenwagen über solche Messgeräte nicht verfügt und die Beamten vor Ort für diese Problematik nicht sensibilisiert sind, wird das Grölen auf den Straßen Langenfelds wohl munter weitergehen.

Abhilfe schaffen könnten unter diesen Voraussetzungen wohl nur häufigere Kontrollen der Mettmanner Verkehrsaufsicht - die dortigen Einsatzkräfte verfügen über entsprechendes technisches Equipment sowie auch die nötige Fachkenntnis. Mittelfristig müssten solche Maßnahmen jedoch auch von der Langenfelder Wache aus möglich sein. Die Zeit dafür ist überreif.

Was die Messergebnisse an der Jahnstraße betrifft, nun, diese sind meiner Ansicht nach durchaus erhellend: Wenn in den Morgenstunden alle zweieinhalb Minuten den Beamten ein Täter ins Netz geht, wird klar, dass es bei der Einhaltung der Vorschriften aufseiten der Fahrzeugführenden deutliche Defizite zu Lasten der Verkehrssicherheit gibt. Zwar bleibt ausweislich der seitens der Polizei zur Verfügung gestellten Daten unklar, wie viele Fahrzeuge insgesamt die Messstelle passierten. Dennoch sprechen 44 gefasste Täter binnen einer nicht einmal zweistündigen Maßnahme eine überdeutliche Sprache: Das ist in dieser Form schlicht nicht hinnehmbar.

In Bezug auf sonstige Erkenntnisse wie beispielsweise die Zahl der registrierten illegalen Kraftfahrzeugrennen ist grundsätzlich stets daran zu denken, dass es sich hierbei bloß um die tatsächlich festgestellten Verstöße handelt. Die Dunkelziffer ist unbekannt, dürfte wohl um einiges höher liegen.

Das Gute an der gegenwärtigen Situation ist jedoch die Rechtslage. Diese erlaubt es auch heute schon, konsequent gegen Raser und Poser vorzugehen. Neue gesetzliche Ermächtigungen, die gewöhnlich erst Jahre auf sich warten lassen, braucht es in diesem Fall glücklicherweise also nicht.

Übrigens: Dass der defekte Blitzer auf der Jahnstraße seit Jahren schon offenbar einfach so hingenommen wird, halte ich für ein frappierendes Versäumnis.

Stationärer Blitzer an der Jahnstraße. Die Linsen sind beidseitig mit Farbe besprüht. | Foto: Peter Piksa
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Autor:

Peter Piksa aus Langenfeld (Rheinland)

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