Unternehmer gegen Extremismus
„Ein Dexit würde unsere Region hart treffen“

Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des MAV. Foto: Märkischer Arbeitgeberverband
  • Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des MAV. Foto: Märkischer Arbeitgeberverband
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Die Europawahl steht vor der Tür. Im Vorfeld werden mitunter extreme wirtschaftspolitische Positionen vertreten, die sogar einen Dexit, also einen EU-Austritt Deutschlands, fordern. Was ist aus Unternehmersicht davon zu halten? Der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) hat seine Mitglieder nach einer Bewertung der Europäischen Union gefragt und legt regionale Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für das Verbandsgebiet im nördlichen Märkischen Kreis vor. Ergebnis: Die Bedeutung von EU-Exporten ist enorm, ein Dexit würde somit großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Bei einer Blitzumfrage im MAV gaben etwa zwei Drittel der Teilnehmer an, dass die Europäische Union unter dem Strich positive Auswirkungen für ihr Unternehmen habe. Nur etwas mehr als jeder zehnte Teilnehmer war dieser Meinung ausdrücklich nicht.

Diese Einschätzung hat gute Gründe: EU-Exporte haben große wirtschaftliche Bedeutung für die heimischen Unternehmen. Nach einer Studie des IW im Auftrag der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw) entfällt fast ein Viertel der jährlichen Bruttowertschöpfung im Märkischen Kreis – und damit 3,6 Milliarden Euro – auf regionale Effekte durch Exporte in Länder der Europäischen Union. Hierzu gehören natürlich Effekte durch direkte Exporte, aber auch indirekte Effekte durch Zulieferung an Exporteure und induzierte Effekte durch die Verausgabung von Einkommen, die im Produktionsprozess für den Export erzielt werden.

Bei einem landesweiten Vergleich liegt der Märkische Kreis im Spitzenfeld, was die Bedeutung der EU-Exporte für die Wirtschaft angeht. In der IW-Studie wird Südwestfalen ausdrücklich als eine von drei Regionen in Nordrhein-Westfalen identifiziert, „deren Wertschöpfung überdurchschnittlich eng mit der EU verknüpft ist”.

Mit einem Anteil von 66 Prozent dominiert das verarbeitende Gewerbe die durch EU-Exporte verursachte Bruttowertschöpfung im Märkischen Kreis klar. NRW-weit sind es zum Vergleich „nur“ 35 Prozent. Hinzu kommen im Märkischen Kreis noch ein Anteil von 20 Prozent, der auf wirtschaftsnahe Dienstleistungen entfällt, sowie ein Anteil von 2 Prozent für „Sonstiges produzierendes Gewerbe“.

Mehr als 46.000 Arbeitsplätze hängen im Märkischen Kreis an den EU-Exporten. Auch hier hat das IW direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplatzeffekte addiert.

„Man kann sich angesichts dieser Zahlen leicht vorstellen, wie stark ein Dexit unsere Region treffen würde”, fasst Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des MAV, die Erkenntnisse zusammen. „Dies legen auch Ableitungen aus der IW-Studie auf Landesebene nahe.” Ein Dexit würde für NRW einen Einbruch von mehr als fünf Prozent der Wirtschaftsleistung bedeuten und fast 490.000 Arbeitsplätze kosten, hat die Studie ermittelt. Das Bundesland profitiert deutlich mehr von der EU als Deutschland insgesamt. Auch der Anteil der Direktinvestitionen von und nach NRW ist im Vergleich viel größer als in Deutschland insgesamt.

„Eine Schwächung der internationalen Kontakte oder gar ein EU-Austritt Deutschlands würde die wirtschaftliche Lage der Betriebe auch in unserer Region enorm verschlechtern. Deshalb, aber natürlich auch aus Wertschätzung für Demokratie und Pluralismus, spricht sich der MAV gegen jede Art von politischem Extremismus in Europa aus”, betont Maier-Hunke. „Von der Wirtschaftspolitik der EU nach der Wahl erwarten sich die heimischen Unternehmer spürbare Impulse für Investitionen und Arbeitsplätze und endlich einen entschlossenen Bürokratieabbau.”

Im MAV sind rund 460 Betriebe mit etwa 60.000 Mitarbeitenden Mitglied. Die Unternehmen entstammen weitgehend der mittelständischen Metall- und Elektro-Industrie. Ihre durchschnittliche Exportquote liegt bei mehr als 30 Prozent. Das Verbandsgebiet des MAV umfasst den nördlichen Märkischen Kreis, Hagen und den Ennepe-Ruhr-Kreis.

Autor:

Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.