Festkonzert in der Moerser Stadtkirche zu Erntedank mit Liedern von Richard Strauss und Bernd Hänschke
Schlechtes Wetter….

Shuri Tomita, Klavier und Stella Louise Göke, Gesang, mit dem Moerser Komponisten Bernd Hänschke
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  • hochgeladen von Konrad Göke (SPD)

Shuri Tomita, Klavier
Stella Louise Göke, Gesang

hielt doch zahlreiche Besucher am Sonntagnachmittag nicht davon ab, in die Stadtkirche zu eilen, um das Konzert mit Strauß Liedern zum Erntedankfest, Shuri Tomita, Klavier, Stella-Louise Göke, Gesang, nicht zu verpassen. Sie wurden nicht enttäuscht. „Schlechtes Wetter“ hat Richard Strauss (1864 – 1949) 1918 komponiert. Es ist eines dieser Lieder, die es, wie Konrad Göke in seiner Moderation betonte, zu entschlüsseln gilt. Das „alte Mütterlein“, das in Heinrich Heines Gedicht mit seiner Laterne auf der Suche nach Mehl und Eiern durch die Dunkelheit wandelt, wird bei Richard Strauss zur Metapher für das Kriegsjahr 1918 mit Hunger, Not und Elend in der Heimat und das Töchterlein, dessen „ goldene Locken wallen über das süße Gesicht“ ist natürlich die goldene Zukunft, der alle hoffend entgegenblicken.

Die Strauss Lieder, die am Sonntag dargeboten wurden, waren allesamt höchst kunstvolle Impressionen, inniger Glücksmomente. „Breit über mein Haupt dein schwarzes Haar“, hat Strauss als junger Mann komponiert und noch einmal als alter Mann in einer Tonaufnahme eingespielt. Weit über 200 Sängerinnen und Sänger, darunter auch die gerade verstorbene Jessye Norman, haben dieses Lied über die Jahrzehnte auf den Konzertbühnen der Welt gesungen und immer ist beides zu hören, die Sicht der Jugend, wenn Körper aneinandergeschmiegt liegen und umringt von Locken in der Dunkelheit zwei Augenpaare ineinander blicken und die Rückschau, wenn man sich im Alter sehnsuchtsvoll beglückt zurück erinnert.

Strauss zeigt in allen seinen Liedern, dass sie immer darauf angewiesen sind, von Sängerinnen und Sängern interpretiert zu werden, die den Liedern ihren ganz eigenen Ausdruck aus ihrem ganz eigenen Leben geben. Das ist der jungen Sängerin Stella Louise Göke aufs Feinste geglückt, in den leisen Tönen ebenso wie in den expressiven. Präzise Sprachkultur im Gesang und wunderbar einfühlsam begleitet von Shuri Tomita, Dozentin für Klavier an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Geehrte wurde beim Festkonzert ganz besonders der Moerser Komponist Bernd Hänschke in seinem 70zigsten Lebensjahr. Er hatte zum Konzert 5 Lieder zu Texten des völlig in Vergessenheit geratenen Dichters Karl-Oskar Stimmler (1928 – 2017) beigetragen, der im benachbarten Kamp-Lintfort gelebt hat. Der Name Bernd Hänschke steht in der musikalischen Welt für ein musikalisches Werk großer künstlerischer Vielfalt gepaart mit hohen Anforderungen. Typisch seine musikalische Gestaltung so prägnant verschrobener niederrheinischer Zielen wie aus dem Lied „Auf der Nadelspitze“: „Wenn die Füße sich einschränken, wachsen dem Geist Universen entgegen!“

In seiner Moderation hat Konrad Göke darauf hingewiesen, dass der große Komponist Richard Strauss, dessen Werk zu Recht zum Weltkulturerbe gehört, dass diese große künstlerische Leistung nicht unbedingt mit charakterlicher Größe einherging. Richard Strauss war sich 1943 nicht zu Schade einen Choral zur Huldigung von Hans Frank, dem „Schlächter von Polen“ zu komponieren, mit so unsäglichen Zeilen wie: „Wie Lohengrin von Gott gesandt, hat Unheil er (Hans Frank) von uns gewandt“ und warum? Nur um zu verhindern, dass in seine Villa ausgebombte Familien aus München einquartiert werden.

„Und morgen wird die Sonne wieder scheinen…“ aus dem Lied „Morgen“ von Richard Strauss ist uns bis heute umgangssprachlich erhalten geblieben. Damit ging das Erntedankkonzert in Stadtkirche zu Ende und, innig in sich versunken, ging ein still vergnügtes Publikum wieder hinaus in den Regen. Großer, dankbarer Applaus!.

Autor:

Konrad Göke (SPD) aus Moers

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