Lesung:"Was ist ein lebenswertes Leben?"

Dr. Barbara Schmitz , Lesung im Alten Ratssaal | Foto: Ilona Düppe
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„Was ist ein lebenswertes Leben?“ Mit dieser Frage hat sich Frau Dr. Barbara Schmitz detailliert auseinandergesetzt, nachdem sie gebeten wurde, dazu einen philosophisch geprägten Vortrag zu halten. Letztendlich ist daraus auch ihr Buch mit dem gleichen Titel entstanden, das sie auf einer Lesung des Hospizkreises in Kooperation mit der Buchhandlung Daub zahlreichen Gästen und Mitgliedern im Ratssaal des Alten Rathauses vorstellte.
Um die Frage, was ein lebenswertes Leben ist, zu beantworten, zeigte Barbara Schmitz 3 Möglichkeiten auf: 1.: die Aufstellung objektiver Kriterien. Die Aufstellung objektiver Kriterien ist nicht möglich, weil es sich um die Bewertung menschlicher Individualitäten handelt. Wer über lebenswertes Leben nachdenkt, muss auch über „lebensunwertes“ Leben reden. Diese Thematik kostete im Nationalsozialismus hunderttausende Menschen das Leben. Schon bei Aristoteles und Platon finden sich Überlegungen, dass bestimmte Arten des Lebens nicht wert sind, gelebt zu werden, da sie für die Gemeinschaft von geringem Nutzen und eine Bürde sind. Diesen Menschen wird das wichtigste Recht, das Lebensrecht, abgesprochen.
2.: Man geht davon aus, dass jedes Leben lebenswert ist und 3.: Man nimmt an, dass die Frage nur subjektiv zu beantworten ist. Barbara Schmitz entscheidet sich für den Weg der subjektiven Antworten. Sie stellt fest, dass sie die Frage nach dem lebenswerten Leben persönlich ganz stark tangiert: Sie hat eine geistig behinderte Tochter. Das Leben mit ihr ist für sie ein unglaubliches Glück; durch sie kann sie viel lernen und erleben.
Durch Kontakte zu anderen behinderten Personen -z.B. mit Locked-in Syndrom- oder mit dementen Menschen erkennt sie, dass diese ihr Leben lebenswert finden und gerne leben. Man spricht hier vom Behinderungsparadox. Da das Leben eine dynamische Entwicklung ist, konzentriert sich der Behinderte/Kranke auf das, was er kann (Adaption); seine Werte und seine Identität verändern sich.
Natürlich spiegeln sich gesellschaftliche Bilder und Vorstellungen in der Frage nach dem lebenswerten Leben wider. Bei einem nicht mehr als lebenswert empfundenen Leben muss die erste Frage sein: Wie können wir als Gesellschaft es lebenswert machen? Dabei spielt die Hoffnung eine wichtige Rolle. Hoffnung, die mit Liebe und Nähe zu tun hat und die für kurze Augenblicke zeigt, dass es nicht ganz so schlimm ist.
Die Ausführungen von Barbara Schmitz, die vielfältigen Fragen, aber auch Erfahrungen der Zuhörer mit dementen Angehörigen haben aufgezeigt, wie lebenswert das Leben auch mit Einschränkungen sein kann.
Ilona Düppe bedankte sich im Namen des Hospizkreises und der Buchhandlung Daub bei Frau Dr. Schmitz für den engagierten Vortrag, der zum Nachdenken über lebenswertes Leben in seiner Vielfalt anregte.

Autor:

Ilona Düppe aus Menden (Sauerland)

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